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Geburtstagskind Backstage

Eine erstaunliche Nachricht, nachdem der Laden immer mal wieder für tot erklärt worden war. Gerüchte über einen Besitzerwechsel, den Niedergang und die Umwandlung in eine Stripbar hielten sich hartnäckig. Doch wie so oft sind das nur wabernde Halbwahrheiten. Das Geschäft läuft gut.
Zum Geburtstag gibt es samtige Jazzklänge von den Sängerinnen "Blossom" und "Senga", dann zeigt die Hausdame persönlich ihre Tango- und Salsaschritte. Es wird heiß im Backstage.

Natascha, eine lockige, schöne Frau, wirbelt an der Hand ihres Tanzpartners in einem Glitzertop durch den Raum. Ihr Mann, Clubbesitzer Frank Dornbrach, moderiert den Abend von der Bühne aus.
"Sieht das gut aus", kommentiert er die Showeinlage, "Ich bin fast ein bisschen eifersüchtig!"
Zehn Jahre lang arbeitet das Pärchen bei einer Theatertruppe. Sie als Schauspielerin auf der Bühne, er dahinter. "Es ist unsere gemeinsame Leidenschaft", sagt er. Und wie die meisten Menschen im Showbusiness wünschten auch die beiden sich ein eigenes Theater, eine eigene Bühne zum Austoben.
Vor zwei Jahren gründeten sie endlich das "Backstage", einen Laden, den es in dieser Form in Windhoek noch nicht gab. Jazz, Theater und entspanntes Feiern kommen hier zusammen.
"In Südafrika gibt es Jazzbars wie diese an jeder Ecke", sagt Dornbrach, "aber hier in Namibia sind wir damit ziemlich allein." Ein schöner Ort, um entspannt etwas zu Trinken und sich dabei von der Bühnenshow unterhalten zu lassen. Ohne schlechte Anmachen, ohne aggressive Streithähne. Ein Ort zum Abschalten und Amüsieren.

Liebevoll gestaltete Separees laden zum Kuscheln ein, das rote Licht taucht alles in eine Dämmerstimmung, während die Jazzsängerinnen am Mikro ihr Bestes geben, Evergreens wie "My baby just cares for me" ins Mikrofon hauchen und verliebte Pärchen sich im Publikum glücklich angrinsen. Genauso hätte es weitergehen können. Der Laden lief gut, war immer gut besucht. Doch das Schicksal wollte es anders: "Ich wurde sehr schwer krank", sagt Dornbrach.

Da er die nötige medizinische Behandlung in Namibia nicht bekommen konnte, reiste er nach Deutschland und Südafrika zu Spezialisten. Natascha kam immer mit, um ihn zu unterstützen. Immer häufiger bleib das "Backstage" geschlossen. Erst drei Wochen, dann nochmal zwei, dann nochmal drei. Die Leute standen vor verschlossener Tür und waren irritiert. Schließlich gab es bis dahin zuverlässig an jedem Freitag und Samstag in der Woche Theater- und Tanzprogramm. Dornbrach: "Und wie es in Windhoek nun mal so ist, fing die Gerüchteküche langsam an zu brodeln." Er sei pleite, hieß es, er müsste den Laden abgeben, vielleicht würde er auch komplett geschlossen. Tatsächlich begannen Natascha und er bald nach neuen Besitzern zu suchen. Frank Dornbrachs Zustand verbesserte sich nicht, er muss weiterhin aufwendige Behandlungen über sich ergehen lassen ¬ für den Club ist kaum noch Zeit. Einfach alles zu viel.
An Angeboten von Käufern mangelt es nicht, sogar eine Stripbar ist vergangenen Dezember im Gespräch. Doch für das Pärchen ist der Gedanke unerträglich, ihre geliebte Jazzkneipe zu einer Schmuddelbar verkommen zu lassen, in der halbnackte Frauen für geifernde Männer an der Stange tanzen.

"Wir haben immer gehofft, jemanden zu finden, der unser Konzept wirklich versteht und weiterführt", sagt Dornbrach. Bis sie solche Menschen endlich fanden. Das neue Team des "Backstage", dass im April schon die Mehrheit an dem Laden übernommen hat, besteht aus Anita Slanaey, Gaby Moldzio, Martina Schwardmann und Tanja Tait. "Volle Frauenpower", lacht Natascha. Die vier Ladies wollen den Laden übernehmen - genauso wie er jetzt ist. Momentan befindet sich das Backstage also in einer Übergangsphase, Frank Dornbrach zeigt dem neuen Team momentan noch wie alles funktioniert, aber das Küchenteam und die Barcrew wurden bereits von den neuen Eignern eingestellt.

Einige Neuigkeiten hat das "Backstage" dann auch im Programm: Noch in diesem Jahr sollen neben dem Barbetrieb am Wochenende auch unter der Woche Veranstaltungen stattfinden; außerdem wird das Backstage dann nicht mehr nur ein Ort zum Trinken, sondern auch zum Essen sein. Ein Biergarten soll noch in diesem Jahr im Garten entstehen, indem sogar Brunch angeboten wird.
Eine gute Nachricht für Windhoeks "Backstage"-Fans und auch für Frank Dornbrach, dessen Herz unheimlich an dem Club hängt. "Ich verlasse diesen Laden mit zwei weinenden Augen", sagt er, "wir hätten ihn gerne weitergeführt, aber es sieht wohl so aus, dass ich mich in nächster Zeit auf mich selber konzentrieren muss."

Wenigstens konnten neue Eigentümer gefunden werden, die das Konzept erhalten, seinen Traum weiterführen. "Backstage bliebt Backstage", sagt Dornbrach. Es geht weiter, das macht es für Natascha und ihn leichter, loszulassen. Aber es wird ihnen fehlen. Die roten Lampen im Dunkel werden ihnen fehlen, das Gemurmel an der Bar ¬ und die rauchige Stimme der Jazzsängerin.

Julia Dombrowsky

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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