Gefahren des Uranabbaus
Trotz intensiver Suche wurden bisher nirgendwo sonst auf der Welt ähnlich ergiebige Uran-Lagerstätten gefunden; der Rekord außerhalb Kanadas liegt bei 0,7 Prozent Urangehalt. Das Erz der Rössing-Mine in Namibia enthält sogar nur 0,029 Prozent Uran. Um eine Tonne Yellowcake zu gewinnen, müssen hier tausende Tonnen Gestein bewegt werden. Doch das Erz liegt hier nahe der Oberfläche und lässt sich vergleichsweise einfach abtragen - die Mine ist der größte Tagebau der Welt. In ihren 30 Betriebsjahren fraß sie ein riesiges Loch in die Namib-Wüste, drei Kilometer breit, 300 Meter tief. Im Jahr 2005 produzierte Rössing 3711 Tonnen Uranoxid. Dafür wurden 19,4 Millionen Tonnen Fels gesprengt.
Kaum sind die Detonationen verhallt, laden Kräne die geborstenen Felsbrocken auf riesige Laster; Strahlenmesser bestimmen den Urangehalt jeder Ladung - zwei von drei Fuhren enthalten zu wenig des begehrten Metalls und landen direkt auf der Abraumhalde. Der Rest wird in der Aufbereitungsanlage von Erzbrechern zerbröselt, dann von Spezialmühlen unter Zugabe von Wasser gemahlen. Es entsteht ein Brei, den man in großen Rührtanks mit Schwefelsäure versetzt, um das Uran zu lösen. Nach ein paar weiteren Verarbeitungsschritten wird die Mixtur bei 600 Grad Celsius getrocknet - Yellowcake, der "gelbe Kuchen", ist fertig gebacken.
Bei dem Aufbereitungsprozess bleiben die sogenannten Tailings zurück, eine schlammige Masse, die in riesige Absetzbecken gepumpt wird. Neben einem Cocktail aus Schwermetallen, Arsen und zugesetzten Chemikalien enthalten die Rückstände eine weitere Mitgift: 85 Prozent der an die Oberfläche gebuddelten Radioaktivität verbleiben in den Abfällen. Aus den Becken gast radioaktives Radon aus, und wenn die Oberfläche austrocknet und nicht ausreichend abgedeckt ist, wehen uran- und arsenhaltige Stäube über das Land. Der Abraum strahlt hunderttausende Jahre lang.
Dennoch begrüßt Namibia neue Uranfirmen voll Überschwang. Die AZ frohlockt, das Land könnte "als Nutznießer aus der globalen Renaissance der Kernkraft besonders profitieren". Im Bergmassiv Langer Heinrich, nicht weit von Rössing, hat die australische Firma Paladin Resources bereits im Rekordtempo einen neuen Minenkomplex aus dem Wüstenboden gestampft. Nach nur 1,5 Jahren Bauzeit wurden im März in Walvis Bay die ersten Yellowcake-Fässer verschifft. Attraktiv sei in Namibia neben der politischen Stabilität "die relativ unbürokratische Vergabe von Prospektier- und Schürflizenzen", erklärte kürzlich ein britischer Analyst. Im Klartext: Bergbaufirmen müssen sich nicht mit langwierigen Genehmigungsverfahren und scharfen Umweltauflagen plagen wie anderswo.
Im Auftrag der kleinen Umweltschutzgruppe Earthlife Namibia nahm das Darmstädter Öko-Institut die Umweltverträglichkeitsprüfung der Mine unter die Lupe - und stieß auf gravierende Mängel bei der Sicherung der radioaktiven Abfälle. Es drohe eine Kontamination des Grundwassers, ergab die Analyse, und noch an einem zwei Kilometer entfernten, von Touristen besuchten Aussichtspunkt könnten die internationalen Strahlengrenzwerte überschritten werden.
Das drängendste Problem in einem chronisch trockenen Land wie Namibia ist jedoch der ungeheure Wasserverbrauch bei der Erzaufbereitung. Für Langer Heinrich wurde eigens eine 82 Kilometer lange Pipeline durch die Wüste gelegt. Die Wasservorräte der Region reichen nach offiziellen Angaben für diese Mine gerade noch aus, jedes weitere Bergwerk aber säße auf dem Trockenen. Dennoch soll schon bald die nächste Mine in der Namib-Wüste entstehen und Erz mit einem Urangehalt von ganzen 0,011 Prozent fördern. Zur Wasserversorgung soll eine Meerwasser-Entsalzungsanlage gebaut werden. Doch solche Anlagen zerstören Küstenbiotope, verbrauchen ebenfalls viel Energie und leiten konzentrierte Salzlauge ein, die in der näheren Umgebung die Meeresfauna schädigt.
M.Hitz, Henneff
Kaum sind die Detonationen verhallt, laden Kräne die geborstenen Felsbrocken auf riesige Laster; Strahlenmesser bestimmen den Urangehalt jeder Ladung - zwei von drei Fuhren enthalten zu wenig des begehrten Metalls und landen direkt auf der Abraumhalde. Der Rest wird in der Aufbereitungsanlage von Erzbrechern zerbröselt, dann von Spezialmühlen unter Zugabe von Wasser gemahlen. Es entsteht ein Brei, den man in großen Rührtanks mit Schwefelsäure versetzt, um das Uran zu lösen. Nach ein paar weiteren Verarbeitungsschritten wird die Mixtur bei 600 Grad Celsius getrocknet - Yellowcake, der "gelbe Kuchen", ist fertig gebacken.
Bei dem Aufbereitungsprozess bleiben die sogenannten Tailings zurück, eine schlammige Masse, die in riesige Absetzbecken gepumpt wird. Neben einem Cocktail aus Schwermetallen, Arsen und zugesetzten Chemikalien enthalten die Rückstände eine weitere Mitgift: 85 Prozent der an die Oberfläche gebuddelten Radioaktivität verbleiben in den Abfällen. Aus den Becken gast radioaktives Radon aus, und wenn die Oberfläche austrocknet und nicht ausreichend abgedeckt ist, wehen uran- und arsenhaltige Stäube über das Land. Der Abraum strahlt hunderttausende Jahre lang.
Dennoch begrüßt Namibia neue Uranfirmen voll Überschwang. Die AZ frohlockt, das Land könnte "als Nutznießer aus der globalen Renaissance der Kernkraft besonders profitieren". Im Bergmassiv Langer Heinrich, nicht weit von Rössing, hat die australische Firma Paladin Resources bereits im Rekordtempo einen neuen Minenkomplex aus dem Wüstenboden gestampft. Nach nur 1,5 Jahren Bauzeit wurden im März in Walvis Bay die ersten Yellowcake-Fässer verschifft. Attraktiv sei in Namibia neben der politischen Stabilität "die relativ unbürokratische Vergabe von Prospektier- und Schürflizenzen", erklärte kürzlich ein britischer Analyst. Im Klartext: Bergbaufirmen müssen sich nicht mit langwierigen Genehmigungsverfahren und scharfen Umweltauflagen plagen wie anderswo.
Im Auftrag der kleinen Umweltschutzgruppe Earthlife Namibia nahm das Darmstädter Öko-Institut die Umweltverträglichkeitsprüfung der Mine unter die Lupe - und stieß auf gravierende Mängel bei der Sicherung der radioaktiven Abfälle. Es drohe eine Kontamination des Grundwassers, ergab die Analyse, und noch an einem zwei Kilometer entfernten, von Touristen besuchten Aussichtspunkt könnten die internationalen Strahlengrenzwerte überschritten werden.
Das drängendste Problem in einem chronisch trockenen Land wie Namibia ist jedoch der ungeheure Wasserverbrauch bei der Erzaufbereitung. Für Langer Heinrich wurde eigens eine 82 Kilometer lange Pipeline durch die Wüste gelegt. Die Wasservorräte der Region reichen nach offiziellen Angaben für diese Mine gerade noch aus, jedes weitere Bergwerk aber säße auf dem Trockenen. Dennoch soll schon bald die nächste Mine in der Namib-Wüste entstehen und Erz mit einem Urangehalt von ganzen 0,011 Prozent fördern. Zur Wasserversorgung soll eine Meerwasser-Entsalzungsanlage gebaut werden. Doch solche Anlagen zerstören Küstenbiotope, verbrauchen ebenfalls viel Energie und leiten konzentrierte Salzlauge ein, die in der näheren Umgebung die Meeresfauna schädigt.
M.Hitz, Henneff
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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