Frankreichs neue Kulturministerin: Retterin in der Not?
Paris (dpa) - Das Pariser Rodin-Museum muss Werke verkaufen, um zu überleben; der Direktor der Pariser Oper wirft wegen der immensen Verluste das Handtuch. In Frankreichs coronagebeutelter Kulturszene herrscht Untergangsstimmung. Die Kultur befinde sich in einer apokalyptischen Situation, warnte der Intendant des wegen der Pandemie abgesagten Theaterfestivals Avignon Olivier Py. Rettung erhofft man sich nun von der neuen Kulturministerin Roselyne Bachelot, einer krisenerprobten Politikerin.
Sie sei eine Löwin, eine Kämpferin, ein politisches Tier, eine Frau mit Charakter, die kein Blatt vor den Mund nimmt - so die ersten Reaktionen der Kulturwelt. Die 73-Jährige war eine der großen Überraschungen der kürzlichen Regierungsumbildung von Präsident Emmanuel Macron. Niemand hatte mit ihrer Rückkehr in die Politik gerechnet, die die einstige Ministerin für Gesundheit und später für Solidarität und sozialen Zusammenhalt 2012 verlassen hatte.
Bachelot, 1946 als Tochter eines Widerstandskämpfers und Abgeordneten der Gaullisten geboren, hat seit den 80er Jahren wichtige Regierungsposten besetzt. Sie war die erste Ministerin für Ökologie und nachhaltige Entwicklung (2002-2004) unter dem bürgerlichen Jacques Chirac. Nach einer Zeit im Europäischen Parlament wurde sie unter dem konservativen Nicolas Sarkozy zunächst Ministerin für Gesundheit und Sport (2007-2010), später dann für Solidarität und sozialen Zusammenhalt (2010-2012).
Als Gesundheitsministerin wurde sie wegen ihres Krisenmanagements beim H1N1-Virus (Schweinegrippe) stark kritisiert. Sie hatte einen Vorrat von über einer Milliarde Schutzmasken anlegen lassen. Doch die Zahl der Todesopfer in Frankreich blieb gering und Bachelot wurde vorgeworfen, die Gefahr überschätzt zu haben. Die Folge: Der Masken-Vorrat wurde stark reduziert. Mit Ausbruch der Corona-Krise hatten die Reserven dann ihren Tiefpunkt erreicht, weswegen Macrons Regierung in heftige Kritik geriet - und Bachelot rehabilitiert und wegen ihrer Vision gefeiert wurde.
Mit ihrer Direktheit und ihrem resoluten Auftreten hat sie sich Respekt verschafft. Sie ist überzeugte Feministin und hat sich 1998 als eine der wenigen innerhalb des bürgerlichen Lagers für die gleichgeschlechtliche Ehe und Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare eingesetzt.
Die Kulturwelt, die sich politisch eher im linken Spektrum ansiedelt, hat die aus dem konservativen Lager kommende Politikerin denn auch mehrheitlich begrüßt. Man setzt auf ihre prominente Persönlichkeit und auf ihre Erfahrung mit den Mechanismen des Staates. Ein weiterer Grund ist, dass Bachelot bekannt für ihre Opernleidenschaft ist. Seit 2012 wirkte sie zudem als Kultur-Moderatorin und schrieb wöchentliche Opern-Kolumnen.
„Sie hat eine Herkulesarbeit vor sich“, sagte Festivalintendant Olivier Py im Interview der Zeitschrift „Les Inrockuptibles“. Aber sie sei eine Frau mit Überzeugungen, die gegen die „Technokraten“ im Finanzministerium kämpfen müsse, die keine Kunstliebhaber seien und noch nicht verstanden hätten, dass die Kultur mehr zur Wirtschaftsleistung beitrage als die Automobilindustrie, so Py.
Damit spielt der Intendant auf die acht Milliarden Euro an, die die französische Regierung der Automobilindustrie an Corona-Wiederaufbauhilfen versprochen hat - drei Milliarden mehr als für die Kultur. Nur wenige Tage nach ihrer Ernennung verkündete Bachelot 1,6 Milliarden Euro zusätzlich. Gleichzeitig räumte sie ein, dass ihre Aufgabe nicht darin bestehe, Geld zu erbetteln, sondern Projekte auf die Beine zu stellen. Eines davon ist eine Art Festival-Krisentreffen in Avignon. Dass man Geld geben müsse, sei eine Grundbedingung, aber man müsse weiter gehen, sagte sie der Wochenzeitung „Télérama“.
Das zentralistisch organisierte Frankreich hat einen großen Verschleiß an Kulturministern. Die Kulturszene wartet seit Jahren vergeblich auf einen Hoffnungsträger. Wirkten im Kulturministerium früher Größen wie André Malraux und Jack Lang, so gaben in den vergangenen Jahren Politikerinnen und Politiker wie Aurélie Filippetti, Fleur Pellerin, Audrey Azoulay, Françoise Nyssen und zuletzt Franck Riester einander die Klinke in die Hand. Die durchschnittliche Amtszeit betrug gerade einmal 19 Monate.
Sie sei eine Löwin, eine Kämpferin, ein politisches Tier, eine Frau mit Charakter, die kein Blatt vor den Mund nimmt - so die ersten Reaktionen der Kulturwelt. Die 73-Jährige war eine der großen Überraschungen der kürzlichen Regierungsumbildung von Präsident Emmanuel Macron. Niemand hatte mit ihrer Rückkehr in die Politik gerechnet, die die einstige Ministerin für Gesundheit und später für Solidarität und sozialen Zusammenhalt 2012 verlassen hatte.
Bachelot, 1946 als Tochter eines Widerstandskämpfers und Abgeordneten der Gaullisten geboren, hat seit den 80er Jahren wichtige Regierungsposten besetzt. Sie war die erste Ministerin für Ökologie und nachhaltige Entwicklung (2002-2004) unter dem bürgerlichen Jacques Chirac. Nach einer Zeit im Europäischen Parlament wurde sie unter dem konservativen Nicolas Sarkozy zunächst Ministerin für Gesundheit und Sport (2007-2010), später dann für Solidarität und sozialen Zusammenhalt (2010-2012).
Als Gesundheitsministerin wurde sie wegen ihres Krisenmanagements beim H1N1-Virus (Schweinegrippe) stark kritisiert. Sie hatte einen Vorrat von über einer Milliarde Schutzmasken anlegen lassen. Doch die Zahl der Todesopfer in Frankreich blieb gering und Bachelot wurde vorgeworfen, die Gefahr überschätzt zu haben. Die Folge: Der Masken-Vorrat wurde stark reduziert. Mit Ausbruch der Corona-Krise hatten die Reserven dann ihren Tiefpunkt erreicht, weswegen Macrons Regierung in heftige Kritik geriet - und Bachelot rehabilitiert und wegen ihrer Vision gefeiert wurde.
Mit ihrer Direktheit und ihrem resoluten Auftreten hat sie sich Respekt verschafft. Sie ist überzeugte Feministin und hat sich 1998 als eine der wenigen innerhalb des bürgerlichen Lagers für die gleichgeschlechtliche Ehe und Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare eingesetzt.
Die Kulturwelt, die sich politisch eher im linken Spektrum ansiedelt, hat die aus dem konservativen Lager kommende Politikerin denn auch mehrheitlich begrüßt. Man setzt auf ihre prominente Persönlichkeit und auf ihre Erfahrung mit den Mechanismen des Staates. Ein weiterer Grund ist, dass Bachelot bekannt für ihre Opernleidenschaft ist. Seit 2012 wirkte sie zudem als Kultur-Moderatorin und schrieb wöchentliche Opern-Kolumnen.
„Sie hat eine Herkulesarbeit vor sich“, sagte Festivalintendant Olivier Py im Interview der Zeitschrift „Les Inrockuptibles“. Aber sie sei eine Frau mit Überzeugungen, die gegen die „Technokraten“ im Finanzministerium kämpfen müsse, die keine Kunstliebhaber seien und noch nicht verstanden hätten, dass die Kultur mehr zur Wirtschaftsleistung beitrage als die Automobilindustrie, so Py.
Damit spielt der Intendant auf die acht Milliarden Euro an, die die französische Regierung der Automobilindustrie an Corona-Wiederaufbauhilfen versprochen hat - drei Milliarden mehr als für die Kultur. Nur wenige Tage nach ihrer Ernennung verkündete Bachelot 1,6 Milliarden Euro zusätzlich. Gleichzeitig räumte sie ein, dass ihre Aufgabe nicht darin bestehe, Geld zu erbetteln, sondern Projekte auf die Beine zu stellen. Eines davon ist eine Art Festival-Krisentreffen in Avignon. Dass man Geld geben müsse, sei eine Grundbedingung, aber man müsse weiter gehen, sagte sie der Wochenzeitung „Télérama“.
Das zentralistisch organisierte Frankreich hat einen großen Verschleiß an Kulturministern. Die Kulturszene wartet seit Jahren vergeblich auf einen Hoffnungsträger. Wirkten im Kulturministerium früher Größen wie André Malraux und Jack Lang, so gaben in den vergangenen Jahren Politikerinnen und Politiker wie Aurélie Filippetti, Fleur Pellerin, Audrey Azoulay, Françoise Nyssen und zuletzt Franck Riester einander die Klinke in die Hand. Die durchschnittliche Amtszeit betrug gerade einmal 19 Monate.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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