Frischer Wind aus dem Cockpit
Als erste Kapitänin steuert Cornelia Hahn den Airbus A330-200 durch die Lüfte
Von Nina Cerezo, Windhoek
Es ist die tägliche Routine beim Fliegen: Nach der Begrüßung der Flugbegleiter sucht jeder Gast seinen Sitz, wartet, bis das Flugzeug über den Wolken schwebt und wird schließlich vom Kapitän über Flugzeit, Wetterbedingungen und weitere wichtige Informationen unterrichtet. Seit einigen Wochen wird dieser – eigentlich immer gleiche – Ablauf selbst für Vielflieger noch einmal richtig spannend. Denn die Stimme, die die Gäste auf dem Langstreckenflug von Air Namibia von Windhoek nach Frankfurt und vice versa begrüßt, ist plötzlich ganz erfrischend. Erfrischend weiblich. Es ist die von Kapitänin Cornelia Hahn.
Begonnen hat alles in ihrer Jugend. Schon damals hätten sie Flugzeuge fasziniert, „doch als ich erstmals darüber nachgedacht habe, eine Pilotin zu werden, habe ich nicht geglaubt, dass das möglich ist – weil ich eine Frau bin und die finanziellen Mittel knapp waren“, erinnert sich die 42-Jährige.
Und doch packte sie es an. Ein Blick in ihr Logbuch verrät ihr, wann sie schließlich das erste Mal selbst ein Flugzeug in die Luft beförderte: „Das war am 6. August 1994. Es war der erste Trainingsflug für meine private Pilotenlizenz, der in einer Cessna 152 mit Ausbilder Leon Carstens stattgefunden hat“, erzählt Hahn. Der Stein war ins Rollen gebracht. Es folgte 1997 die erste Anstellung als Verkehrspilotin bei Westair Wings Charters und zwei Jahre später der Wechsel zu Air Namibia, wo sie heute noch tätig ist. Dort war sie zunächst Copilotin an Bord der Beechcraft 1900 auf dem inländischen Streckennetz und es waren die Erlebnisse dieser Zeit, „die ihre Liebe zur Fliegerei nur weiter festigten und ausbauten“, erläutert Paul Homateni Nakawa, Pressesprecher der staatlichen Fluggesellschaft.
Mit der wachsenden Erfahrung stieg auch die Verantwortung. Aus Copilotin wurde Kapitänin und aus der Beechcraft 1900 schließlich die Boeing 737. „Und während sie gleichzeitig noch zwei kleine Kinder großzog, ließ sie ihre Karriere nie außer Acht und wurde im April 2008 die erste Kapitänin dieses Passagierflugzeugtyps“, berichtet Nakawa stolz weiter. Denn auch Air Namibia freue sich sehr über den Erfolg ihrer Mitarbeiterin.
Kurz vor ihrem ersten Kapitänsposten war es jedoch auch, als die Namibierin ihre Laufbahn kurzzeitig in Frage stellte. „Nachdem mein zweites Kind geboren wurde, habe ich gemerkt, wie anstrengend all meine Aufgaben waren und es fühlte sich an, als sei ich an meine Grenzen gelangt“, erinnert sie sich. Doch es wäre nicht Hahn, wenn sie nicht auch diese Etappe gemeistert hätte und das Positive aus dieser Zeit zieht: „Ich habe mich in diesen Monaten sehr gut selbst kennengelernt und herausgefunden, was ich alles schaffen kann, wenn ich mich nur selbst dazu ermutige“, schlussfolgert sie. Eine Erfahrung, die ihr ein Leben lang bleiben wird.
Und so geht die Erfolgsgeschichte weiter. Hahn wechselte für zweieinhalb Jahre ins Cockpit des Airbus A319-100 und traf 2014 die Entscheidung, sich schließlich auch den Langstreckenflugzeugen und damit dem Airbus A330-200 zu widmen. Im April dieses Jahres war es dann soweit: Sie wurde zur ersten Kapitänin dieses Typs und übernimmt seitdem eben jene erfrischenden Ansagen an die Passagiere.
Angst vor der ihr auferlegten Verantwortung am Steuer eines solchen Passagierflugzeugs mit mehr als 250 Sitzplätzen hat sie dabei nicht. „Ich kann mich auf meine Erfahrung, mein Training und mein Wissen verlassen“, sagt sie und führt aus, dass dabei das sogenannte Cockpit Resource Management eine ausschlaggebende Rolle spielt. Mit mehr als 20 Jahren hinterm Flugzeug-Steuer kann sie dabei allerhand aufweisen.
Hahns Laufbahn scheint damit selbst wie ein Flug zu sein. Denn sich lange an einem Ort aufzuhalten liegt ihr nicht. „Es war immer eine Herausforderung für mich zu sehen, ob ich den nächsten Schritt machen kann“, erzählt sie. Doch dies nicht aus übertriebenem Ehrgeiz, sondern aus ihrer Liebe und Begeisterung zum Fliegen und aus einem gewissen Anspruch an sich selbst. „Bei all meiner Entschlossenheit habe ich stets jede Kritik – ob positiv oder negativ – angenommen“, so Hahn weiter, die deutlich sagt, dass ihr das bei ihrem Werdegang geholfen habe. So auch das Feedback und die Unterstützung ihres Mannes Carl, der selbst ein Kapitän des Airbus A319-100 ist.
Trotz dieses unglaublichen Werdegangs merkt man ihr kontinuierlich eine ebenso unglaubliche Bescheidenheit an. Mit ihrer Geschichte will sie nicht protzen, sondern vielmehr als Vorbild dienen und vor allem junge Frauen und Mädchen dazu ermutigen, ihre Träume zu verwirklichen – auch wenn diese im ersten Moment vielleicht nicht realisierbar scheinen. „Glaubt an Euch. Arbeitet hart für das, was ihr wollt und gebt niemals auf“, rät sie. Bei all dem, was sie erlebt und wofür sie gekämpft hat, kommen diese Worte mehr als authentisch rüber. So verwundert es auch nicht, dass ihr die Männerdomäne in ihrem Berufsumfeld eher wie eine Begleiterscheinung vorkommt als wie ein Hindernis. „Dass mehr Männer in der Luftfahrtindustrie arbeiten, stört mich nicht. Das ist eben der Status quo“, sagt Hahn fast beiläufig, während sich selbst Air Namibia dieser Herausforderung bewusst ist: „Es bedarf einer besonderen Persönlichkeit sowie Fähigkeiten, sich in einem männerdominierten Berufsfeld durchzusetzen“, weiß Nakawa. Und Hahn habe sich hier bewiesen.
Dass sie tatsächlich nur mit dem Flugzeug abhebt, zeigt Hahn auch mit ihrer Reaktion auf die unzähligen Glückwünsche, die die 42-Jährige auf der AZ-Facebookseite erreicht haben, als ihr neuer Posten in einer ersten Meldung verkündet wurde. Jeder einzelne Kommentar wird von ihr „geliked“ und sie schien fast schon ein wenig erstaunt über die durchweg positive und vielzählige Resonanz. Als es dann noch hieß, dass wir, die AZ-Redaktion, sie gerade wegen der ganzen Zusprüche noch einmal ausführlicher portraitieren wollten, schien es fast so, als ob sie sich frage, ob dies die Mühe wert sei. Doch bei all den Kommentaren wie „Bravo“, „sollte es öfter geben“ und „ich bin begeistert“ sind wir uns sicher: Das ist es. Und Nachahmerinnen sind mehr als willkommen.
Hahn bleibt indes ihrer Linie treu. Denn kaum hat sie ihr Ziel erreicht, hat sie schon neue Pläne: „Ich würde gerne Ausbilderin werden. Aber erst sammle ich noch ein paar Erfahrungen.“ Erfahrungen, die sie dann hoffentlich an zahlreiche junge Frauen weitergeben kann.
Es ist die tägliche Routine beim Fliegen: Nach der Begrüßung der Flugbegleiter sucht jeder Gast seinen Sitz, wartet, bis das Flugzeug über den Wolken schwebt und wird schließlich vom Kapitän über Flugzeit, Wetterbedingungen und weitere wichtige Informationen unterrichtet. Seit einigen Wochen wird dieser – eigentlich immer gleiche – Ablauf selbst für Vielflieger noch einmal richtig spannend. Denn die Stimme, die die Gäste auf dem Langstreckenflug von Air Namibia von Windhoek nach Frankfurt und vice versa begrüßt, ist plötzlich ganz erfrischend. Erfrischend weiblich. Es ist die von Kapitänin Cornelia Hahn.
Begonnen hat alles in ihrer Jugend. Schon damals hätten sie Flugzeuge fasziniert, „doch als ich erstmals darüber nachgedacht habe, eine Pilotin zu werden, habe ich nicht geglaubt, dass das möglich ist – weil ich eine Frau bin und die finanziellen Mittel knapp waren“, erinnert sich die 42-Jährige.
Und doch packte sie es an. Ein Blick in ihr Logbuch verrät ihr, wann sie schließlich das erste Mal selbst ein Flugzeug in die Luft beförderte: „Das war am 6. August 1994. Es war der erste Trainingsflug für meine private Pilotenlizenz, der in einer Cessna 152 mit Ausbilder Leon Carstens stattgefunden hat“, erzählt Hahn. Der Stein war ins Rollen gebracht. Es folgte 1997 die erste Anstellung als Verkehrspilotin bei Westair Wings Charters und zwei Jahre später der Wechsel zu Air Namibia, wo sie heute noch tätig ist. Dort war sie zunächst Copilotin an Bord der Beechcraft 1900 auf dem inländischen Streckennetz und es waren die Erlebnisse dieser Zeit, „die ihre Liebe zur Fliegerei nur weiter festigten und ausbauten“, erläutert Paul Homateni Nakawa, Pressesprecher der staatlichen Fluggesellschaft.
Mit der wachsenden Erfahrung stieg auch die Verantwortung. Aus Copilotin wurde Kapitänin und aus der Beechcraft 1900 schließlich die Boeing 737. „Und während sie gleichzeitig noch zwei kleine Kinder großzog, ließ sie ihre Karriere nie außer Acht und wurde im April 2008 die erste Kapitänin dieses Passagierflugzeugtyps“, berichtet Nakawa stolz weiter. Denn auch Air Namibia freue sich sehr über den Erfolg ihrer Mitarbeiterin.
Kurz vor ihrem ersten Kapitänsposten war es jedoch auch, als die Namibierin ihre Laufbahn kurzzeitig in Frage stellte. „Nachdem mein zweites Kind geboren wurde, habe ich gemerkt, wie anstrengend all meine Aufgaben waren und es fühlte sich an, als sei ich an meine Grenzen gelangt“, erinnert sie sich. Doch es wäre nicht Hahn, wenn sie nicht auch diese Etappe gemeistert hätte und das Positive aus dieser Zeit zieht: „Ich habe mich in diesen Monaten sehr gut selbst kennengelernt und herausgefunden, was ich alles schaffen kann, wenn ich mich nur selbst dazu ermutige“, schlussfolgert sie. Eine Erfahrung, die ihr ein Leben lang bleiben wird.
Und so geht die Erfolgsgeschichte weiter. Hahn wechselte für zweieinhalb Jahre ins Cockpit des Airbus A319-100 und traf 2014 die Entscheidung, sich schließlich auch den Langstreckenflugzeugen und damit dem Airbus A330-200 zu widmen. Im April dieses Jahres war es dann soweit: Sie wurde zur ersten Kapitänin dieses Typs und übernimmt seitdem eben jene erfrischenden Ansagen an die Passagiere.
Angst vor der ihr auferlegten Verantwortung am Steuer eines solchen Passagierflugzeugs mit mehr als 250 Sitzplätzen hat sie dabei nicht. „Ich kann mich auf meine Erfahrung, mein Training und mein Wissen verlassen“, sagt sie und führt aus, dass dabei das sogenannte Cockpit Resource Management eine ausschlaggebende Rolle spielt. Mit mehr als 20 Jahren hinterm Flugzeug-Steuer kann sie dabei allerhand aufweisen.
Hahns Laufbahn scheint damit selbst wie ein Flug zu sein. Denn sich lange an einem Ort aufzuhalten liegt ihr nicht. „Es war immer eine Herausforderung für mich zu sehen, ob ich den nächsten Schritt machen kann“, erzählt sie. Doch dies nicht aus übertriebenem Ehrgeiz, sondern aus ihrer Liebe und Begeisterung zum Fliegen und aus einem gewissen Anspruch an sich selbst. „Bei all meiner Entschlossenheit habe ich stets jede Kritik – ob positiv oder negativ – angenommen“, so Hahn weiter, die deutlich sagt, dass ihr das bei ihrem Werdegang geholfen habe. So auch das Feedback und die Unterstützung ihres Mannes Carl, der selbst ein Kapitän des Airbus A319-100 ist.
Trotz dieses unglaublichen Werdegangs merkt man ihr kontinuierlich eine ebenso unglaubliche Bescheidenheit an. Mit ihrer Geschichte will sie nicht protzen, sondern vielmehr als Vorbild dienen und vor allem junge Frauen und Mädchen dazu ermutigen, ihre Träume zu verwirklichen – auch wenn diese im ersten Moment vielleicht nicht realisierbar scheinen. „Glaubt an Euch. Arbeitet hart für das, was ihr wollt und gebt niemals auf“, rät sie. Bei all dem, was sie erlebt und wofür sie gekämpft hat, kommen diese Worte mehr als authentisch rüber. So verwundert es auch nicht, dass ihr die Männerdomäne in ihrem Berufsumfeld eher wie eine Begleiterscheinung vorkommt als wie ein Hindernis. „Dass mehr Männer in der Luftfahrtindustrie arbeiten, stört mich nicht. Das ist eben der Status quo“, sagt Hahn fast beiläufig, während sich selbst Air Namibia dieser Herausforderung bewusst ist: „Es bedarf einer besonderen Persönlichkeit sowie Fähigkeiten, sich in einem männerdominierten Berufsfeld durchzusetzen“, weiß Nakawa. Und Hahn habe sich hier bewiesen.
Dass sie tatsächlich nur mit dem Flugzeug abhebt, zeigt Hahn auch mit ihrer Reaktion auf die unzähligen Glückwünsche, die die 42-Jährige auf der AZ-Facebookseite erreicht haben, als ihr neuer Posten in einer ersten Meldung verkündet wurde. Jeder einzelne Kommentar wird von ihr „geliked“ und sie schien fast schon ein wenig erstaunt über die durchweg positive und vielzählige Resonanz. Als es dann noch hieß, dass wir, die AZ-Redaktion, sie gerade wegen der ganzen Zusprüche noch einmal ausführlicher portraitieren wollten, schien es fast so, als ob sie sich frage, ob dies die Mühe wert sei. Doch bei all den Kommentaren wie „Bravo“, „sollte es öfter geben“ und „ich bin begeistert“ sind wir uns sicher: Das ist es. Und Nachahmerinnen sind mehr als willkommen.
Hahn bleibt indes ihrer Linie treu. Denn kaum hat sie ihr Ziel erreicht, hat sie schon neue Pläne: „Ich würde gerne Ausbilderin werden. Aber erst sammle ich noch ein paar Erfahrungen.“ Erfahrungen, die sie dann hoffentlich an zahlreiche junge Frauen weitergeben kann.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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