Falscher Ort, falsche Zeit: Viel Kritik an Para-WM in Dubai
Dubai (dpa) - Am falschen Ort und zur falschen Zeit starten am Freitag die Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Para-Athleten. So sehen es zumindest Sportler und Funktionäre. Viele von ihnen kritisieren sowohl die Wahl des Ausrichters Dubai als auch die durch ihn nötig gewordene Verschiebung in den November. Auch die Rückkehr der seit 2016 gesperrten russischen Athleten zur wichtigen Standort-
Bestimmung neun Monate vor Beginn der Paralympics in Tokio ruft Kritik hervor.
Als besonders unpassend erachtet Friedhelm Julius Beucher aber die Tatsache, dass die WM in Dubai stattfindet. „Es gibt einen großen Drang der Golfstaaten nach Reputation. Die Sportverbände folgen diesem bereitwillig und nehmen schlechte Wettkampf-Bedingungen in Kauf“, sagte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS): „Ich halte die Golfstaaten für ungeeignet für Sport-Freiluftveranstaltungen. Deshalb habe ich die IPC-Entscheidung ebenso mit Kopfschütteln kommentiert wie die Vergabe der Fußball-WM an Katar.“
Auch Sportler kritisieren die Wahl des Ausrichters. „Vor zwei Jahren in London hatten wir in einer Woche 400 000 Zuschauer. Jetzt sind wir froh, wenn wir über die ganze Strecke 400 haben werden“, sagte Niko Kappel, Titelverteidiger im Kugelstoßen und neben Weitspringer Markus Rehm das Aushängeschild der deutschen Para-Leichtathletik: „Neulich in Biberach auf dem Marktplatz haben wir vor 2000 Zuschauern gestoßen. Und dann fährt man zur WM und das Stadion wird leer sein.“
Deshalb könne er „nicht nachvollziehen, dass man Weltmeisterschaften in einer aufstrebenden Sportart an ein Land vergibt, in dem die Sportkultur nur mäßig ausgeprägt ist“, sagte Kappel: „Zumal wir 2015 in Katar waren und damit auch schon in dieser Region. Deshalb frage ich mich: Warum müssen wir schon wieder da hingehen?“
Die durch die Hitze nötige Verschiebung vom üblichen Termin im August mache zudem „die gesamte nächste Saisonplanung sehr schwierig“, meinte Kappel: „Und das im Paralympics-Jahr. Und wenn man nach der WM verletzt ist, läuft einem von der ersten Sekunde an die Zeit davon.“ Der DBS hat reagiert und die WM als Ort für die Normerfüllung aufgenommen. Zudem bedeuten vierte Plätze bei der WM einen Quotenplatz für Tokio.
Doch mit vierten Plätzen will sich der DBS nicht zufrieden geben. „Eine Vorgabe gibt es wie immer nicht. Aber wir fahren dahin, um zu gewinnen“, sagte Beucher, der aus finanziellen Gründen nicht vor Ort sein wird: „Die Kontinuität bei der Aufstellung von Weltrekorden dokumentiert die hohe Klasse unserer Para-Leichtathleten.“ Neben Kappel hatten in diesem Jahr auch Weitspringer Leon Schäfer und die Sprinter Irmgard Bensusan und Johannes Floors Weltrekorde aufgestellt.
2017 holte der DBS mit 21 Athleten 22 Medaillen. Diesmal meldete er 29 Sportler, darunter zwölf Debütanten. „Es ist ein besonders erfreulicher Aspekt, dass immer mehr von unseren jungen Athleten beginnen, kontinuierlich die Weltspitze aufmischen“, betonte Beucher. Hinzu kommen zwei Begleitläufer, einer von ihnen ist der frühere Sprinter Alexander Kosenkow.
Die Rückkehr der Russen, die wegen Staatsdopings von August 2016 bis März 2019 für internationale Wettkämpfe gesperrt waren, erschwert die Medaillenjagd. „Wenn russische Athleten dabei sind, sind sie auch vorne dabei“, sagte Beucher und gab zu bedenken: „Das Unverständnis über die Teilnahme hat sich bei mir nicht gelegt, da es nach wie vor Ungereimtheiten bei der Doping-Bekämpfung gibt.“ Foto: dpa
Bestimmung neun Monate vor Beginn der Paralympics in Tokio ruft Kritik hervor.
Als besonders unpassend erachtet Friedhelm Julius Beucher aber die Tatsache, dass die WM in Dubai stattfindet. „Es gibt einen großen Drang der Golfstaaten nach Reputation. Die Sportverbände folgen diesem bereitwillig und nehmen schlechte Wettkampf-Bedingungen in Kauf“, sagte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS): „Ich halte die Golfstaaten für ungeeignet für Sport-Freiluftveranstaltungen. Deshalb habe ich die IPC-Entscheidung ebenso mit Kopfschütteln kommentiert wie die Vergabe der Fußball-WM an Katar.“
Auch Sportler kritisieren die Wahl des Ausrichters. „Vor zwei Jahren in London hatten wir in einer Woche 400 000 Zuschauer. Jetzt sind wir froh, wenn wir über die ganze Strecke 400 haben werden“, sagte Niko Kappel, Titelverteidiger im Kugelstoßen und neben Weitspringer Markus Rehm das Aushängeschild der deutschen Para-Leichtathletik: „Neulich in Biberach auf dem Marktplatz haben wir vor 2000 Zuschauern gestoßen. Und dann fährt man zur WM und das Stadion wird leer sein.“
Deshalb könne er „nicht nachvollziehen, dass man Weltmeisterschaften in einer aufstrebenden Sportart an ein Land vergibt, in dem die Sportkultur nur mäßig ausgeprägt ist“, sagte Kappel: „Zumal wir 2015 in Katar waren und damit auch schon in dieser Region. Deshalb frage ich mich: Warum müssen wir schon wieder da hingehen?“
Die durch die Hitze nötige Verschiebung vom üblichen Termin im August mache zudem „die gesamte nächste Saisonplanung sehr schwierig“, meinte Kappel: „Und das im Paralympics-Jahr. Und wenn man nach der WM verletzt ist, läuft einem von der ersten Sekunde an die Zeit davon.“ Der DBS hat reagiert und die WM als Ort für die Normerfüllung aufgenommen. Zudem bedeuten vierte Plätze bei der WM einen Quotenplatz für Tokio.
Doch mit vierten Plätzen will sich der DBS nicht zufrieden geben. „Eine Vorgabe gibt es wie immer nicht. Aber wir fahren dahin, um zu gewinnen“, sagte Beucher, der aus finanziellen Gründen nicht vor Ort sein wird: „Die Kontinuität bei der Aufstellung von Weltrekorden dokumentiert die hohe Klasse unserer Para-Leichtathleten.“ Neben Kappel hatten in diesem Jahr auch Weitspringer Leon Schäfer und die Sprinter Irmgard Bensusan und Johannes Floors Weltrekorde aufgestellt.
2017 holte der DBS mit 21 Athleten 22 Medaillen. Diesmal meldete er 29 Sportler, darunter zwölf Debütanten. „Es ist ein besonders erfreulicher Aspekt, dass immer mehr von unseren jungen Athleten beginnen, kontinuierlich die Weltspitze aufmischen“, betonte Beucher. Hinzu kommen zwei Begleitläufer, einer von ihnen ist der frühere Sprinter Alexander Kosenkow.
Die Rückkehr der Russen, die wegen Staatsdopings von August 2016 bis März 2019 für internationale Wettkämpfe gesperrt waren, erschwert die Medaillenjagd. „Wenn russische Athleten dabei sind, sind sie auch vorne dabei“, sagte Beucher und gab zu bedenken: „Das Unverständnis über die Teilnahme hat sich bei mir nicht gelegt, da es nach wie vor Ungereimtheiten bei der Doping-Bekämpfung gibt.“ Foto: dpa
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