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Frankreich elektrisiert

Während Australien mit 10:12 gegen Titelverteidiger England den Kürzeren zog, unterlag Neuseeland mit 18:20 dem WM-Gastgeber Frankreich - und das in der walisischen Hauptstadt Cardiff. Der für Frankreich unglückliche Austragungsort hatte im Vorfeld der Partie für Aufregung gesorgt, viele Franzosen waren ob des Verlusts des Heimvorteils verärgert.

Nach dem Sieg über der Equipe Tricolore über die favorisierten "All Blacks" aber herrscht in Frankreich Eitel Sonnenschein und eine riesige WM-Euphorie. Die französische Sportzeitung "L'Equipe" jubelte nach dem Viertelfinal-Erfolg trotz eines 3:13-Rückstands zur Pause: "Die französische Mannschaft hat eine der großartigsten Leistungen ihrer Geschichte gezeigt."

Die anderen Zeitungen zogen nach. "Le Journal du Dimanche" titelte: "Enorm!", "Le Parisien" schrieb: "Die Franzosen haben alle zum Besten gehalten, und jetzt sind die Engländer dran." England ist am kommenden Samstag Halbfinalgegner Frankreichs. "La Depeche du Midi" aus der Rugbyhochburg Toulouse veröffentlichte wahre Lobeshymnen auf die Leistung der Franzosen: "Die heilige Flamme, die in der französischen Mannschaft an diesem grandiosen Abend brannte, schrumpfte nie. Am Ende verschlang sie die Favoriten, die sich noch lange fragen werden, was das Geheimnis hinter diesen teuflischen Franzosen ist."

Die neuseeländische Öffentlichkeit war nach der Niederlage geschockt. Erst einmal konnten die All Blacks den Titel holen, bei der WM 1987. Neuseeland verspielte eine Halbzeitführung von 13:3 und hatte einer aufopferungsvoll kämpfenden französischen Mannschaft in der zweiten Hälfte nichts mehr entgegenzusetzen.

16,6 Millionen französische Fernsehzuschauer verfolgten die Begegnung, was neuen Jahresrekord für den Sender TF1 bedeutet. 13 Millionen sahen die Debatte zwischen den Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy und Segolene Royal im Mai.

Im zweiten Viertelfinale am Samstag gab es ebenfalls eine Überraschung: Titelverteidiger England warf Australien mit 12:10 aus dem Turnier. Vor der Partie war die Atmosphäre von beiden Seiten angeheizt worden, am Ende hatte England wie schon bei den Weltmeisterschaften 1995 und 2003 die Nase vorn.

Die Engländer kamen mit dem Druck von Beginn an besser zurecht und führten schon zur Halbzeit mit 10:6. Australien fand gegen die ehrgeizigen Engländer nie zu seinem Rhythmus und agierte teilweise übernervös. Mann des Tages war der Engländer Jonny Wilkinson, der einen neuen WM-Punkterekord aufstellte. Mit seinem zweiten von insgesamt vier Penalties in der 26. Minute brach er den Rekord über 227 Punkte des Schotten Gavin Hastings. Wilkinson hatte Australien schon 2003 aus dem Turnier geschossen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-29

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