Ethnien auf dem Rechenschieber
Bei der Vielzahl der Sprach- und Bevölkerungsgruppen, jetzt häufiger auch Ethnien genannt, können Interessenkonflikte und der Verdacht bevorzugter Behandlung der einen und Benachteiligung der anderen Gruppe nicht ausbleiben. Vor der historischen Kulisse der Apartheid und ihren Nachwirkungen wird das irrationale Geflecht von Verdacht und Ressentiment in Namibia noch komplexer, falls man dazu nicht die Distanz, gleichzeitig aber auch die Vertrautheit gewinnt, die aus dem bewussten gemeinsamen, aber nicht kritiklosen Umgang miteinander entsteht.
Genau dieses Dilemma haben die Verfassungsväter zu entschärfen versucht, als sie die Gleichheit vor dem Gesetz und das Verbot der Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe und Geschlecht in Artikel 10 festgeschrieben haben. Mit dem Verbot geht es wie mit den zehn Geboten. Sie sind als ständige Normen da, weil die Vergehen und Verstöße, die sie verbieten sollen, in latenter oder wirklicher Gestalt auch stets präsent sind.
Der DTA-Abgeordnete McHenry Venaani hat den Finger in dieser Woche im Parlament in diese vernarbte Wunde gelegt, die bei jeweiliger politischer Witterung abwechselnd schmerzt oder gar aufbrechen will, zeitweilig aber unbeachtet bleibt. Zu welchen Extremen der Tribalismus sowie die Religions- und Kulturunterschiede in der gegenwärtigen, angeblich aufgeklärten, Zeit führen können, demonstrieren die blutigen, verbissenen Konflikte und Kriege von Israel, Nordirland, der afrikanischen Seenplatte und im Sudan. Der Balkan war kürzlich noch dabei.
Wenn Venaani also die regierende Partei bezichtigt, dass sie ethnische Günstlingswirtschaft betreibe, ist es richtig und natürlich, dass SWAPO-Vertreter empfindlich darauf reagieren. Die Dominanz von Ovambo-Mitbürgern an den Schaltstellen des Staates geht zunächst daraus hervor, dass 50 Prozent der Gesamtbevölkerung auf die Ovambo entfallen und gewiss 95 Prozent dieser Ethnie die regierende Partei, ihre ureigene Partei wählt.
Wenn die regierende Partei jedoch über die Arbeitskommission und die Korrekturmaßnahmen - affirmative action - die ethnische Quote als Argument und Instrument einführt, durch das Unternehmen und sonstige Betriebe in ihrer personellen Zusammenstellung stets das Gesamtbild der Nation Namibia reflektieren sollten, dann muss sich die SWAPO diesen Maßstab selbst gefallen lassen. Und dabei kommt sie schlecht weg. Die "anderen multi-ethnischen 50 Prozent" sind im Kabinett, unter den namibischen Botschaftern sowie unter den Geschäftsführern der Staatsunternehmen nur marginal vertreten.
Wie peinlich, aber auch unwürdig, wenn wir ständig nachrechnen sollten, wie die Ethnien in Gremien und in Posten vertreten sind! Viel wichtiger ist, dass die Anstellung im Staat und in der Privatwirtschaft streng nach Artikel 10, nach Leistung und Qualifikation geschieht und dass jeder Amtsträger unter den Statuten seines Betriebes verantwortlich gehalten wird.
Genau dieses Dilemma haben die Verfassungsväter zu entschärfen versucht, als sie die Gleichheit vor dem Gesetz und das Verbot der Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe und Geschlecht in Artikel 10 festgeschrieben haben. Mit dem Verbot geht es wie mit den zehn Geboten. Sie sind als ständige Normen da, weil die Vergehen und Verstöße, die sie verbieten sollen, in latenter oder wirklicher Gestalt auch stets präsent sind.
Der DTA-Abgeordnete McHenry Venaani hat den Finger in dieser Woche im Parlament in diese vernarbte Wunde gelegt, die bei jeweiliger politischer Witterung abwechselnd schmerzt oder gar aufbrechen will, zeitweilig aber unbeachtet bleibt. Zu welchen Extremen der Tribalismus sowie die Religions- und Kulturunterschiede in der gegenwärtigen, angeblich aufgeklärten, Zeit führen können, demonstrieren die blutigen, verbissenen Konflikte und Kriege von Israel, Nordirland, der afrikanischen Seenplatte und im Sudan. Der Balkan war kürzlich noch dabei.
Wenn Venaani also die regierende Partei bezichtigt, dass sie ethnische Günstlingswirtschaft betreibe, ist es richtig und natürlich, dass SWAPO-Vertreter empfindlich darauf reagieren. Die Dominanz von Ovambo-Mitbürgern an den Schaltstellen des Staates geht zunächst daraus hervor, dass 50 Prozent der Gesamtbevölkerung auf die Ovambo entfallen und gewiss 95 Prozent dieser Ethnie die regierende Partei, ihre ureigene Partei wählt.
Wenn die regierende Partei jedoch über die Arbeitskommission und die Korrekturmaßnahmen - affirmative action - die ethnische Quote als Argument und Instrument einführt, durch das Unternehmen und sonstige Betriebe in ihrer personellen Zusammenstellung stets das Gesamtbild der Nation Namibia reflektieren sollten, dann muss sich die SWAPO diesen Maßstab selbst gefallen lassen. Und dabei kommt sie schlecht weg. Die "anderen multi-ethnischen 50 Prozent" sind im Kabinett, unter den namibischen Botschaftern sowie unter den Geschäftsführern der Staatsunternehmen nur marginal vertreten.
Wie peinlich, aber auch unwürdig, wenn wir ständig nachrechnen sollten, wie die Ethnien in Gremien und in Posten vertreten sind! Viel wichtiger ist, dass die Anstellung im Staat und in der Privatwirtschaft streng nach Artikel 10, nach Leistung und Qualifikation geschieht und dass jeder Amtsträger unter den Statuten seines Betriebes verantwortlich gehalten wird.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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