Frei wie ein Vogel über den Dünen schweben
Erwin Leuschner
Eine kühle Brise fegt um meine Beine und gelassen ziehe ich die rechte Steuerschlaufe. Über mir flattert leicht der Gleitschirm um dann eine Kehrtwendung zu vollziehen. Unter mir flimmert heißer Wüstensand und in der Ferne glitzert der kalte atlantische Ozean unter der afrikanischen Sonne. Gleitschirmfliegen in Namibia - das gehört einfach auf die „Bucket-Liste“.
Es ist eine Luftsportart, die auch immer mehr Anhänger findet, denn das Gefühl während des Fluges ist einfach unbeschreiblich.
In Namibia gibt es gleich mehrere Plätze, die sich hervorragend für diese Sportart eignen. Dazu gehören vor allem die Dünen, die entlang der Küste zwischen Swakopmund und Walvis Bay bzw. bei Henties Bay aufragen.
„Ja, es ist schon ein Wahnsinnsgefühl“, sagt Axel Gruber. Seit mehr als zehn Jahren fliegt der Vize-Vorsitzende von PHAN (Para- & Hangliding Assosiation Namibia), Gleitschirm in Namibia. „Der Blick von da oben ist einfach unbeschreiblich“, fügt der PHAN-Vorsitzende Alex Stauch hinzu. Stauch, der seit 30 Jahren Gleitschirm fliegt, hat sich unter seinesgleichen als „ der Paraglider von Namibia“ weltweit einen Namen gemacht.
Es geht vor allem um Sicherheit
Eigentlich sind Alex und Axel Konkurrenten, da beide eine eigene Gleitschirmschule betreiben. „Es ist aber eine freundschaftliche Konkurrenz“, schmunzelt Gruber. „Für uns geht es vor allem um Sicherheit und darum, Flieger auszubilden“, ergänzt Stauch. Denn, die zentrale Küste eignet sich hervorragend für ein intensives Training zuerst am Boden, umgangssprachlich auch ground handling genannt, und später dann in der Luft. Die Kunden sind internationale Gleitschirmflieger, die ihre Fertigkeit verbessern wollen.
„Ich glaube, dass Namibia sich gut für solche Gleitschirmschulen eignet, liegt daran, dass das Training auf weichem Dünensand stattfindet und es außerdem ausreichend Platz gibt“, meint Stauch, der zugleich der Inhaber von Namibian Paragliding ist. In vielen anderen Ländern sei dies nämlich nicht der Fall.
Sossusvlei ist nichts für Anfänger
Das Duo hat für den namibischen Gleitschirmsport noch Großes vor: zur Zeit versucht der Verein, erforderliche Genehmigungen einzuholen, um das Gleitschirmfliegen auch an anderen, begehrten Orten zu ermöglichen. Auf der Liste befinden sich z.B. ein Dünen-Stück bei Sandwich-Hafen sowie eines bei Sossusvlei. „Sossusvlei ist allerdings nichts für Anfänger“, sagt Gruber. „Unser Ziel ist Gleitschirm-Touren auszurichten, damit die Flieger auch noch andere traumhafte Landschaften von oben genießen können. Zuvor muss jedoch ein Trainingskurs bei Swakopmund absolviert werden.“
Ein unbeschreibliches Gefühl
Doch was macht Gleitschirmfliegen so einzigartig? „Es ist die absolute Ruhe da oben und man kommt dem Traum ein Stückchen näher, frei wie ein Vogel zu sein“, sagt Gruber. Stauch fügt hinzu: „Man macht etwas ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Das ist wirklich ein unbeschreibliches Gefühl.“
Das gleiche Gefühl empfinde ich auch, als ich mich nach meinem kurzen Flug langsam dem Boden nähere. Ich ziehe beide Steuerschlaufen an und lande sanft auf dem weichen Sand, drehe mich um und der große Schirm legt sich vor mir nieder. Ich schaue nach oben. „Das waren bestimmt 20 Meter, die ich über der Erde segelte“, denke ich. Einfach schwerelos. Tatsächlich war ich zumindest für ein paar Minuten frei wie ein Vogel - und das ohne lästiges Motorengeräusch.
„Namibia hat eine Wahnsinnslandschaft und wir besitzen das Privileg, diese auch noch aus der Luft zu betrachten“, sagt Gruber abschließend. Er behält Recht.
Info:
Namibia eignet sich sehr gut für ein intensives Training zuerst am Boden und später dann in der Luft. Vor allem an der zentralen Küste werden Gleitschirmschulungen zwischen November und März angeboten, da dann der Wind und das Wetter am besten mitspielen. Mehr Information gibt es auf der Internetseite: www.paraglidingnamibia.com und http://magicmoments-namibia.com
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen