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Für nichts gibt's auch nichts

Das wollte die Stadtverwaltung dann doch nicht auf sich sitzen lassen: "Wir haben niemals Häuser von noch lebenden Rentnern zwangsversteigert", betonte Windhoeks Bürgermeister Matheus Shikongo jetzt, nachdem es nicht nur Proteste von Betroffenen in Katutura, sondern auch dementsprechende Medienberichte gegeben hatte. Die Stadtverwaltung unter Beschuss, angeblich herzlos, gefühllos und geldgierig.

Es war gut, dass die Behörde jetzt ihre Sicht der Dinge dargelegt und Licht in das komplizierte Prozedere von Zwangsversteigerungen gebracht hat. Auch ich habe mein Bild revidiert. Fest steht doch: Die Stadt muss Maßnahmen ergreifen, um irgendwie das Geld der säumigen Zahler von Strom- und Wasserrechnungen einzutreiben. Die Außenstände dafür belaufen sich inzwischen auf 200 Mio. N$. Geld, das der Stadt zusteht und gebraucht wird. Wenn es fehlt, werden über kurz oder lang die Preise für den städtische Service hochgehen - dann sind wir alle betroffen, und am schlimmsten genau die, die schon jetzt Probleme mit ihren Rechnungen haben.

Die Stadt ist kein Wohnungsbauunternehmen, das gerne Häuser verkaufen möchte - viel kommt bei der Versteigerung der Bruchbuden ohnehin nicht rum. Und vor der endgültigen Zwangsräumung eines Schuldners stehen meist jahrelange Verhandlungen mitsamt dem Angebot von Seiten der Behörde, Hilfe beim Abbau der Außenstände eines Kunden zu leisten und Tipps für verantwortungsvolle Strom- und Wasserverwendung zu liefern.

Irgendwie war es ja zu erwarten, dass die Stadt bei ihrer Pressekonferenz mit der gerne gezückten Rassenkarte konfrontiert wurde: Nur bestimmte "Klassen" könnten sich doch die städtischen Dienstleistungen noch leisten, moserte ein Journalist. Das konnte die Verwaltung jedoch schnell vom Tisch wischen: Säumige Zahler gibt es nicht nur in Katutura, sondern auch in Ludwigsdorf - und vor allem auch ungeachtet der Hautfarbe.

Manche können, viele wollen aber vielleicht auch gar nicht bezahlen, da kann man Windhoeks Finanzchef Roger Gertze nur zustimmen: Erst heulen sich säumige Zahler bei der Stadtverwaltung aus und brausen dann im getunten BMW mit zwei Handys in der Tasche, den Markenschuhen am Fuß und dem ipod auf den Ohren von dannen. Das passt nicht zusammen.

So hart es klingt: Für nichts gibt's eben in dieser Welt auch nichts. Wasser und Strom kosten Geld. Keine Frage, mit einer mickrigen Rente von wenigen hundert Dollar ist das Überleben ein Seiltanz. Aber: Es gibt Bürger, die es trotzdem schaffen, davon ihre Strom- und Wasserrechnungen zu bezahlen. Es ist also möglich, wenn man sich im Haushalten mit dem Geld und mit dem Verbrauch der städtischen Dienstleistungen übt. Der Zwangsverkauf eines Hauses als wirklich letzter Schritt kann also fast immer verhindert werden. Klar eignet er sich für polemische Stimmungsmache im Volk, doch ist das Ganze beim genaueren Hinschauen weder herzlos noch geldgierig.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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