Freude über mehr Geld
Die meisten Arbeitnehmer bekommen ihr Gehalt zwischen dem 25. und dem letzten Werk- oder Arbeitstag eines Monats – und werden deshalb diese Woche spüren, dass sie durch die Neufestlegung der Lohnsteuerklassen mehr Nettogehalt haben. Davon profitieren Menschen in allen Gehaltsklassen: vom Geringverdiener ganz unten (Anhebung des Steuerfreibetrages von 40000 auf 50000 N$ Bruttojahresgehalt) bis zum Topverdiener ganz oben (Anhebung der Bemessungsgrenze für die 37-prozentige Reichensteuer von 750000 auf 1,5 Millionen N$ Bruttojahresgehalt). Dadurch gingen dem Staat Einnahmen in Höhe von rund 1,5 Milliarden Namibia-Dollar pro Jahr verloren, teilte Aldrin Manyando, Sprecher des Finanzministeriums, auf AZ-Nachfrage mit.
Für Juni wird das Gehalt noch höher sein als in den Folgemonaten, denn die Neufestlegung der Steuerklassen gilt rückwirkend zum 1. März bzw. dem Beginn des Steuer-Finanzjahres für Individualpersonen (nach dem Einkommenssteuergesetz Income ax Act No 24 of 1984), wie Manyando weiter mitteilte. Deshalb gibt´s im Juni den Mehrbetrag für vier Monate auf einen Schlag. Hintergrund: Die Steuerreform, die Finanzministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila im Rahmen des Staatshaushalts 2013/14 vorgeschlagen hat, ist erst rechtskräftig geworden, als sie am 31. Mai im Regierungsamtsblatt veröffentlicht wurde (AZ berichtete).
Auch Firmen (ausgenommen Bergbaubetriebe) profitieren von der Steuerreform, denn die Unternehmenssteuer wird von 34 auf 33 Prozent gesenkt – und zwar rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres, wie das Finanzministerium mitteilte. Deren Sprecher Manyando ergänzte auf AZ-Nachfrage, dass dies zu einem „geschätzten Einnahmeverlust von 134,6 Millonen N$ im Jahr 2013/14“ führe. Und weiter: „Diese Reduzierung soll einen Anreiz für Betriebe zum Reinvestieren und zur Ausweitung ihrer Tätigkeit schaffen und dabei für weitere Möglichkeiten und ökonomisches Wachstum sorgen.“
Teil der Steuerreform 2013 ist ebenfalls die Senkung der Gebühren für den Kauf von Immobilien (transfer duty) sowie für Eintragungen im Grundbuch (stamp duty), die rückwirkend zum 1. Juni inKraft getreten sind und wodurch der Staat laut Manyando Einnahmen von 24,7 Millionen N$ verliert. So werden beim Kauf einer Immobilien bis zum Wert von 600000 N$ (normale Immobilien) bzw. 1,5 Millionen N$ (landwirtschaftliche Fläche) keine Gebühren fällig. Auch die Eintragung im Grundbuch ist nach Angaben des Finanzamtes bis zu einem Immobilienwert von 600000 N$ gebührenfrei.
Die Steuerreform wird von Politikern aller Parteien als geeignetes Mittel zum Wirtschaftswachstum sowie zur finanziellen Entlastung der Bürger angesehen. Indes haben Banken und Versicherungen bereits appelliert, das zusätzliche Geld weise auszugeben und nicht in einen Konsumrausch zu verfallen. In erster Linie sollte das Geld für Schuldentilgung, Aufwertung von Immobilien, Geldanlagen oder Bildung verwendet werden, so die Empfehlungen.
Von Stefan Fischer, Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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