Frauen prägen jetzt das Image der UCT
Die zentrale Aula der Universität von Kapstadt (UCT) hat sich von der Jameson- zur Saara Baartman-Hall gewandelt. Nach Cecil John Rhodes und Leander Starr Jameson sollen noch mehr Kolonialnamen durch Umbenennung vom Campus der Universität verschwinden, erklärte die Rektorin Prof. Mamokgethi Phakeng noch letzthin am Kap der Guten Hoffnung. Und damit bestätigt sie ihre Ankündigung vom 13. Dezember 2018.
Phakeng ist die Nachfolgerin des vorigen Rektors Max Price. Während einer Graduierungszeremonie in der Universitätsaula, die auch vielen namibischen Altstudenten der Hochschule als „Jammie-Hall“ bekannt ist, hatte die Rektorin schon Ende vergangenen Jahres erklärt, dass die Umbenennung von Gebäuden und Merkmalen Teil des Wandels, der Transformation der Universität darstelle. Es geht um die Tilgung von Kolonialnamen wie Dr. Leander Starr Jameson, britischer Premier der ehemaligen Kapkolonie und Aggressor gegen die Zuidafrikaansche Republiek (Burenrepublik Transvaal 1897), sowie Cecil John Rhodes, britischer Imperator im südlichen Afrika des 19. Jahrhunderts, dessen Steinstatue vom UCT-Kampus schon entfernt wurde.
Der Lehrkörper der Universität, Studenten sowie Altstudenten (Alumni) sind von der Rektorin Phakeng aufgerufen, sich mit motivierten Vorschlägen am Wandel der Umbenennung von Gebäuden zu beteiligen. Über Jahrzehnte hat die Universität von Kapstadt auch zahlreiche Schulabgänger aus Namibia aufgenommen, von denen einige schließlich mit hoher akademischer Qualifikation in den Reihen der Dozenten in Wissenschaft (Prof. Wolf Brandt) und Germanistik/Linguistik (Dr. Dieter Meinert) der UCT gedient haben oder wie Prof. Dr. Wilfrid Haacke, bis 2012 auf dem Lehrstuhl für Afrikanische Sprachen an der Universität von Namibia, anderswo gewirkt haben. Unter den prominenten Altstudenten und Abgängern (Ikeys) sticht der verstorbene namibische Wirtschaftskapitän Harold Pupkewitz hervor, als Volkswirt qualifiziert Mitte der 30-iger Jahre, um nur einige zu erwähnen.
Anleitung zum Etikettenwechsel
Zu Umbenennung an der Universität geben die Rektorin und ihr Rat eine detaillierte Anleitung:
Die Universität, so konstatiert Phakeng, sei sich bewusst, dass wie überall auf der Welt Namen Bedeutung tragen. „In historischen Epochen wird eine Wahl getroffen, bestimmte Personen zu verehren. Es gehört zur Rolle einer Universität, zu hinterfragen, inwiefern die Institution Namen, Symbole und Ikonen erhalten und pflegen soll, die unkritisch diejenigen ehren, die von der Geschichte als unehrenhaft aufgezeigt werden.“ Der Wandel in der Benennung sei Anlass zu gründlicher Reflektion, was die Universität darstelle und wie das Wertesystem der Hochschule durch Umbenennung verstärkt werden könne. Auf die Deutung des UCT-Wappens ist Phakeng nicht eingegangen, worauf eine Lampe als Symbol gebildeter Erleuchtung erscheint. Die Deutung des Lichts, das auf diese Weise vom Kap der Guten Hoffnung in den „dunklen Kontinent Afrika hineinstrahlt“, wie es vor einem halben Jahrhundert hieß, dürfte heute nicht mehr in gleicher Weise ausgelegt werden. Immerhin hat die Exekutive der UCT am Wappen noch nicht gerüttelt.
Bei einem Graduierungszeremoniell im Dezember 2018 schilderte Phakeng den Wandel der Hochschule vor Altstudenten, die vor 50 Jahren und länger ihren akademischen Grad erhalten hatten und die einer Einladung zur „Golden Graduation“ an die UCT gefolgt waren. Die Alumni waren als Ehrengäste auch an einer aktuellen Graduierung erfolgreicher Abgänger der Volkswirtschaft und des Rechnungswesens beteiligt. Prof. Phakeng und ein Akademiker aus der Dozentenschaft gaben sich Mühe, die anwesenden Senioren speziell anzusprechen, um eventuelle Bedenken zu zerstreuen, dass mit dem Wandel durch Umbenennung und mit der Transformation das Niveau von Lehre und Forschung verwässert werden könnte.
Beide Sprecher, sowohl Phakeng als auch ihr gelehrter Assistent, fassten die aktuelle akademische Räson der Universität mit folgenden Grundsätzen und Werten zusammen : Exzellenz in Forschung und Lehre, Transformation, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Mit der Umbenennung wollen der Ratsvorsitzende Sipho Pityana und Rektorin Phakeng auf holistische Weise der gesamten Bevölkerung Südafrikas gerecht werden, aber zugleich auch internationales Renommee bewahren. Mit nur wenigen anderen Universitäten gilt UCT auf dem Kontinent Afrika als führend.
Schicksal der posthumen Namensgeberin Saartjie Baartman
Saartjie Baartman, nach der die zentral prägende Aula des Kampus nun genanntwird, wurde 1789 in einer Nama-Gemeinschaft am Gamtoos-Rivier im Kapland geboren. 1810 - die Engländer hatten inzwischen die holländische Niederlassung am Kap eingenommen - verschiffte ein Sanitäter der britischen Militärs die 20-jährige Frau mit dem großen Fettsteiß nach England, um sie als lebendiges Ausstellungsobjekt gegen Eintrittsgebühr zur Schau zu stellen. Die „Hottentotten-Venus“, wie es damals hieß, mit dem übergroßen Gesäß wurde in London als zelebrierte Exotin sofort zur öffentlichen Sensation, meldet das Internetportal bigpictureeducation. Baartman war den Gaffern, Voyeuren sowie neugierigen Ärzten ausgeliefert, von denen einige sich auch in karikierenden zeitgenössischen Skizzen über ihre Körpermaße lustig machten.
1814 verkauften die Engländer Saartjie Baartman wie eine Sklavin nach Frankreich an einen Dompteur. „Dort starb sie ein Jahr später an einer Krankheit und an Heimweh“, erklärt die UCT-Rektorin Prof. Mamokgethi Phakeng zur Umbenennung der Universitätsaula. Man habe einen Gipsabdruck ihres Körpers angefertigt und ihr Hirn und ihre Geschlechtsteile in Formalin präpariert. Manche zeitgenössische Wissenschaftler wollten in Baartman „das fehlende Glied zwischen Affe und Mensch“ erkannt haben. Ihre sterblichen Überreste waren von 1816 bis 1986 im Musée de l´Homme ausgestellt. Die Griekwa-Nama hatten die Auslieferung der Überreste bereits seit den 50-iger Jahren gefordert. Im Mai 2002 wurden Baartmans Überreste nach Südafrika überführt und in einer Khoisan-Zeremonie am 9. August 2002 in Hankey am Gamtoos-Fluss, Bereich Baviaanskloof, im Ostkap beigesetzt. Der damalige südafrikanische Staatspräsident Thabo Mbeki hielt die Traueransprache.
Inzwischen sind viele Museen in Europa in den Brennpunkt laufender Diskurse gerückt, ob, wie viele und welche Kultur- und ethnologische Objekte aus früheren Kolonien nach Afrika und in andere Kontinente zurückgeführt werden können und sollen.
Phakeng ist die Nachfolgerin des vorigen Rektors Max Price. Während einer Graduierungszeremonie in der Universitätsaula, die auch vielen namibischen Altstudenten der Hochschule als „Jammie-Hall“ bekannt ist, hatte die Rektorin schon Ende vergangenen Jahres erklärt, dass die Umbenennung von Gebäuden und Merkmalen Teil des Wandels, der Transformation der Universität darstelle. Es geht um die Tilgung von Kolonialnamen wie Dr. Leander Starr Jameson, britischer Premier der ehemaligen Kapkolonie und Aggressor gegen die Zuidafrikaansche Republiek (Burenrepublik Transvaal 1897), sowie Cecil John Rhodes, britischer Imperator im südlichen Afrika des 19. Jahrhunderts, dessen Steinstatue vom UCT-Kampus schon entfernt wurde.
Der Lehrkörper der Universität, Studenten sowie Altstudenten (Alumni) sind von der Rektorin Phakeng aufgerufen, sich mit motivierten Vorschlägen am Wandel der Umbenennung von Gebäuden zu beteiligen. Über Jahrzehnte hat die Universität von Kapstadt auch zahlreiche Schulabgänger aus Namibia aufgenommen, von denen einige schließlich mit hoher akademischer Qualifikation in den Reihen der Dozenten in Wissenschaft (Prof. Wolf Brandt) und Germanistik/Linguistik (Dr. Dieter Meinert) der UCT gedient haben oder wie Prof. Dr. Wilfrid Haacke, bis 2012 auf dem Lehrstuhl für Afrikanische Sprachen an der Universität von Namibia, anderswo gewirkt haben. Unter den prominenten Altstudenten und Abgängern (Ikeys) sticht der verstorbene namibische Wirtschaftskapitän Harold Pupkewitz hervor, als Volkswirt qualifiziert Mitte der 30-iger Jahre, um nur einige zu erwähnen.
Anleitung zum Etikettenwechsel
Zu Umbenennung an der Universität geben die Rektorin und ihr Rat eine detaillierte Anleitung:
Die Universität, so konstatiert Phakeng, sei sich bewusst, dass wie überall auf der Welt Namen Bedeutung tragen. „In historischen Epochen wird eine Wahl getroffen, bestimmte Personen zu verehren. Es gehört zur Rolle einer Universität, zu hinterfragen, inwiefern die Institution Namen, Symbole und Ikonen erhalten und pflegen soll, die unkritisch diejenigen ehren, die von der Geschichte als unehrenhaft aufgezeigt werden.“ Der Wandel in der Benennung sei Anlass zu gründlicher Reflektion, was die Universität darstelle und wie das Wertesystem der Hochschule durch Umbenennung verstärkt werden könne. Auf die Deutung des UCT-Wappens ist Phakeng nicht eingegangen, worauf eine Lampe als Symbol gebildeter Erleuchtung erscheint. Die Deutung des Lichts, das auf diese Weise vom Kap der Guten Hoffnung in den „dunklen Kontinent Afrika hineinstrahlt“, wie es vor einem halben Jahrhundert hieß, dürfte heute nicht mehr in gleicher Weise ausgelegt werden. Immerhin hat die Exekutive der UCT am Wappen noch nicht gerüttelt.
Bei einem Graduierungszeremoniell im Dezember 2018 schilderte Phakeng den Wandel der Hochschule vor Altstudenten, die vor 50 Jahren und länger ihren akademischen Grad erhalten hatten und die einer Einladung zur „Golden Graduation“ an die UCT gefolgt waren. Die Alumni waren als Ehrengäste auch an einer aktuellen Graduierung erfolgreicher Abgänger der Volkswirtschaft und des Rechnungswesens beteiligt. Prof. Phakeng und ein Akademiker aus der Dozentenschaft gaben sich Mühe, die anwesenden Senioren speziell anzusprechen, um eventuelle Bedenken zu zerstreuen, dass mit dem Wandel durch Umbenennung und mit der Transformation das Niveau von Lehre und Forschung verwässert werden könnte.
Beide Sprecher, sowohl Phakeng als auch ihr gelehrter Assistent, fassten die aktuelle akademische Räson der Universität mit folgenden Grundsätzen und Werten zusammen : Exzellenz in Forschung und Lehre, Transformation, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Mit der Umbenennung wollen der Ratsvorsitzende Sipho Pityana und Rektorin Phakeng auf holistische Weise der gesamten Bevölkerung Südafrikas gerecht werden, aber zugleich auch internationales Renommee bewahren. Mit nur wenigen anderen Universitäten gilt UCT auf dem Kontinent Afrika als führend.
Schicksal der posthumen Namensgeberin Saartjie Baartman
Saartjie Baartman, nach der die zentral prägende Aula des Kampus nun genanntwird, wurde 1789 in einer Nama-Gemeinschaft am Gamtoos-Rivier im Kapland geboren. 1810 - die Engländer hatten inzwischen die holländische Niederlassung am Kap eingenommen - verschiffte ein Sanitäter der britischen Militärs die 20-jährige Frau mit dem großen Fettsteiß nach England, um sie als lebendiges Ausstellungsobjekt gegen Eintrittsgebühr zur Schau zu stellen. Die „Hottentotten-Venus“, wie es damals hieß, mit dem übergroßen Gesäß wurde in London als zelebrierte Exotin sofort zur öffentlichen Sensation, meldet das Internetportal bigpictureeducation. Baartman war den Gaffern, Voyeuren sowie neugierigen Ärzten ausgeliefert, von denen einige sich auch in karikierenden zeitgenössischen Skizzen über ihre Körpermaße lustig machten.
1814 verkauften die Engländer Saartjie Baartman wie eine Sklavin nach Frankreich an einen Dompteur. „Dort starb sie ein Jahr später an einer Krankheit und an Heimweh“, erklärt die UCT-Rektorin Prof. Mamokgethi Phakeng zur Umbenennung der Universitätsaula. Man habe einen Gipsabdruck ihres Körpers angefertigt und ihr Hirn und ihre Geschlechtsteile in Formalin präpariert. Manche zeitgenössische Wissenschaftler wollten in Baartman „das fehlende Glied zwischen Affe und Mensch“ erkannt haben. Ihre sterblichen Überreste waren von 1816 bis 1986 im Musée de l´Homme ausgestellt. Die Griekwa-Nama hatten die Auslieferung der Überreste bereits seit den 50-iger Jahren gefordert. Im Mai 2002 wurden Baartmans Überreste nach Südafrika überführt und in einer Khoisan-Zeremonie am 9. August 2002 in Hankey am Gamtoos-Fluss, Bereich Baviaanskloof, im Ostkap beigesetzt. Der damalige südafrikanische Staatspräsident Thabo Mbeki hielt die Traueransprache.
Inzwischen sind viele Museen in Europa in den Brennpunkt laufender Diskurse gerückt, ob, wie viele und welche Kultur- und ethnologische Objekte aus früheren Kolonien nach Afrika und in andere Kontinente zurückgeführt werden können und sollen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen