Freud und Leid liegen beim Afrika-Cup ganz dicht beieinander
Ein Jokertor hat Sambia die dritte Finalteilnahme in der Geschichte der Fußball-Afrikameisterschaft beschert. 1974 in Ägypten (0:2 gegen Zaire, heute Demokratische Republik Kongo) und 1994 in Tunesien (1:2 gegen Nigeria) reichte es nicht zum Turniersieg. Doch Emmanuel Mayuka hat am Mittwoch in Bata mit seinem goldenen Tor gegen das favorisierte Ghana in der Heimat den Hoffnungen auf den erstmaligen Titelgewinn neue Nahrung gegeben.
Dabei hatte es lange Zeit ganz danach ausgesehen, als wäre bei der 28. Auflage des Afrika-Cups für die Mannschaft von Hervé Renard im Halbfinale Endstation. Denn im Stadion der Freundschaft in Libreville übernahm wie erwartet Ghana von Anfang an das Kommando und hatte bereits nach acht Minuten die große Chance zur Führung. Doch Asamoah Gyan versagten vom Elfmeterpunkt die Nerven. Schon beim bitteren Aus der Ghanaer im Viertelfinale der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika war der 26-Jährige mit einen verschossen Elfmeter gegen Uruguay die tragische Figur gewesen. Am Mittwoch scheiterte Gyan am gut aufgelegten Sambia-Keeper Kennedy Mweene.
Unbeeindruckt dominierten die "Black Stars" weiterhin das Geschehen, allerdings haperte es an der Chancenverwertung. Nachdem Jordan Ayew in der 31. Minute frei vor dem gegnerischen Tor den Ball nicht richtig traf, bot sich im Gegenzug Christopher Katongo die einzige echte Torchance für Sambia im ersten Abschnitt. Der Kapitän der Chipolopolo-Elf verfehlte sein Ziel jedoch knapp. Wenige Minuten später zischte auf der anderen Seite ein Schuss von Ghanas Kwadwo Asamoah nur wenige Zentimeter am Pfosten vorbei.
Auch nach der Pause blieb Ghana zunächst am Drücker, konnte seine Überlegenheit aber nicht in den Führungstreffer ummünzen. Diesen erzielte schließlich Emmanuel Mayuka (78.) überraschend für den Außenseiter. Der zur Halbzeit eingewechselte Angreifer von den Young Boys Bern verlud den bis dahin bei diesem Turnier überragend verteidigenden John Boye und traf per Drehschuss von der Strafraumgrenze ins rechte untere Eck.
Ghana warf in der Folge noch einmal alles nach vorne, wurde dafür aber nicht mehr belohnt. Nach Gelb-Rot für Derek Boateng (83.), 2009 beim 1. FC Köln unter Vertrag, mussten die Westafrikaner die Schlussoffensive in Unterzahl bestreiten. Die letzte Chance für die Auswahl des Serben Goran Stevanovic bot sich dem Hoffenheimer Isaac Vorsah, doch wurde der Schuss des Innenverteidigers im letzten Moment abgeblockt.
Der vierfache Afrikameister Ghana (1963, 1965, 1978 und 1982), der vor zwei Jahren in Angola im Endspiel Ägypten mit 0:1 unterlegen war, wartet damit seit nunmehr 30 Jahren auf den fünften Titelgewinn. Sambia bietet sich hingegen am Sonntag die historische Chance, erstmals überhaupt die Kontinentalmeisterschaft zu gewinnen. Das entscheidende Spiel gegen die Elfenbeinküste steigt in Libreville, wo sich vor knapp 19 Jahren die größte Tragödie des sambischen Fußballs ereignete.
Am 28. April 1993 verlor das Land seine vielleicht beste Nationalmannschaft aller Zeiten. Bei einem Flugzeugabsturz nahe der gabunischen Hauptstadt starben 18 Spieler, zwei Trainer, der Mannschaftsarzt, der Verbandspräsident, zwei weiter Funktionäre, ein Journalist und fünf Crewmitglieder. Bei Sambias Fußball-Legende Kalusha Bwalya haben sich die Ereignisse jenes Tages in das Gedächtnis gebrannt. "Ich saß in Eindhoven beim Frühstück als mich die Schreckensmeldung am Telefon erreichte, berichtet der 48-Jährige im AZ-Gespräch. "Für mich ist in diesem Moment eine Welt zusammengebrochen", erinnert sich der heutige Präsident des sambischen Fußballverbandes. "Wir waren ein so hoffnungsvolles Team und auf einmal waren sie alle nicht mehr da."
Kalusha war zu jener Zeit Stürmer in Sambias Nationalmannschaft, hatte als Afrikas Fußballer des Jahres 1988 aber schon lange den Sprung nach Europa geschafft. 1993 stand er in Diensten des niederländischen Traditionsvereins PSV Eindhoven, was ihm das Leben retten sollte. Denn nur deshalb saß er nicht in jenem Flugzeug, in dem Sambias Nationalteam damals auf dem Weg zu einem WM-Qualifikationsspiel im Senegal zu Tode kam.
Der sambische Fußballverband hatte Geld sparen wollen und das Team daher mit einem Militärflugzeug auf die Reise geschickt. Dieses war jedoch kein Langstreckenflugzeug, sodass die Maschine zwischen Sambia und dem Senegal mehrmals zum Tanken zwischenlanden musste. Nach dem zweiten Stopp in Libreville passierte es: Als das Flugzeug gerade wieder aufgestiegen war, fing das linke Triebwerk Feuer und das Flugzeug stürzte nur wenige Kilometer von der Finalstadt des diesjährigen Afrika-Cups entfernt in den Atlantik. Von den 30 Insassen der Maschine überlebte niemand.
"Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Aber alle bei uns im Land kennen diese Geschichte und sind sich einig, dass unser Team auch für die Jungs von damals kämpfen sollte", sagt Kalusha. Und Hervé Renard, der aktuelle Coach des Teams, sieht seine Mannschaft sogar in einer Art Pflicht: "Wenn wir am Sonntag den Pokal in den Himmel von Libreville stemmen können, dann würden wir damit auch jene Menschen ehren, die ein ultimatives Opfer für ihr Land gebracht haben."
Für Kalusha Bwalya, der sich erst in der Folge des Unglücks zu Sambias Fußballidol schlechthin aufschwingen sollte, würde sich ein Kreis schließen. Nur ein Jahr nach dem Absturz der Mannschaft erreichte er als Kapitän eines neu zusammengestellten Teams beim Afrika-Cup 1994 in Tunesien sensationell das Finale. Kalusha spielte in Europa, Süd- und Nordamerika, ehe er nach der Jahrtausendwende zunächst als Trainer, dann als Manager zur sambischen Nationalmannschaft zurückkehrte. Seine Erfolge sah der intelligente Weltmann aber stets überschattet: "Ich habe mich immer auch irgendwie schuldig gefühlt. Es kam mir nie gerecht vor, dass ich als einziger überlebt hatte."
Wenn die Chipolopolo-Auswahl am Sonntag im Stadion der Freundschaft in Libreville im Endspiel antritt, wird Kalusha im Stadion sein. "Ich war in den letzten Wochen ganz nah dran an den Jungs und traue ihnen gegen die Elfenbeinküste den großen Wurf zu", gibt sich Kalusha mit Blick auf das Finale optimistisch. Favorit ist jedoch die Elfenbeinküste, die bei ihren bisherigen fünf Auftritten stets als Sieger den Platz verlassen hat und dabei noch nicht ein einziges Gegentor hinnehmen musste. "Senegal und Ghana waren gegen Sambia auch in der Favoritenrolle, haben aber beide verloren", mahnt hingegen Didier Drogba (FC Chelsea). "Wir werden also nicht den Fehler machen, sie zu unterschätzen", versicherte der ivorische Stürmerstar nach dem 1:0-Halbfinalerfolg gegen Mali.
Der Topfavorit hatte sich durch ein Tor von England-Legionär Gervinho (45.) mit 1:0 durchgesetzt. Die Elfenbeinküste hatte mehr vom Spiel und auch die klar besseren Chancen. Bereits nach sechs Minuten scheiterte Drogba am linken Pfosten, zehn Minuten später traf Afrikas Fußballer des Jahres Yaya Touré (Manchester City) ebenfalls nur Aluminium. Fast mit dem Halbzeitpfiff hatte dann Gervinho seinen großen Auftritt: Der Offensivmann des FC Arsenal eroberte in der eigenen Hälfte den Ball, tunnelte Gegenspieler Ousmane Berthé, zog auf dem linken Flügel auf und davon und versenkte den Ball im rechten Toreck. Mali fehlten die Mittel, um in der zweiten Hälfte den Ausgleich zu erzwingen.
Dabei hatte es lange Zeit ganz danach ausgesehen, als wäre bei der 28. Auflage des Afrika-Cups für die Mannschaft von Hervé Renard im Halbfinale Endstation. Denn im Stadion der Freundschaft in Libreville übernahm wie erwartet Ghana von Anfang an das Kommando und hatte bereits nach acht Minuten die große Chance zur Führung. Doch Asamoah Gyan versagten vom Elfmeterpunkt die Nerven. Schon beim bitteren Aus der Ghanaer im Viertelfinale der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika war der 26-Jährige mit einen verschossen Elfmeter gegen Uruguay die tragische Figur gewesen. Am Mittwoch scheiterte Gyan am gut aufgelegten Sambia-Keeper Kennedy Mweene.
Unbeeindruckt dominierten die "Black Stars" weiterhin das Geschehen, allerdings haperte es an der Chancenverwertung. Nachdem Jordan Ayew in der 31. Minute frei vor dem gegnerischen Tor den Ball nicht richtig traf, bot sich im Gegenzug Christopher Katongo die einzige echte Torchance für Sambia im ersten Abschnitt. Der Kapitän der Chipolopolo-Elf verfehlte sein Ziel jedoch knapp. Wenige Minuten später zischte auf der anderen Seite ein Schuss von Ghanas Kwadwo Asamoah nur wenige Zentimeter am Pfosten vorbei.
Auch nach der Pause blieb Ghana zunächst am Drücker, konnte seine Überlegenheit aber nicht in den Führungstreffer ummünzen. Diesen erzielte schließlich Emmanuel Mayuka (78.) überraschend für den Außenseiter. Der zur Halbzeit eingewechselte Angreifer von den Young Boys Bern verlud den bis dahin bei diesem Turnier überragend verteidigenden John Boye und traf per Drehschuss von der Strafraumgrenze ins rechte untere Eck.
Ghana warf in der Folge noch einmal alles nach vorne, wurde dafür aber nicht mehr belohnt. Nach Gelb-Rot für Derek Boateng (83.), 2009 beim 1. FC Köln unter Vertrag, mussten die Westafrikaner die Schlussoffensive in Unterzahl bestreiten. Die letzte Chance für die Auswahl des Serben Goran Stevanovic bot sich dem Hoffenheimer Isaac Vorsah, doch wurde der Schuss des Innenverteidigers im letzten Moment abgeblockt.
Der vierfache Afrikameister Ghana (1963, 1965, 1978 und 1982), der vor zwei Jahren in Angola im Endspiel Ägypten mit 0:1 unterlegen war, wartet damit seit nunmehr 30 Jahren auf den fünften Titelgewinn. Sambia bietet sich hingegen am Sonntag die historische Chance, erstmals überhaupt die Kontinentalmeisterschaft zu gewinnen. Das entscheidende Spiel gegen die Elfenbeinküste steigt in Libreville, wo sich vor knapp 19 Jahren die größte Tragödie des sambischen Fußballs ereignete.
Am 28. April 1993 verlor das Land seine vielleicht beste Nationalmannschaft aller Zeiten. Bei einem Flugzeugabsturz nahe der gabunischen Hauptstadt starben 18 Spieler, zwei Trainer, der Mannschaftsarzt, der Verbandspräsident, zwei weiter Funktionäre, ein Journalist und fünf Crewmitglieder. Bei Sambias Fußball-Legende Kalusha Bwalya haben sich die Ereignisse jenes Tages in das Gedächtnis gebrannt. "Ich saß in Eindhoven beim Frühstück als mich die Schreckensmeldung am Telefon erreichte, berichtet der 48-Jährige im AZ-Gespräch. "Für mich ist in diesem Moment eine Welt zusammengebrochen", erinnert sich der heutige Präsident des sambischen Fußballverbandes. "Wir waren ein so hoffnungsvolles Team und auf einmal waren sie alle nicht mehr da."
Kalusha war zu jener Zeit Stürmer in Sambias Nationalmannschaft, hatte als Afrikas Fußballer des Jahres 1988 aber schon lange den Sprung nach Europa geschafft. 1993 stand er in Diensten des niederländischen Traditionsvereins PSV Eindhoven, was ihm das Leben retten sollte. Denn nur deshalb saß er nicht in jenem Flugzeug, in dem Sambias Nationalteam damals auf dem Weg zu einem WM-Qualifikationsspiel im Senegal zu Tode kam.
Der sambische Fußballverband hatte Geld sparen wollen und das Team daher mit einem Militärflugzeug auf die Reise geschickt. Dieses war jedoch kein Langstreckenflugzeug, sodass die Maschine zwischen Sambia und dem Senegal mehrmals zum Tanken zwischenlanden musste. Nach dem zweiten Stopp in Libreville passierte es: Als das Flugzeug gerade wieder aufgestiegen war, fing das linke Triebwerk Feuer und das Flugzeug stürzte nur wenige Kilometer von der Finalstadt des diesjährigen Afrika-Cups entfernt in den Atlantik. Von den 30 Insassen der Maschine überlebte niemand.
"Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Aber alle bei uns im Land kennen diese Geschichte und sind sich einig, dass unser Team auch für die Jungs von damals kämpfen sollte", sagt Kalusha. Und Hervé Renard, der aktuelle Coach des Teams, sieht seine Mannschaft sogar in einer Art Pflicht: "Wenn wir am Sonntag den Pokal in den Himmel von Libreville stemmen können, dann würden wir damit auch jene Menschen ehren, die ein ultimatives Opfer für ihr Land gebracht haben."
Für Kalusha Bwalya, der sich erst in der Folge des Unglücks zu Sambias Fußballidol schlechthin aufschwingen sollte, würde sich ein Kreis schließen. Nur ein Jahr nach dem Absturz der Mannschaft erreichte er als Kapitän eines neu zusammengestellten Teams beim Afrika-Cup 1994 in Tunesien sensationell das Finale. Kalusha spielte in Europa, Süd- und Nordamerika, ehe er nach der Jahrtausendwende zunächst als Trainer, dann als Manager zur sambischen Nationalmannschaft zurückkehrte. Seine Erfolge sah der intelligente Weltmann aber stets überschattet: "Ich habe mich immer auch irgendwie schuldig gefühlt. Es kam mir nie gerecht vor, dass ich als einziger überlebt hatte."
Wenn die Chipolopolo-Auswahl am Sonntag im Stadion der Freundschaft in Libreville im Endspiel antritt, wird Kalusha im Stadion sein. "Ich war in den letzten Wochen ganz nah dran an den Jungs und traue ihnen gegen die Elfenbeinküste den großen Wurf zu", gibt sich Kalusha mit Blick auf das Finale optimistisch. Favorit ist jedoch die Elfenbeinküste, die bei ihren bisherigen fünf Auftritten stets als Sieger den Platz verlassen hat und dabei noch nicht ein einziges Gegentor hinnehmen musste. "Senegal und Ghana waren gegen Sambia auch in der Favoritenrolle, haben aber beide verloren", mahnt hingegen Didier Drogba (FC Chelsea). "Wir werden also nicht den Fehler machen, sie zu unterschätzen", versicherte der ivorische Stürmerstar nach dem 1:0-Halbfinalerfolg gegen Mali.
Der Topfavorit hatte sich durch ein Tor von England-Legionär Gervinho (45.) mit 1:0 durchgesetzt. Die Elfenbeinküste hatte mehr vom Spiel und auch die klar besseren Chancen. Bereits nach sechs Minuten scheiterte Drogba am linken Pfosten, zehn Minuten später traf Afrikas Fußballer des Jahres Yaya Touré (Manchester City) ebenfalls nur Aluminium. Fast mit dem Halbzeitpfiff hatte dann Gervinho seinen großen Auftritt: Der Offensivmann des FC Arsenal eroberte in der eigenen Hälfte den Ball, tunnelte Gegenspieler Ousmane Berthé, zog auf dem linken Flügel auf und davon und versenkte den Ball im rechten Toreck. Mali fehlten die Mittel, um in der zweiten Hälfte den Ausgleich zu erzwingen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen