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Gaby Ahrens: "Mein großes Ziel ist eine olympische Medaille"

AZ: Frau Ahrens, Sie sind unlängst zur Sportlerin des Jahres gewählt worden. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Gaby Ahrens: Es ist eine große Ehre, weil mein Vater Hasso es mir vor 30 Jahren vorgemacht hat. Deswegen war es für mich sehr wichtig. Es ist ein Bonus für all die Jahre Übung und harte Arbeit. Es ist schön, auch mal etwas zurückzubekommen.

AZ: Die meisten namibischen Kinder spielen Fußball oder Korbball. Wie sind Sie zum Tontaubenschießen gekommen?
Gaby Ahrens: Durch meine Familie. Mein Opa hat früher immer beim Schützenfest in Tsumeb geschossen, da waren wir immer als Zuschauer dabei. Ich bin in der Schulzeit geritten. Im Jahr 2000 haben dann mein Vater und mein Bruder die Firma "Ahrens Guns" eröffnet. Die beiden haben dann immer geschossen und ich habe zugeschaut. Irgendwann habe ich dann beschlossen, es auch mal zu versuchen. 2003, nach meinem Marketingstudium in Südafrika, hat es mich dann richtig gepackt.

AZ: Also wird den Ahrens-Sprösslingen das Schießen in die Wiege gelegt?
Gaby Ahrens: Es scheint so. Mein acht Jahre älterer Bruder ist auch ein sehr talentierter Schütze. Aber er hat jetzt geheiratet und ist beruflich sehr beschäftigt, so dass er nicht so viel Zeit zum Schießen hat.

AZ: 2006 haben Sie zum ersten Mal an den Commonwealth-Spielen teilgenommen, 2007 ihre erste Silbermedaille bei Afrikameisterschaften gewonnen. Seitdem sind Sie stetig erfolgreicher geworden. Was können wir von Ihnen noch erwarten?
Gaby Ahrens: Mein großes Ziel ist eine Olympia-Medaille. Nächstes Jahr muss ich mich erst einmal für Olympia 2012 qualifizieren. Das ist im Schießsport nicht so einfach, weil wir nicht so viele Teilnehmerplätze haben. Entweder muss man einen World Cup oder die Afrikameisterschaft gewinnen, die beide im nächsten Jahr stattfinden.

AZ: Wie aufregend ist die Atmosphäre bei einem Großereignis wie den Commonwealth-Spielen in Indien in diesem Jahr?
Gaby Ahrens: Großartig! An einem freien Tag haben wir uns das Taj Mahal angeschaut, das war schon toll. Auch die Organisation der Inder war wirklich klasse. Es war ein einmaliges Erlebnis. Und die Bronzemedaille hat es natürlich noch schöner gemacht (lacht).

AZ: Haben Sie auch Kontakt zum Rest des namibischen Teams gehabt?
Gaby Ahrens: Wir haben uns abgeschottet, um uns auf den Wettkampf zu konzentrieren. Wir sind auch erst eine Woche später nach den anderen Athleten angereist. Es war richtig professionell: Kein Spaß, kein Rumhängen mit den anderen, einfach nur Schießen. Leider haben wir auch gar nicht die Möglichkeit, bei solchen Veranstaltungen länger vor Ort zu bleiben, weil wir normalerweise mit der Familie unterwegs sind und daher die Geschäfte hier nicht so lange schließen können.

AZ: Sportschießen ist kein Sport, der mit geringem finanziellem Aufwand zu betreiben ist. Aus welchen Quellen erhalten Sie Unterstützung?
Gaby Ahrens: Mein Vater unterstützt mich. Er ist mein einziger Sponsor. Wir haben viel Unterstützung von privaten Unternehmen bekommen, um den neuen Schießstand in Luiperdsvalley zu bauen. Insgesamt hat die Anlage fast eine Million N$ gekostet. Aber für mein Schießen ist es schwierig. Ab und zu kamen Einzelpersonen, die uns finanziell unterstützt haben. Wir haben die Hoffnung, dass sich durch den Titel Sportlerin des Jahres vielleicht etwas ändert.

AZ: Wie behaupten Sie sich im männerdominierten Schießsport?
Gaby Ahrens: Ich vermisse schon Frauen, vor allem hier in Namibia. Ich muss mich immer mit Männern vergleichen. Wir haben zwar zwei, drei Frauen, die jedoch mehr zum Spaß schießen. Ich kann mich nur richtig mit Frauen messen, wenn ich im Ausland bin. Das ist ziemlich traurig für mich. Im Moment schafft es auch nur mein Mann, mich zu schlagen. Er hat erst 2007 mit dem Schießen angefangen.

Vater Hasso kommt dazu: Die beiden leben total für den Sport. Anders geht es auch nicht. Jeden Tag Fitness, Essen, Schlafen, alles muss darauf ausgerichtet sein. Jeder Tag, jede Woche verläuft so.

AZ: Gehören auch Konzentrationsübungen oder Ähnliches zum Trainingsprogramm?
Gaby Ahrens: Ich mache viel Pilates und Fitnesstraining. Ich glaube fest daran: Wenn dein Körper fit ist, ist dein Kopf auch fit. Und wir lesen viel, was die Konzentrationsfähigkeit steigert.

AZ: Nehmen Sie auch externe professionelle Hilfe, beispielsweise die eines Psychologen in Anspruch?
Hasso Ahrens: Da Sie das ansprechen: Ich betreue Gabys Karriere als Trainer und Manager. Ich sage immer: Psychologen sind gut und schön, aber du brauchst ihn erst, wenn du wirklich ein Problem hast. Wir bereiten uns mental so gut vor, dass es für uns nicht nötig ist. Wenn wir merken, dass Gaby anfängt zu zittern, dann werden wir darüber nachdenken.
Gaby Ahrens: Je weniger Hilfe von außen man braucht, je natürlicher es geht, desto besser. Vor allem haben wir auch nicht die finanziellen Mittel, um einen Psychologen oder überhaupt ein großes Betreuerteam zu unterhalten. Wir haben ja bewiesen, dass es auch ohne geht.

AZ: Was ist das Faszinierende am Tontaubenschießen?
Hasso Ahrens: Alles. Es ist die am stärksten wachsende Disziplin im Schießsport, was man auch an den Zuschauerzahlen sieht. Der Schütze ist beweglich, man hat 0,5 bis 0,7 Sekunden Zeit, um das Ziel zu treffen. Man muss sehr schnell reagieren.

AZ: Ihr Ehemann, Gielie van Wyk, ist ebenfalls Sportschütze. Finden Sie überhaupt einmal Abstand vom Sport oder ist das Schießen auch zuhause noch ein Thema?
Gaby Ahrens: Nein (lacht), zu Hause geht es nur noch um die Arbeit und das Schießen, aber das ist unsere Leidenschaft. Es ist herrlich, wir können viel Zeit miteinander auf der Schießbahn verbringen. Was will man mehr?

AZ: Habt ihr euch über das Schießen kennengelernt?
Gaby Ahrens: Nein, Gielie war früher Golfer und das hat mir ziemlich gestunken, weil er nur auf dem Golfplatz war.

AZ: Wie wichtig ist die professionelle Anlage in Luiperdsvalley, die optimale Trainingsmöglichkeiten bietet, für die Entwicklung des Schießsports in Namibia?
Gaby Ahrens: Sehr wichtig! Ich kann immer üben wenn ich möchte. Vorher mussten wir zwei Stunden nach Oropoko fahren. Deshalb konnten wir das höchstens einmal pro Woche machen. Jetzt kann ich nach der Arbeit rausfahren und üben wenn ich Lust habe. Vor allem vor großen Turnieren ist das wichtig, so viele Tauben wie möglich zu schießen.

AZ: Wie hoch ist der Trainingsaufwand üblicherweise?
Gaby Ahrens: Im Moment, wo keine Wettkämpfe anstehen, einmal pro Woche. Vor großen Turnieren dann drei Mal. Ich stehe in Kontakt mit Christine Wenzel, einer deutschen Schützin, die momentan die beste Skeet-Schützin der Welt ist. Sie will im Januar zu uns kommen, um zu trainieren. Ich hoffe, dass das klappt. Das deutsche Team war in den letzten Jahren schon mehrfach hier, um dem Winter zu entgehen und zu trainieren. Ich kann viel von ihnen lernen und mir einige Dinge abgucken.

AZ: Wie lange kann man den Sport betreiben?
Gaby Ahrens: Bei einem World Cup sind Leute in den Siebzigern dabei. Es geht also noch lange... (lacht)

AZ: Das nächste Ziel ist aber erstmal die Olympia-Qualifikation.
Gaby Ahrens: Ja, genau. Aber es wird schwer. Im nächsten Juli findet die Afrikameisterschaft in Marokko statt, wo etwa 40 Schützinnen teilnehmen werden, die alle um den Sieg und damit die Olympia-Qualifikation kämpfen. An den Olympischen Spielen dürfen nur zwanzig Frauen in meiner Disziplin teilnehmen. Es gibt keine Vorausscheidung.
Hasso Ahrens: Diesen Wettkampf müssen wir gewinnen! Wenn wir das schaffen, sind wir bei Olympia dabei.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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