Gebannt und verwirrt

Seit rund 15 Jahren ist der Begriff HIV/Aids in Umlauf. Seit ungefähr 13 Jahren nimmt die Nation die Immunschwäche mehr oder weniger ernst. Eher weniger, denn sonst hätten die Kurve der Infektion und die Statistik der terminalen Aids-Opfer schon längst abflachen müssen.

Die chronischen Aids-Kampagnen, die viel gepriesene sexuelle Aufklärung und die intensive Werbung um Sexualhygiene greifen einfach nicht. Sie dringen kaum in die Intimsphäre der Nation vor, vor allem wo Alkohol, herkömmlicher Patriarchalismus und die hartnäckig aufkommende Macho-Kultur inmitten zerfallender traditioneller Sozialstrukturen im Spiel sind. Die erschreckende Frequenz der Fälle der Gewalt gegen Kinder und Frauen steht in direktem Zusammenhang mit der nicht abflachenden Aids-Infektionsrate.


Namibia erhält kontinuierlich internationale Unterstützung, um auf den Verlauf der Aids-Infektion einzuwirken. Ohne vorsätzliche Bewusstseins- und Verhaltensänderung in den Altersgruppen zwischen 13 und 45 muss sich die makabere Statistik mit steigenden Zahlen für Waisen und Aids-Tote noch Jahrzehnte lang aufbäumen.


Für den Normalbürger ist es auch äußerst schwierig, die Statistiken einzuordnen oder das Gesamtbild zu erfassen. Erschwert wird der zur Verhaltensänderung notwendige Schreckenseffekt auch noch durch die lange Inkubationsperiode von etwa achteinhalb Jahren. Erst der Verlust von bekannten Personen bis in die eigene Verwandtschaft hinein wird die Wirkung haben, die Infektion zurückzudrängen.