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Fleischhygiene: Zweierlei Maß
Fleischhygiene: Zweierlei Maß

Fleischhygiene: Zweierlei Maß

Betr.: „Kapana“-Verkäufer beim Wildern erwischt (AZ, 4.12.2018)
Bei meinem Besuch kürzlich in Namibia wurde ich durch den Bericht in der AZ vom 4.12.18 über den Transport von gewildertem Rindfleisch von Okahandja Richtung Windhoek und der Verhaftung von traditionellen Fleischhändlern, sogenannten Kapana-Verkäufern, auf das Problem der Fleischhygiene aufmerksam.

In Namibia scheint es bei der Fleischhygiene zweierlei Maß zu geben. So existiert in Fleischereien und Gaststätten ein streng kontrollierter Ablauf von der Herkunft des Fleisches über die Verarbeitung bis zur Hygiene des Verkaufspersonals, währenddessen es beim informellen Fleischhandel keine Überwachung zu geben scheint. Dagegen sind in Deutschland die Tierärzte zum größten Teil für die Einhaltung der Fleischhygienevorschriften von der Herkunft bis zum Endverbraucher zuständig, d.h. verantwortlich für die Gesundheit der Bevölkerung.

Gerade in Ballungszentren ist die Einhaltung bestimmter Maßnahmen wichtig; die ständigen Neuerkrankungen von Hepatitis E in Windhoek weisen deutlich auf mangelnde Hygienezustände hin. Es handelt sich hauptsächlich um Krankheiten die durch Schmierinfektionen, die durch verschiedene Viren und Bakterien übertragen werden. An erster Stelle Salmonellen gefolgt von Shigella Campylobacter, Yersinien, Clostridia, Bacillus cereus und Vibrio cholerae.

Des Weiteren können einzellige Parasiten sogenannte Protozoen wie Amöben und Giardien durch den erwähnten Infektionsweg übertragen werden. Geschweige denn die Übertragungsmöglichkeit von Hepatitis A. Besonders immungeschwächte Personen wie z.B. HIV-Infizierte reagieren extrem auf Infektionen dieser Art.

Es scheint als würde die mangelnde Durchführung der Aufsichtspflicht der Tierärzte und Gesundheitsinspektoren mit dem Argument des traditionellen Fleischkonsums gerechtfertigt und damit werden die desaströsen hygienischen Bedingungen weiterhin gestattet - und setzen die Gesundheit der Bevölkerung in den Ballungszentren aufs Spiel und belasten das staatliche Gesundheitssystem unnötig.

In ländlichen Gebieten wo der Käufer den Verkäufer persönlich kennt und der Verkäufer über die Herkunft des Fleisches genauestens Bescheid weiß, ist mit dem traditionellen Fleischhandel die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsübertragung geringer, wenn auch nicht ausgeschlossen. Durch die deutlich geringere Bevölkerungsdichte ist dies auch medizinisch gesehen zu bewältigen. Da auch hier sehr wahrscheinlich eine amtliche Fleischbeschauung fehlt, kann natürlich der Rinderbandwurm übertragen werden, welcher aber mit einfachen Medikamenten behandelt werden kann.

Ich verstehe die Ignoranz der zuständigen Ämter und ihrer Hüter gegenüber den unhaltbaren hygienischen Zuständen bei der Fleischverarbeitung im informellen Sektor nicht. Sie könnten Kraft ihres Amtes durchgreifen und den Markt kontrollieren um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und dem Gesundheitssystem Kosten zu sparen.

Claus Schwald, Much (Deutschland)

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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