Flammeninferno nach Unfall
Glück im Unglück: Über zwei Dutzend Menschen standen etwa 50 Meter von den brennenden Lokomotiven entfernt, als ein direkt danebenstehender Diesel-Tankwaggon explodiert ist. „Wir sind um unser Leben gerannt“, sagte eine Augenzeugin der AZ und ergänzte: „Der Knall war nicht sehr laut, aber die Hitzewelle hat uns fast umgeworfen.“
„Hauptsache ist, dass mein Personal unverletzt blieb“, sagte Transnamib-Geschäftsführerin Sara Naanda noch am Donnerstagabend an der Unfallstelle. Sie habe kurz nach 18 Uhr von dem Zusammenstoß erfahren und sei sofort die etwa 200 Kilometer lange Strecke nach Kranzberg gefahren. Sie ergänzte: „Man kann Menschenleben und Sachschaden nicht vergleichen.“ Naanda habe sofort ihren zuständigen Minister benachrichtigt. Sogar Präsident Hifikepunye Pohamba habe sich bei ihr über das Ausmaß dieses Unheils erkundigt.
Laut dem staatlichen Transportunternehmen TransNamib ist der Unfall auf eine Kollision von zwei Güterzügen zurückzuführen. Dies teilte die Firma am Freitag schriftlich mit. So sei der mit Steinkohle, Sprit und Container beladene Güterzug 2701, von Walvis Bay aus kommend, mit dem Güterzug 2612 auf der Station Kranzberg kollidiert. Die Zeit des Aufpralls wird mit 18.15 Uhr angegeben. Laut Augenzeugenberichten habe der Zug 2701 die Gleise gewechselt, dabei sei der Zug 2612 mit einem Tankwaggon des entgegenkommenden Zuges kollidiert. Vier Waggons seien entgleist. Der in der Lokomotive SDD0016 entfachte Brand habe sich schnell ausgebreitet. Binnen Minuten hätten die Flammen auch die angekoppelte Lokomotive SDD0014 heimgesucht. Der gerammte Tankwaggon, der mit Diesel beladen war, sei dabei ebenfalls in Brand geraten.
„Die Flammen waren gewaltig“, sagte eine Augenzeugin der AZ. Und: „Die Hitze war unbeschreiblich.“ Die Feuerwehr aus Usakos und Karibib sei wenige Minuten danach an der Unfallstelle gewesen und habe letztlich die Feuerwehr aus Swakopmund um Hilfe gebeten. „Wir haben zwei Wagen entsandt“, sagte Swakopmunds Hauptfeuerwehrmann Adri Goosen der AZ. Laut Goosen sei der Tankwaggon wegen einer BLEVE explodiert. Eine BLEVE (boiling liquid expanding vapour explosion) ist eine Gasexplosion einer expandierenden Flüssigkeit – die Folgen können katastrophal sein. „Es war heller als der hellste Tag, als der Tankwaggon explodierte“, so die Augenzeugin. Den Knall wollen Bewohner im zwölf Kilometer entfernten Usakos gehört haben. Den Brand habe die Feuerwehr gegen 20.30 Uhr gelöscht. Allerdings habe die Feuerwehr bis 1.30 am Freitagmorgen die anderen Tankwaggons mit Wasser bespritzt, um diese abzukühlen.
Laut TransNamib wurde der Zugverkehr zwischen der Küste und dem Inland nicht beeinträchtigt. Die beiden Lokomotiven und der Tankwaggon könnten nicht mehr kostengünstig repariert werden. Der finanzielle Schaden ist bislang unbekannt, allerdings reicht dieser in Millionenhöhe.
Von Erwin Leuschner,
Swakopmund/Usakos
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Allgemeine Zeitung
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