Familie, Schnee und Geschenke
"Für die Deutschen ist Weihnachten sehr wichtig. Alle hoffen auf eine weiße Weihnacht und denken nur an Geschenke", hat Theo Oxrub beobachtet. Caroline Naobes meint, der größte Unterschied zu ihrem Weihnachten in Namibia sei, dass in Deutschland zum Feiern alle in ihren Familien blieben. "In Namibia sind wir von Haus zu Haus gegangen, haben alle Nachbarn besucht und Weihnachtslieder in den Straßen gesungen. Hier feiern alle nur zu Hause." Und das findet Erastus Gebhardt eher langweilig.
Schon die Zeit vor Weihnachten ist für die drei ganz anders. Caroline Naobes erzählt: "Es gibt viele Weihnachtsmärkte. Meine Schwester Uschi und ich treffen dort oft Freunde und trinken Glühwein. Das mag ich gerne." Glühwein, ein heißer Wein gewürzt mit Zimt, Nelken, Anis und Zitrone ist wichtig, um bei Temperaturen von bis zu minus 10 Grad Celsius warm zu bleiben. Gegen kalte Füße hilft er nicht, denn trotz dicker Schuhe frieren diese am meisten oder werden gar nass vom Schnee.
Dieses Jahr haben Theo Oxrub, Erastus Gebhardt und Caroline Naobes den Kampf gegen das Heimweh aufgenommen. Caroline Naobes, die seit 2007 in Deutschland verheiratet ist und bei Hannover lebt, hat alle ihre Freunde und Bekannten, die wie sie aus Namibia kommen und in Deutschland wohnen, zu sich eingeladen. "Ein ganzes Wochenende lang nur namibische Musik hören, nur namibische Sprachen sprechen, viel essen und trinken - ich habe mich wie zu Hause gefühlt", erzählt sie. Aus Berlin, Bonn, München und Augsburg reisten die anderen Namibier an, saßen für ihr Weihnachtswochenende mehrere Stunden im Zug oder im Auto. "Caroline hat für uns namibisches Essen gekocht und viele Getränke eingekauft. Eigentlich wollten wir sogar einen Braai auf dem Balkon machen", lacht Theo Oxrub, "aber das ging dann nicht, weil zu viel Schnee lag." Trotzdem waren alle glücklich über ein bisschen namibisches Weihnachtsgefühl und haben fest ausgemacht, sich im nächsten Jahr wieder zu treffen.
Das Weihnachtsfest selbst werden sie in ihren Familien feiern, wie die Deutschen. Caroline Naobes klagt ein bisschen: "Leider ist das nur eine kleine Familie hier in Deutschland. Meine Schwester und ich gehen am 24. in die Kirche und dann zu den Kindern meines Mannes nach Hause. Wir essen alle gemeinsam, ich bringe namibischen Pap mit. Die Familie hier geht am 24. Dezember in die Kirche, nicht wie in Namibia an Silvester! Mir war das in Namibia immer wichtig, vor dem neuen Jahr in die Kirche zu gehen. Hier macht das sonst keiner." Der 25. Dezember, der Tag, an dem ihre Familie in Namibia feiert, ist bei ihr für Telefonate nach Hause reserviert.
Theo Oxrub denkt mit gemischten Gefühlen an das bevorstehende Weihnachtsfest, er freut sich auf das Essen und die Geschenke, ist aber jedes Jahr ein bisschen überwältigt von den Traditionen der Familie seiner Freundin. "Wir gehen erst alle in die Kirche, was hier ein bisschen langweilig ist. Dann kommen wir nach Hause, trinken ein Glas Sekt und setzen uns an einen großen Tisch voll leckerem Essen. Wir essen, essen, essen und trinken. Und wir reden! Aber zum Glück verstehe ich inzwischen, worum es geht, und bin nicht mehr auf Übersetzer angewiesen. Die Mutter meiner Freundin behandelt ihre eigenen Kinder an diesem Tag immer noch wie kleine Kinder, obwohl sie inzwischen ein Enkelkind hat. Das ist wirklich lustig für mich. Zwei Tage vor Weihnachten wird die Tür zum Wohnzimmer zugeschlossen, damit dahinter die Geschenke vorbereitet und der Baum geschmückt werden können. Und es gibt so viele Geschenke! Das war wirklich eine Überraschung für mich bei meinem ersten Weihnachten in Deutschland. Vor dem Baum werden Weihnachtslieder gesungen. So einen Baum voll bunten Kugeln und Kerzen kannte ich auch nicht aus Namibia." Caroline Naobes wirft ein: "Doch, meine Mutter hat jedes Jahr einen Baum geschmückt, das ist in Namibia genauso wie hier. Aber die Deutschen essen vor allem warmes Essen. Das geht um diese Jahreszeit nicht in Namibia. Wir haben immer viel Salat und Obst gegessen."
Salat und Obst wiederum hat Theo Oxrub auch in Namibia nicht gegessen. Genauso wie Erastus Gebhardt freut er sich auf seine Geschenke. Aber während er in Namibia vor Weihnachten gemeinsam mit Freunden überlegte, wo und wie gefeiert wird, macht er sich in Deutschland alleine Gedanken, wie er anderen eine Freude machen könnte. Denn zu der Vorfreude auf die Geschenke, die er bekommen wird, mischt sich das Gefühl, eigentlich auch selbst etwas schenken zu müssen. Und so wird er sich an den Tagen vor Weihnachten noch in die überfüllten Geschäfte drängen müssen und, ganz wie ein Deutscher, den Weihnachtsstress spüren.
Von Theopold Oxrub und Kathrin Reikowski
(Die Autorin lebt in München und spürt dort Geschichten über "Namibier in Deutschland" auf; diese werden in loser Reihenfolge in der AZ veröffentlicht. Wer Ideen hat oder mitwirken will, kann sich an die AZ oder per E-Mail an die Autorin wenden: [email protected])
Schon die Zeit vor Weihnachten ist für die drei ganz anders. Caroline Naobes erzählt: "Es gibt viele Weihnachtsmärkte. Meine Schwester Uschi und ich treffen dort oft Freunde und trinken Glühwein. Das mag ich gerne." Glühwein, ein heißer Wein gewürzt mit Zimt, Nelken, Anis und Zitrone ist wichtig, um bei Temperaturen von bis zu minus 10 Grad Celsius warm zu bleiben. Gegen kalte Füße hilft er nicht, denn trotz dicker Schuhe frieren diese am meisten oder werden gar nass vom Schnee.
Dieses Jahr haben Theo Oxrub, Erastus Gebhardt und Caroline Naobes den Kampf gegen das Heimweh aufgenommen. Caroline Naobes, die seit 2007 in Deutschland verheiratet ist und bei Hannover lebt, hat alle ihre Freunde und Bekannten, die wie sie aus Namibia kommen und in Deutschland wohnen, zu sich eingeladen. "Ein ganzes Wochenende lang nur namibische Musik hören, nur namibische Sprachen sprechen, viel essen und trinken - ich habe mich wie zu Hause gefühlt", erzählt sie. Aus Berlin, Bonn, München und Augsburg reisten die anderen Namibier an, saßen für ihr Weihnachtswochenende mehrere Stunden im Zug oder im Auto. "Caroline hat für uns namibisches Essen gekocht und viele Getränke eingekauft. Eigentlich wollten wir sogar einen Braai auf dem Balkon machen", lacht Theo Oxrub, "aber das ging dann nicht, weil zu viel Schnee lag." Trotzdem waren alle glücklich über ein bisschen namibisches Weihnachtsgefühl und haben fest ausgemacht, sich im nächsten Jahr wieder zu treffen.
Das Weihnachtsfest selbst werden sie in ihren Familien feiern, wie die Deutschen. Caroline Naobes klagt ein bisschen: "Leider ist das nur eine kleine Familie hier in Deutschland. Meine Schwester und ich gehen am 24. in die Kirche und dann zu den Kindern meines Mannes nach Hause. Wir essen alle gemeinsam, ich bringe namibischen Pap mit. Die Familie hier geht am 24. Dezember in die Kirche, nicht wie in Namibia an Silvester! Mir war das in Namibia immer wichtig, vor dem neuen Jahr in die Kirche zu gehen. Hier macht das sonst keiner." Der 25. Dezember, der Tag, an dem ihre Familie in Namibia feiert, ist bei ihr für Telefonate nach Hause reserviert.
Theo Oxrub denkt mit gemischten Gefühlen an das bevorstehende Weihnachtsfest, er freut sich auf das Essen und die Geschenke, ist aber jedes Jahr ein bisschen überwältigt von den Traditionen der Familie seiner Freundin. "Wir gehen erst alle in die Kirche, was hier ein bisschen langweilig ist. Dann kommen wir nach Hause, trinken ein Glas Sekt und setzen uns an einen großen Tisch voll leckerem Essen. Wir essen, essen, essen und trinken. Und wir reden! Aber zum Glück verstehe ich inzwischen, worum es geht, und bin nicht mehr auf Übersetzer angewiesen. Die Mutter meiner Freundin behandelt ihre eigenen Kinder an diesem Tag immer noch wie kleine Kinder, obwohl sie inzwischen ein Enkelkind hat. Das ist wirklich lustig für mich. Zwei Tage vor Weihnachten wird die Tür zum Wohnzimmer zugeschlossen, damit dahinter die Geschenke vorbereitet und der Baum geschmückt werden können. Und es gibt so viele Geschenke! Das war wirklich eine Überraschung für mich bei meinem ersten Weihnachten in Deutschland. Vor dem Baum werden Weihnachtslieder gesungen. So einen Baum voll bunten Kugeln und Kerzen kannte ich auch nicht aus Namibia." Caroline Naobes wirft ein: "Doch, meine Mutter hat jedes Jahr einen Baum geschmückt, das ist in Namibia genauso wie hier. Aber die Deutschen essen vor allem warmes Essen. Das geht um diese Jahreszeit nicht in Namibia. Wir haben immer viel Salat und Obst gegessen."
Salat und Obst wiederum hat Theo Oxrub auch in Namibia nicht gegessen. Genauso wie Erastus Gebhardt freut er sich auf seine Geschenke. Aber während er in Namibia vor Weihnachten gemeinsam mit Freunden überlegte, wo und wie gefeiert wird, macht er sich in Deutschland alleine Gedanken, wie er anderen eine Freude machen könnte. Denn zu der Vorfreude auf die Geschenke, die er bekommen wird, mischt sich das Gefühl, eigentlich auch selbst etwas schenken zu müssen. Und so wird er sich an den Tagen vor Weihnachten noch in die überfüllten Geschäfte drängen müssen und, ganz wie ein Deutscher, den Weihnachtsstress spüren.
Von Theopold Oxrub und Kathrin Reikowski
(Die Autorin lebt in München und spürt dort Geschichten über "Namibier in Deutschland" auf; diese werden in loser Reihenfolge in der AZ veröffentlicht. Wer Ideen hat oder mitwirken will, kann sich an die AZ oder per E-Mail an die Autorin wenden: [email protected])
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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