Freie Fahrt mit Ausnahmen

Die kleine Anmerkung eines Namibiers in einer Zeitung hat zu einer großen Reaktion der Polizei geführt: Der Leser kritisierte das angeblich rüde Verhalten der Präsidenteneskorte, die Polizei dementierte heftig. Zwischen den Zeilen findet man Wahrheit und Dichtung.

Fakt ist, dass der Personenkult mit jedem Präsidenten - von Nujoma über Pohamba bis Geingob - abgenommen hat, was auch und gerade daran zu sehen ist, wie das Staatsoberhaupt mit dem Auto unterwegs war/ist. Richtig ist auch, dass Präsidenten gewisse Sonderrechte genießen, wenn sie im Straßenverkehr unterwegs sind. Allerdings: Die Anwendung dieser Privilegien ist mit Rücksicht und Verantwortung verbunden - und das ist noch nicht bei allen VIP-Chauffeuren angekommen. Wer in der Polizei-Eskorte hinterm Lenkrad sitzt, hat noch lange keinen Freifahrtschein, um wie ein Straßenrambo mit überhöhtem Tempo durch die Gegend zu rasen, die Gegenfahrbahn zu benutzen und andere Fahrzeuge zum Anhalten zu nötigen. Dann sind Unfälle vorprogrammiert, und zwar verursacht durch Staatsdiener und nicht durch andere Verkehrsteilnehmer, denen die Gefahr aufgezwungen wird. Dies sei denen gesagt, die Ursache und Wirkung verwechseln.

Es ist zu begrüßen, dass Präsident Geingob nur zwei Polizei-Begleitfahrzeuge hat und laut Polizei auch die Verkehrsampeln beachtet werden. Allerdings kann das nicht als Entschuldigung dafür herhalten, dass die Eskorte „ganz selten (...) Verkehrsteilnehmer von der Straße drängt“, wie Vize-Polizeichef James Tjivikua meint. Ihm sei ein Praxistest empfohlen: Wer flüssig und mit wenigen Autos unterwegs ist, kommt schneller und entspannter durch den Verkehr.

Stefan Fischer