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Gefahr für Raubvögel

Windhoek - Dank Liz Komen, Leiterin von NARREC (Namibia Animal Rehabilitaion Research and Education Center), konnte ein Weißrückengeier, der in den ersten Tagen des neuen Jahres mit einer Strychnin-Vergiftung bei ihr eingeliefert worden war, inzwischen wieder gesund freigelassen werden. "Der Geier war fast paralysiert und hatte extreme Muskelkrämpfe, die typischen Symptome einer Strychnin-Vergiftung. Glücklicherweise wurde der große Vogel von einem naturbewusstem Farmer gefunden und auf dem schnellsten Wege zu uns brachte", sagte die Leiterin des Rehabilitationszentrums.

Nach einer 48-stündigen intensiven Behandlung konnte das Leben des Weißrückengeiers gerettet werden. Innerhalb einer Woche erholte sich der Vogel sehr gut, fraß ohne Probleme und reagierte völlig normal. Der Geier wurde beringt, mit einer Plastikmarke am rechten Flügel versehen und konnte auf der Farm, auf der er gefunden wurde, wieder freigelassen werden. "Das Problem ist, dass die Vögel riesige Strecken auf der Suche nach Nahrung zurücklegen. Wahrscheinlich hatte der Geier sich nicht auf der Farm oder angrenzenden Farmen vergiftet, sondern vermutlich in einem anderen Bezirk", sagte Komen.

Nicht so viel Glück hatte ein Raubadler, der ebenfalls in der ersten Woche des Jahres eingeliefert wurde, nachdem er in einem Schlageisen gefunden wurde. Anscheinend war auf einer Farm an einem angeblichen Leopardenriss ein Schlageisen aufgestellt worden, um die Raubkatze zu fangen. Raubadler nehmen sehr oft Aas an. Diese Adlerart kann sehr oft auf oder neben der Straße beobachtet werden, wenn sie an überfahrenen Tieren frisst. Diese Art der Nahrungssuche wurde dem Adler zum Verhängnis, der an den mutmaßlichen Leopardenriss ging und das Schlageisen auslöste. "Anscheinend hatte jemand den Adler in der Falle am späten Nachmittag gesehen, ihn aber erst am nächsten Morgen aus den stählernen Zähnen der Falle befreit", sagte Komen. In seinen verzweifelten Versuchen sich zu befreien, habe der Raubadler sich an den scharfen Kanten der Falle und seinen gebrochenen Knochen sämtliche Muskeln und Sehnen am Knie abgerissen.
Immer noch würden viel zu viele Raubvögel und andere Tiere zu unschuldigen Opfern, wenn Farmer ihre Fallen stellen und Giftköder verantwortungslos auslegen, um Problemtiere zu bekämpfen. "Wenn die Schlageisen unter einem Baum oder Busch gestellt und Giftköder unter Büschen mit Sand bedeckt ausgelegt werden, dann können sie nicht von Greifvögeln und Geiern entdeckt werden", sagte Komen.

In der zweiten Hälfte der 80er Jahre habe der damalige Ornithologe der Naturschutzbehörde Dr. Chris Brown mit Hilfe von Peilsendern Raubadler im Khomas-Hochland beobachtet. In der fünfjährigen Studie seien 80 Prozent der erwachsenen, brutfähigen Raubadler in dem Gebiet von Farmern direkt oder indirekt während der Problemtierbekämpfung ausgerottet worden, so Komen. "Ein Vierteljahrhundert später werden immer noch zahlreiche Raubvögel und Aasgeier mit der selben Methode unnötigerweise getötet", sagte die NARREC-Leiterin. Weltweit seien Schlageisen inzwischen in 88 Ländern verboten worden, so in den EU-Staaten seit 1995 und in Südafrika seit 2004. Gesetzlich sei die Misshandlung von Tieren, wie in vielen anderen Ländern auch, in Namibia verboten, aber bei der Bekämpfung von klassifizierten Problemtieren scheinen jegliche Methoden erlaubt zu sein, bedauerte Komen.

Der Raubadler aus der Falle musste eingeschläfert werden, da sein Bein nicht mehr zu retten war. Nur wenige Raubvögel und andere Tiere, die in Schlageisen "versehentlich" gefangen werden, würden in das Rehabilitationszentrum gebracht. In den meisten Fällen würden die Farmer die Tiere töten und schweigen. Im vergangenen Jahr habe Komen sieben Aasgeier sowie drei Eulen mit Vergiftungserscheinungen behandelt, sagte sie. NARREC ist auf Spenden angewiesen, um die Raubvögel und andere kleinere Tiere zu rehabilitieren.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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