Fast alles dreht sich ums eigene Team
Durchhalteparolen für das eigene Team bestimmen das Bild, darunter der Ratschlag der Zeitung "Business Day", sich bitte nicht voreilig in die eigene Vuvuzela zu stürzen. So schnell wie die Euphorie am Kap zu Beginn der WM ausgebrochen war, so schnell droht sie nun zu verblassen: Die Aussicht auf frühes Ausscheiden schürt allerorts blankes Entsetzen. "Jetzt brauchen wir ein neues Wunder", lautet der einhellige Tenor der Medien am Kap.
Die 0:1-Niederlage Deutschlands gegen Serbien am Freitag schafft es am Kap deshalb auch nirgends auf die Titelseiten der Wochenendblätter, sondern wird in Chronistenpflicht auf den hinteren Seiten im Sportteil abgehandelt. In den Ausgaben von "Weekend Argus" und "Weekend Star" aus Kapstadt und Johannesburg findet sich zum deutschen Spiel nur ein dünner, langweiliger Agenturbericht von Reuters, der die wichtigsten Spielszenen rekapituliert. Eine Analyse, geschweige denn eine südafrikanische Sicht der Dinge sucht man vergebens.
Größer ist das Interesse hingegen am Abschneiden des englischen Teams, dessen Spieler den meisten Südafrikanern durch die wöchentlichen Liveübertragungen aus der britischen Premier League bestens bekannt sind. Hinzu kommt, dass Rooney und Co. am Freitagabend bei vielen ihrer treuen Fans durch den ausgesprochen dürftigen Auftritt gegen Algerien für schwere Verstimmung sorgten, der sich nun in den Blättern Bahn bricht. Das geringe Interesse am Spiel der Deutschen erklärt sich aber auch damit, dass trotz der Niederlage gegen Serbien eigentlich niemand am Kap an ihr vorzeitiges Ausscheiden glaubt. Zu tief sitzt hier der Respekt vor dem Team von Joachim Löw. Auch können sich die Deutschen noch aus eigener Kraft in die nächste Runde schießen - eine Option, die den Bafanas längst verschlossen ist.
Dennoch ziehen die Zeitungen am Wochenende Parallelen zwischen beiden Teams. "Wie bei uns ist auch die deutsche WM-Euphorie brutal gestoppt worden", heißt es in der Onlineausgabe des Wochenblatts "Mail & Guardian". Zwar könne Deutschland nun zumindest theoretisch erstmals in der Vorrunde scheitern. "Doch bei allem Respekt für unsere schwarzen Brüder in Ghana: dran glauben will niemand", konstatiert das Blatt.
Wie zuvor beim eigenen Team sprechen die Zeitungen unisono auch im Fall der Deutschen von einem Wechselbad der Gefühle. "Nach dem Hype um das junge Team von Joachim Löw und seinem Kantersieg gegen Australien folgte für sie nur fünf Tage eine ähnlich kalte Dusche wie sie uns gegen Uruguay beschert war", meint Robert Marawa, der die WM als Moderator für den südafrikanischen Bezahlsender Supersport aufbereitet. Beide seien nun auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden.
Verblüfft sind Südafrikas Sportreporter dennoch über den plötzlichen Rückschlag der Deutschen, zumal das Team ganz anders als sonst spielen würden - und viele damit überrascht. "Am letzten Sonntag produzierte ihr Team im jugendlichen Überschwang herrlich unbeschwerten Fußball. Gegen Serbien sahen wir eine aus der gleichen Unerfahrenheit herrührende Konfusion, die für Deutschland früher undenkbar gewesen wäre", analysiert etwa Terry Paine, ein ehemaliger britischer Nationalspieler, der seit Jahren zum Expertenkreis von Supersport zählt. Experte im südafrikanischen Fernsehen war übrigens Ernst Middendorp, der Ex-Trainer von Arminia Bielefeld und den Kaizer Chiefs in Johannesburg. Die Schwachstelle im deutschen Team macht er, wie viele andere, bei Badstuber aus.
Mag der ausgeprägte Fokus der Südafrikaner auf dem eigenen Team auch verständlich sein, so ist er doch auch ein weiteres Indiz für die starke Nabelschau eines Gastgeberlandes, das sich schon wegen seiner wirtschaftlichen Ausnahmestellung in Afrika gerne als Mittelpunkt des Universums begreift. Schon deshalb verwundert es nicht, dass sich das Interesse der Südafrikaner an der deutschen WM vor vier Jahren fast ausschließlich auf deren sportlichen Teil beschränkte. Über andere Aspekte, wie etwa die deutsche Politik oder Geschichte, erfuhren die Südafrikaner so gut wie nichts. Wohl aus deshalb, weil die südafrikanischen Medien im Ausland schwach aufgestellt sind. Eigene Korrespondenten gibt es jenseits von Afrika praktisch nirgendwo. Stattdessen verlassen sich alle Medien bei der Auslandsberichterstattung fast nur auf die internationalen Agenturen.
Die meisten Südafrikaner sind deshalb auch über Deutschland, wenn überhaupt, meist nur sehr oberflächlich informiert. Überall dominieren Klischees. Zumeist erschöpft sich das Wissen über Deutschland in den Namen einiger prominenter Kicker, den drei großen Automarken sowie der vermeintlichen Vorliebe der Deutschen für Sauerkraut und Bier. Ansonsten transportieren die südafrikanischen Medien noch immer das Bild des Wirtschaftswunderlandes - und klassischer deutscher Tugenden. Der gegenwärtige Koalitionsstreit in Berlin ist in Südafrika ebenso wenig angekommen wie das Ausmaß der Euro-Krise. Anders als aus Großbritannien schaffen es aus Deutschland allenfalls Kuriositäten in die Blätter am Kap. Als Horst Köhler vor kurzem überraschend seinen Rücktritt bekanntgab, suchte man in fast allen südafrikanischen Blättern vergeblich auch nur nach einer einzigen Zeile dazu.
Die 0:1-Niederlage Deutschlands gegen Serbien am Freitag schafft es am Kap deshalb auch nirgends auf die Titelseiten der Wochenendblätter, sondern wird in Chronistenpflicht auf den hinteren Seiten im Sportteil abgehandelt. In den Ausgaben von "Weekend Argus" und "Weekend Star" aus Kapstadt und Johannesburg findet sich zum deutschen Spiel nur ein dünner, langweiliger Agenturbericht von Reuters, der die wichtigsten Spielszenen rekapituliert. Eine Analyse, geschweige denn eine südafrikanische Sicht der Dinge sucht man vergebens.
Größer ist das Interesse hingegen am Abschneiden des englischen Teams, dessen Spieler den meisten Südafrikanern durch die wöchentlichen Liveübertragungen aus der britischen Premier League bestens bekannt sind. Hinzu kommt, dass Rooney und Co. am Freitagabend bei vielen ihrer treuen Fans durch den ausgesprochen dürftigen Auftritt gegen Algerien für schwere Verstimmung sorgten, der sich nun in den Blättern Bahn bricht. Das geringe Interesse am Spiel der Deutschen erklärt sich aber auch damit, dass trotz der Niederlage gegen Serbien eigentlich niemand am Kap an ihr vorzeitiges Ausscheiden glaubt. Zu tief sitzt hier der Respekt vor dem Team von Joachim Löw. Auch können sich die Deutschen noch aus eigener Kraft in die nächste Runde schießen - eine Option, die den Bafanas längst verschlossen ist.
Dennoch ziehen die Zeitungen am Wochenende Parallelen zwischen beiden Teams. "Wie bei uns ist auch die deutsche WM-Euphorie brutal gestoppt worden", heißt es in der Onlineausgabe des Wochenblatts "Mail & Guardian". Zwar könne Deutschland nun zumindest theoretisch erstmals in der Vorrunde scheitern. "Doch bei allem Respekt für unsere schwarzen Brüder in Ghana: dran glauben will niemand", konstatiert das Blatt.
Wie zuvor beim eigenen Team sprechen die Zeitungen unisono auch im Fall der Deutschen von einem Wechselbad der Gefühle. "Nach dem Hype um das junge Team von Joachim Löw und seinem Kantersieg gegen Australien folgte für sie nur fünf Tage eine ähnlich kalte Dusche wie sie uns gegen Uruguay beschert war", meint Robert Marawa, der die WM als Moderator für den südafrikanischen Bezahlsender Supersport aufbereitet. Beide seien nun auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden.
Verblüfft sind Südafrikas Sportreporter dennoch über den plötzlichen Rückschlag der Deutschen, zumal das Team ganz anders als sonst spielen würden - und viele damit überrascht. "Am letzten Sonntag produzierte ihr Team im jugendlichen Überschwang herrlich unbeschwerten Fußball. Gegen Serbien sahen wir eine aus der gleichen Unerfahrenheit herrührende Konfusion, die für Deutschland früher undenkbar gewesen wäre", analysiert etwa Terry Paine, ein ehemaliger britischer Nationalspieler, der seit Jahren zum Expertenkreis von Supersport zählt. Experte im südafrikanischen Fernsehen war übrigens Ernst Middendorp, der Ex-Trainer von Arminia Bielefeld und den Kaizer Chiefs in Johannesburg. Die Schwachstelle im deutschen Team macht er, wie viele andere, bei Badstuber aus.
Mag der ausgeprägte Fokus der Südafrikaner auf dem eigenen Team auch verständlich sein, so ist er doch auch ein weiteres Indiz für die starke Nabelschau eines Gastgeberlandes, das sich schon wegen seiner wirtschaftlichen Ausnahmestellung in Afrika gerne als Mittelpunkt des Universums begreift. Schon deshalb verwundert es nicht, dass sich das Interesse der Südafrikaner an der deutschen WM vor vier Jahren fast ausschließlich auf deren sportlichen Teil beschränkte. Über andere Aspekte, wie etwa die deutsche Politik oder Geschichte, erfuhren die Südafrikaner so gut wie nichts. Wohl aus deshalb, weil die südafrikanischen Medien im Ausland schwach aufgestellt sind. Eigene Korrespondenten gibt es jenseits von Afrika praktisch nirgendwo. Stattdessen verlassen sich alle Medien bei der Auslandsberichterstattung fast nur auf die internationalen Agenturen.
Die meisten Südafrikaner sind deshalb auch über Deutschland, wenn überhaupt, meist nur sehr oberflächlich informiert. Überall dominieren Klischees. Zumeist erschöpft sich das Wissen über Deutschland in den Namen einiger prominenter Kicker, den drei großen Automarken sowie der vermeintlichen Vorliebe der Deutschen für Sauerkraut und Bier. Ansonsten transportieren die südafrikanischen Medien noch immer das Bild des Wirtschaftswunderlandes - und klassischer deutscher Tugenden. Der gegenwärtige Koalitionsstreit in Berlin ist in Südafrika ebenso wenig angekommen wie das Ausmaß der Euro-Krise. Anders als aus Großbritannien schaffen es aus Deutschland allenfalls Kuriositäten in die Blätter am Kap. Als Horst Köhler vor kurzem überraschend seinen Rücktritt bekanntgab, suchte man in fast allen südafrikanischen Blättern vergeblich auch nur nach einer einzigen Zeile dazu.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen