Gedenkausstellung bei Khorab
Von Eberhard Hofmann, Windhoek/Otavi
Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Seite auf Khorab wurde das kaiserliche Gouvernement abgesetzt und bis zum Ende des 1. Weltkriegs durch die britisch-südafrikanische Militärverwaltung ersetzt. Die Ausstellung unter dem Titel „Changing History. World War I & Namibia“, gesponsert vom Britischen Hochkommissariat in Windhoek, wird ab 30. Juli 2015 auch bei der Wissenschaftlichen Gesellschaft in der Hauptstadt zu besichtigen sein.
Zur Eröffnung der Gedenkausstellung und zum 100. Jahrestag der Kapitulation führte der Geschäftsträger der Deutschen Botschaft, Ulrich Kinne, unter Hinweis auf die Gesamtverluste des 1. Weltkriegs (neun Millionen gefallene Soldaten, während auch der Tod von sieben Millionen Zivilisten zu beklagen war) das Wort. In Deutsch-Südwestafrika endete der 1. Weltkrieg, der am 4. August 1914 durch die britische Kriegserklärung an Deutschland ausgebrochen war, am 9. Juli 2015 auf Khorab. Der Waffenstillstand in Europa erfolgte erst am 11. November 1918 und der Kriegszustand zwischen den Mächten wurde am 28. Juni 1919 durch den Vertrag von Versailles beendet. Bis zu dem Vertrag - verschiedentlich auch Diktat genannt, weil die deutsche Seite kein Mitspracherecht hatte - verlor Südwestafrika endgültig seinen Status als deutsches Schutzgebiet.
Kinne würdigte die Anwesenheit der deutschen Botschaft und des britischen Hochkommissariats an der historischen Stätte als Zeichen der Versöhnung der vergangenen 100 Jahre. „Das Ende des 1. Weltkriegs bedeutete auch die Befreiung Deutschlands vom Kolonialismus“, so Kinne. Er verwies auf den verstorbenen Bundesspräsidenten Richard von Weizsäcker, der den 8. Mai 1945, den Tag der 2. Kriegsniederlage im 20. Jahrhundert, als einen Tag der Befreiung Deutschlands bezeichnet habe. „Ich meine, dass das Ende des 1. Weltkriegs Deutschland auch von seinem kolonialen Experiment befreit hat. Wie nach dem 2. Weltkrieg weiß niemand, wann und wie Deutschland imstande gewesen wäre, sich selbst zu befreien.“ So wie Deutschland für Kriegsverbrechen während des 2. Weltkriegs Verantwortung übernommen habe, so treffe das auch für die Periode vor dem 1. Weltkrieg zu.
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier habe während einer Podiumsdiskussion im Deutschen Historischen Museum allerdings darauf hingewiesen, dass es in der Tat unterschiedliche Erinnerungskulturen gebe. Gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Auslegung der Geschichte sei ausschlaggebend, nicht zuletzt zur Überwindung derzeitiger Konflikte. „Die Regierungen von Deutschland und Namibia bemühen sich in Gesprächen um einen geeigneten und würdigen Umgang mit unserer gemeinsamen Geschichte, um zu verhüten, dass Interessenträger die Geschichte für kurzfristige politische Zwecke kapern.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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