Freie Meinung hoch im Kurs
Von Stefan Fischer, Windhoek
Mehrere Redner haben bei der Zeremonie am Freitag in Windhoek anlässlich des Welttages der Pressefreiheit (4. Mai) nochmals auf die jüngste Bewertung der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) Bezug genommen. Dabei landete Namibia im Länderranking auf Platz 19 und ist außerdem Spitzenreiter in Afrika (AZ berichtete). Doch es gab am Freitag noch etwas Besonderes zu feiern: Der Welttag der Pressefreiheit hatte 20-jähriges Bestehen, weil er 1993 von den Vereinten Nationen eingeführt wurde, wobei die Windhoeker Deklaration zur Förderung von unabhängigen und pluralistischen Medien (1991) als Grundlagendokument diente.
Das gute Abschneiden Namibias im ROG-Ranking sei ein Grund, den hiesigen Medenschaffenden zu gratulieren, sagte Linda Baumann, Vorsitzende der Namibia-Abteilung des Medieninstituts für das südliche Afrika (MISA). Der Regierung dankte sie dafür, dass sie "Journalisten nicht drangsaliert, einschüchtert, einsperrt oder tötet". Den Medien dankte sie für die Anstrengungen, "ein hohes Niveau des Journalismus´ und der Ethik aufrechtzuerhalten". Baumann weiter: "Manche von uns versagen dabei in gewissen Fällen, aber die namibischen Medienschaffenden tragen allgemein die Prinzipien von Wahrheit, Ausgewogenheit, Objektivität und öffentichem Interesse."
MISA-Regionaldirektorin Zoe Titus machte deutlich, dass Medien "bei der Armutsreduzierung und Entwicklung eines Landes eine Rolle spielen". Baumann sagte, dass Medien wichtig für eine "lebendige, alles umfassende und fortschrittliche Demokratie" seien. Die MISA-Vorsitzende wies darauf hin, dass die freie Meinungsäußerung "auf alle Medienarten, inklusive Internet, ausgeweitet und dass dieses Recht von allen geschützt und gefördert werden muss". Baumann forderte aber auch eine "medial gebildete Öffentlichkeit, die die Medien rechenschaftspflichtig halten kann".
Dies unterstützt Mvula ya Nangolo, Sonderberater des Informationsministers Kaapanda, der als Vertreter der Regierung auftrat. "Alle Bereiche der Gesellschaft müssen die Medien rechenschaftspflichtig halten", sagte er. Man rufe sehr schnell nach Pressefreiheit und stehle sich dann davon, wenn es um Verantwortung, Respekt, Würde, Privatsphäre sowie sachliche und korrekte Fakten gehe, sagte ya Nangolo.
Insgesamt habe die Regierung "eine positive und konstruktive Beziehung zu den Medien", auch wenn es Meinungsunterschiede gebe, so der Sonderberater des Ministers. Alle Partner hätten erkannt, dass Medien für die Information und Bildung der Nation unerlässlich seien. Das kleine Jubiläum des Welttages der Pressefreiheit bezeichnete er indes als "historischen Tag", vor allem weil dieser seine Wurzeln in Namibia hat. "Wir können stolz erklären: Die Windhoeker Deklaration ist unser Geschenk an die Welt", so ya Nangolo.
Im Rahmen des Welttages der Pressefreiheit wurde die aktuelle Publikation "So This Is Democracy" vorgestellt, die die Situation der Medien im südlichen Afrika des vergangenen Jahres resümiert.
Zahlen & Fakten
- Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) stellt jedes Jahr in einem Bericht dar, wie es um den Stand der Pressefreiheit und die Arbeit der Medienschaffenden steht.
- Syrien, Somalia, Pakistan, Mexiko und Brasilien waren 2012 die gefährlichsten Länder für Journalisten. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 88 Journalisten bei ihrer Arbeit getötet, das bedeutet 33% mehr als 2011 (67). Die meisten Journalisten kamen im Nahen und Mittleren Osten und Nordafrika (26 Tote), in Asien (24) und im Afrika südlich der Sahara (21) ums Leben. Überdies wurden 47 Blogger und Bürgerjournalisten umgebracht, was 840% mehr waren als im Vorjahr (5).
- Die Zahl der festgenommenen Journalisten nahm von 1044 auf 879 (-16%) ab, auch die Zahl der entführten Journalisten war rückläufig: von 71 auf 38 (-46%).
- In Afrika wurde die Arbeit von Journalisten vor allem in Mali, aber auch in Nigeria, in der DR Kongo, im Sudan und in Somalia durch Übergriffe und Zensur erschwert.
- In der Rangliste folgen hinter Namibia (19. Platz) mit großem Abstand folgende ausgewählte SADC-Staaten: Botswana (40.), Südafrika (52.), Mauritius (62.), Sambia (72.), Mosambik (73.), Malawi (75.), Lesotho (81.), Madagaskar (88.), Angola (130.) und Simbabwe (133.).
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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