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Fußballfieber aus der Ferne

Tangeni Penavali ist sich sicher: Die schönste EM-Stimmung kann man derzeit im "Luigi's and Fish" genießen. Und tatsächlich, unter der holzgetäfelten Decke prangt eine große Deutschlandflagge, zu Spielbeginn gibt`s neben "Windhoek" und "Tafel" auch "Beck`s" oder "Warsteiner" und vom Altherren-Stammtisch dringen die üblichen Anfeuerungsgesänge herüber. Fast könnte man meinen, in einer Eckkneipe in Köln oder Hamburg gelandet zu sein. Aber eben nur fast, denn das Geschehen auf dem Rasen übertragen nicht wie gewohnt ARD oder ZDF - die haben in diesem Jahr die Satelliten-Übertragungsrechte nicht erhalten - sondern ein südafrikanischer Pay-TV-Sender.

"Günter Netzer mit seinen tollen Analysen vermisse ich schon ein bisschen", lacht Eva Hollender, "aber sonst ist die Stimmung fast wie in Deutschland!" Die Vierundzwanzigjährige macht derzeit ein Praktikum im Goethe-Zentrum und ist mit ihrer gesamten Clique gekommen, um Deutschlands Auftakt in die Gruppenspiele zu verfolgen. Natürlich hat sie sich für den heutigen Fußballabend auch angemessen gekleidet. Doch ist sie nicht die Einzige im deutschen Nationaltrikot: Auch auf Tangenis Brust prangt der Bundesadler. Der Barkeeper ist seit Kindertagen Deutschlandfan und hat sich für die Spieler "seiner Elf" extra freigenommen. "Ich will doch nicht verpassen, wenn Poldi wieder eines seiner Supertore macht!"

Anfeuerungsrufe für den Ausnahmestürmer sind beim Spiel gegen Kroatien auch in "Joe's Beerhouse" zu hören. Ein Grüppchen mittelalter Touristen aus der Pfalz neben jungen Berufstätigen in adrettem Businessoutfit: Sie alle fiebern und zittern und beten gemeinsam um einen Sieg und müssen am Ende doch die Niederlage ihres Favoriten anerkennen. Thorsten und Thorsten, beides gebürtige Windhoeker, haben mit ihrem Freundeskreis bisher alle Partien der Deutschen hier verfolgt. "Aber das Finale sehen wir im Sport Klub Windhoek", da sind sie sich sicher. Denn dort stehen Großbildleinwände, "fast wie in Berlin" und die Stimmung sei "einfach einmalig" - das wissen die beiden noch zu gut vom Finale der WM 2006. Doch bis dahin ist es ja diesmal noch eine Weile hin, und in der Zwischenzeit wollen die Zwei noch eine Reihe weiterer Lokalitäten auf ihre Fußballtauglichkeit testen. Auswahl haben sie ja genug, denn egal ob mit oder ohne deutscher Beteiligung: "Jokers, Funkie Lab oder im Deutschen Turn- und Sportverein - Fußball bekommt man in Windhoek momentan überall zu sehen!"

Gesa Wicke

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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