"Für mich muss alles einmalig sein"
Konzentriert bohrt Hans Kolberg kleine Löcher in eine Weißblechplatte. Auf das Blech hat er ein Mountainbike skizziert. Die vielen winzigen Löcher nimmt er als Ausgangspunkte, um mit der Laubsäge behutsam Kette, Rahmen, Reifen und Schaltung auszusägen. Ein kleines, detailgetreues Fahrrad aus Blech entsteht. "Mit Arbeiten für ein Mountainbike-Rennen ging eigentlich alles los", erzählt Kolberg. 2006 fragte ihn sein Bruder Holger, ob er nicht Medaillen für den Hunsberg Hellride herstellen könne. Kolberg konnte. In seiner Werkstatt im südlichen Industrieviertel von Windhoek sägte er ein Zahnrad aus Metall aus. Darauf lötete er mit Kupfer die Jahreszahl des Rennens "2006" und gravierte den Name des Rennens ein. An die untere Hälfte des Zahnrads brachte er mit Schrauben ein Stück Fahrradkette an. Fertig war sein erstes Meisterwerk.Seine Medaillen kamen in der Szene gut an, so bekam er den Job für den Desert Dash. "Jeder Fahrer kriegt eine Medaille, in die sein Name und die Zeit, in der er das Rennen absolvierte, eingraviert ist", sagt Kolberg. Die Namen präge er schon vor dem Wettbewerb ein. "Bei einer so großen Teilnehmerzahl schaffe ich das sonst zeitlich einfach nicht." Dennoch besteht für die Rad-Rennfahrer keine Garantie auf die begehrte Auszeichnung. Die Regel sagt, dass die Fahrer den Desert Dash in 24 Stunden absolvieren müssen. "Der letzte Fahrer, der es in dieser Zeit schafft, wirft die Medaillen derer, die nicht im Ziel ankommen, in Swakopmund ins Meer", so Kolberg. In diesem Punkt kennt der Künstler keine Gnade. "Ich mach das Zeug nicht einfach so, du musst mit Leistung für Deine Medaille bezahlen." Er selbst fahre den Desert Dash jedes Jahr mit, und findet: "Die Auszeichnung muss man sich verdienen."
Talent in die Wiege gelegt
Das Talent für die Arbeiten mit Schwarzblech, Weißblech, Kupfer, Aluminium und Messing ist Hans Kolberg praktisch in die Wiege gelegt. Sein Vater Hermann war Schlosser. "Der konnte mit seinen Händen ungefähr alles machen", erzählt Kolberg. Zu Hause habe sein Vater oft Schalen oder Gongs aus Kupfer und Messing hergestellt. Sohn Hans schaute zu - und lernte. "Er hat mir wirklich viel beigebracht und mir manchmal auch die Ohren lang gezogen, wenn ich bei der Arbeit etwas falsch gemacht habe", sagt Hans Kolberg. Bereits mit zehn Jahren fing der heute 63-Jährige an, Konstruktionen auszutüfteln. Er habe Baupläne von Flugzeugen gemacht, sie auf Holz abgepaust und ausgesägt. Dann habe er die Segler mit Spannpapier überzogen und fliegen lassen. "Da musste ich schon viel ausprobieren: Aber durch solche Arbeiten lernst du, wie so ein Flugzeug arbeitet."
Seinen Tüftlergeist bewahrte sich Hans Kolberg. Ihn reizt es, neue Dinge auszuprobieren. "Alles muss bei mir einmalig sein", sagt er. Auf seinem Computer zeigt er ein Bild von einem Pokal, den er einmal für ein Fahrradrennen gemacht habe. Auf dem Foto ist ein Modell aus Pappe zu sehen. "Das gibt es nicht mehr. Ich habe es zerrissen und in die Mülltonne geschmissen." Kolberg ist keiner der zurückschaut - seine Gedanken gehören immer schon der nächsten Konstruktion. Die Ideen kommen ihm meistens nachts, erzählt er. "Dann, wenn ich nicht schlafen kann, ist da plötzlich so ein Blitzgedanke und ich weiß, wie das nächste Werk aussieht." Er ist mehr Künstler als Handwerker. Zwar betreibt er auch eine Kassen-Reparatur, seine Leidenschaft gehört aber der kreativen Arbeit.
"Manche sagen, dass ich spinne"
"Mittlerweile habe ich auch schon verschiedene andere Aufträge bekommen, die mit den Radrennen nichts zu tun haben", so Kolberg. So sei vor kurzem eine junge Frau zu ihm gekommen, die ein Kunstwerk für die goldene Hochzeit ihrer Eltern haben wollte. Ihren Wunsch erfüllte der Künstler auf kreative Weise: Vor einer hügeligen Landschaft stehen zwei alte Aloen. Daneben ragen drei junge Aloen in die Höhe - als Symbol für die drei Töchter des Paars. Durch die verschiedenen Materialien, die Kolberg verwendet, bekommt das Bild Tiefe.
Nicht jeder hat Verständnis, für das was Hans Kolberg tut: "Manche Leute sagen mir, ich spinne, weil ich das alles von Hand mache und kein Laser-Schneidegerät verwende", sagt er. Für ihn sei der Laser aber Tabu. Schließlich bekämen die Kunstwerke ja erst durch die Handarbeit ihren Wert. Bei seiner Arbeit für den diesjährigen Desert Dash will sich der Künstler über die Schulter schauen lassen. "Immer wieder fragen mich Leute, ob sie sich mal anschauen dürfen, was ich mache und meine Tricks lernen können", so Kolberg. Zumindest das Anschauen, möchte er ihnen ermöglichen. "Ob sie das auch so hinbekommen, das schauen wir dann mal." Einen Monat vor dem Wettbewerb möchte er immer freitagnachmittags seine Werkstatt öffnen und Menschen zeigen: es geht auch noch von Hand.
Matthias Mockler
Talent in die Wiege gelegt
Das Talent für die Arbeiten mit Schwarzblech, Weißblech, Kupfer, Aluminium und Messing ist Hans Kolberg praktisch in die Wiege gelegt. Sein Vater Hermann war Schlosser. "Der konnte mit seinen Händen ungefähr alles machen", erzählt Kolberg. Zu Hause habe sein Vater oft Schalen oder Gongs aus Kupfer und Messing hergestellt. Sohn Hans schaute zu - und lernte. "Er hat mir wirklich viel beigebracht und mir manchmal auch die Ohren lang gezogen, wenn ich bei der Arbeit etwas falsch gemacht habe", sagt Hans Kolberg. Bereits mit zehn Jahren fing der heute 63-Jährige an, Konstruktionen auszutüfteln. Er habe Baupläne von Flugzeugen gemacht, sie auf Holz abgepaust und ausgesägt. Dann habe er die Segler mit Spannpapier überzogen und fliegen lassen. "Da musste ich schon viel ausprobieren: Aber durch solche Arbeiten lernst du, wie so ein Flugzeug arbeitet."
Seinen Tüftlergeist bewahrte sich Hans Kolberg. Ihn reizt es, neue Dinge auszuprobieren. "Alles muss bei mir einmalig sein", sagt er. Auf seinem Computer zeigt er ein Bild von einem Pokal, den er einmal für ein Fahrradrennen gemacht habe. Auf dem Foto ist ein Modell aus Pappe zu sehen. "Das gibt es nicht mehr. Ich habe es zerrissen und in die Mülltonne geschmissen." Kolberg ist keiner der zurückschaut - seine Gedanken gehören immer schon der nächsten Konstruktion. Die Ideen kommen ihm meistens nachts, erzählt er. "Dann, wenn ich nicht schlafen kann, ist da plötzlich so ein Blitzgedanke und ich weiß, wie das nächste Werk aussieht." Er ist mehr Künstler als Handwerker. Zwar betreibt er auch eine Kassen-Reparatur, seine Leidenschaft gehört aber der kreativen Arbeit.
"Manche sagen, dass ich spinne"
"Mittlerweile habe ich auch schon verschiedene andere Aufträge bekommen, die mit den Radrennen nichts zu tun haben", so Kolberg. So sei vor kurzem eine junge Frau zu ihm gekommen, die ein Kunstwerk für die goldene Hochzeit ihrer Eltern haben wollte. Ihren Wunsch erfüllte der Künstler auf kreative Weise: Vor einer hügeligen Landschaft stehen zwei alte Aloen. Daneben ragen drei junge Aloen in die Höhe - als Symbol für die drei Töchter des Paars. Durch die verschiedenen Materialien, die Kolberg verwendet, bekommt das Bild Tiefe.
Nicht jeder hat Verständnis, für das was Hans Kolberg tut: "Manche Leute sagen mir, ich spinne, weil ich das alles von Hand mache und kein Laser-Schneidegerät verwende", sagt er. Für ihn sei der Laser aber Tabu. Schließlich bekämen die Kunstwerke ja erst durch die Handarbeit ihren Wert. Bei seiner Arbeit für den diesjährigen Desert Dash will sich der Künstler über die Schulter schauen lassen. "Immer wieder fragen mich Leute, ob sie sich mal anschauen dürfen, was ich mache und meine Tricks lernen können", so Kolberg. Zumindest das Anschauen, möchte er ihnen ermöglichen. "Ob sie das auch so hinbekommen, das schauen wir dann mal." Einen Monat vor dem Wettbewerb möchte er immer freitagnachmittags seine Werkstatt öffnen und Menschen zeigen: es geht auch noch von Hand.
Matthias Mockler
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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