Fliegen - der Traum von einer grenzenloser Freiheit

Langsam rollt die Cessna 175 zum Hangar. Vor den großen Toren der Halle wartet mit der Kamera in der Hand Jacques Jacobs, Eigentümer und Lehrer an der Swakop Flying School in Swakopmund. Aus dem Flieger steigt Stuart Crawford. Schweißnass ist sein Hemd und auch seine verschwitzten Hände muss er vorab an seiner Jeans abreiben, bevor er sie seinem Fluglehrer entgegenstreckt. Seine Aufregung ist regelrecht spürbar.

Crawford hat soeben seinen ersten Soloflug absolviert. "Das ist fantastisch, das ist überwältigend", stammelt er immer wieder. Obwohl beim Fliegen strenges Alkoholverbot herrscht, schenkt Jacobs seinem Schüler später an der Bar des anliegenden Fallschirmsprung- Unternehmens erst einmal zwei Jägermeister ein: Einen für die Nerven, den anderen für die erfolgreiche Landung. Schließlich ist Jacobs' Flieger nicht zu Bruch gegangen und das allein sei schon einen zweiten Jägermeister wert, sagt er.

Derweil kommt Crawford aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: "Er ließ mich das Flugzeug anhalten, öffnete die Tür, stieg aus und sagte plötzlich einfach 'und los'", beschreibt er die Handlung seines Fluglehrers. "Ich denke mal, dass er mich nicht mit einer Vorankündigung verwirren wollte." Er könne sich erinnern, nach dem Abheben aus dem Fenster geschaut zu haben.

"Hey, ich war ganz allein da oben", sprudelt es aus ihm heraus, "das ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl". Doch dann sei ihm gleich die Erkenntnis gekommen, dass er auch wieder landen müsse, "und meine bisherigen Versuche sind ja nicht gerade rühmlich gewesen", gesteht Crawford. Sein Soloflugerlebnis teilt Crawford an diesem Tag mit Norbert Sadlowski und dem jüngsten Flugschüler Kurt Clausen. Clausen ist 17 Jahre alt, gesetzlich zwar gerade erst alt genug für den Pilotenschein, aber er hat schon eine Menge Flugerfahrung auf dem Buckel.

"Angefangen habe ich mit dem Segelfliegen, dann reizte mich das Fliegen mit dem Leichtflugzeug und jetzt will ich es halt richtig wissen und meine Flugschein machen", betont er. Sadlowski wiederum hat eine Abwechslung zu seinem Beruf als Wirt hinter der Brauhaustheke gesucht und ist mittlerweile ebenfalls stolzer Besitzer des Pilotenscheins. Jacques Jacobs lehrt und fliegt aus Leidenschaft. Der Fluglehrerberuf ist sein Hobby, denn eine Festanstellung hat Jacques als Pilot beim Fischereiministerium. Seit einem Jahr betreibt er mit seiner Frau Wiana die Swakop Flying School.

Mit Norbert Sadlowski haben inzwischen vier Schüler bei Jacobs erfolgreich die theoretischen Tests bestanden und bei einem Prüfer, der sich "nicht beeinflussen lässt", den Prüfungsflug absolviert. Zehn weitere Flugbegeisterte meisterten unterdessen ihre Soloflüge und bereiten sich auf ihren Abschluss vor. Bestehen muss der Schüler sechs theoretische Examen, angefangen mit dem "Principles of Flights", bei dem er über die Grundlagen des Fliegens Bescheid wissen sollte. Bei dem mechanischen Test "Aircraft technical" sind die technischen Details des Flugzeugs gefragt. Hinzu kommen Wetterkunde und Flugregeln, auch die Reaktion eines menschlichen Körpers in der Luft sollte man verstehen. Zwischendrin wird immer wieder Starten und Landen geübt - in bis zu 45 Flugstunden. Eine Flugstunde kostet 830 Namibia-Dollar, "wobei der Betrag natürlich je nach Treibstoffpreis variieren kann", sagt Wiana Jacobs zu dem doch recht teuren Hobby.