Gefangen im eigenen Körper - ein Ex-Junkie warnt
"Ich habe angefangen wann ich es wollte, so glaubte ich auch fest daran wieder aufhören zu können, wann immer ich es will". Ein Satz von der Ex-Drogensüchtigen Margot Keys aus Südafrika, der bekannt vorkommt.
Zumindest kennt man ihn aus dem Buch "Die Kinder vom Bahnhof Zoo": "Wir sind clean, was macht da schon ein Schuss, wir haben uns da voll unter Kontrolle und können ja jederzeit wieder aufhören", hieß es da, und im Endeffekt zerrte die Hauptperson Christiane F., in der Horrorbeschreibung über ihr Leben als Drogensüchtige, vor lauter Entzugserscheinung und der damit verbundenen Schmerzen, die Tapete mit ihren abgebissenen Fingernägeln von den Wänden.
Einmal ein Junkie,
immer ein Junkie
Es ist eine völlig falsche Einstellung zu glauben, dass ein Joint doch noch nicht gleich süchtig macht. Margot Keys Weg durch die Hölle hat bewiesen, dass es bei der heutigen Drogenstärke nur einmal der Versuchung bedarf. Wer mehr als einmal die Selbstgerollte mit dem Gras in sich hineinzieht oder sich mehr als einmal eine Aufputschpille in den Rachen wirft, hatte schon den Drang nach mehr. Und dann? Einmal ein Junkie, immer ein Junkie. Einmal abhängig, immer abhängig. Das hat Margot Keys durchlebt und sie versuchte kürzlich den Schülern in einigen Schulen von Swakopmund mit ihrer Lebensgeschichte die Augen zu öffnen.
In der Namib High School hatte Keys ein aufmerksames und interessiertes junges Publikum. Wieviel wirklich von Keys Horrortrip in den Köpfen der Schüler und anderen Interessenten hängenblieb, wird sich wohl erst dann zeigen, wenn die Statisik des Drogenkonsums an der Küste einen drastischen Rückgang vorweist. Noch sei die Nachfrage nach Drogen groß, wie die Walvis Bayer Polizei kürzlich den Medien mitteilten. Einen besonderen Durchbruch erziehlten die Fahnder allerdings am 27. Juni, als zwischen Walvis Bay und Swakopmund Gerhard Nariseb (28) mit 80 Mandrax-Tabletten im Wert von 4800 Namibia-Dollar in seinem Besitz festgenommen wurde. Erhalten habe er die Ware in Walvis Bay und durch einen Tipp aus der Öffentlichkeit konnte die Polizei ihm kurz vor Swakopmund eine Falle stellen. So konnte die Polizei letzten Samstag durch einen Hinweis Bernhard Tjaverua (28) mit 19 Packeten Dagga (Canabis) verhaften.
"Wir sind der Öffentlichkeit sehr dankbar für die wachsende Unterstützung", sagte Hauptinspektor Sidney Philander, "die Zusammenarbeit wird immer besser, unser Erfolg und die Unterstützung aus der Publik geht hier Hand in Hand."
Flucht in eine
andere Welt
Nach außen hin lebte die Familie von Margot Keys ein ganz normales Leben. Hinter den Türen allerdings fühlte sich die Ex-Drogensüchtige mit einer großen Bürde belastet. "Ich hatte das Gefühl, dass ich für den Frieden innerhalb unserer Familie verantwortlich bin", sagte sie, "so versteckte ich meine Gefühle, log und wurde zum Klassenclown". Die damals 14-Jährige aus Südafrika versuchte ihrem Vater gleich zu werden - er war gut im Sport und Margot holte sich mehrere sportliche Auszeichnungen in der Hoffnung auf mehr Liebe und Verständis.
Ihr erster Freund gab ihr das erste wirkliche Gefühl, so sein zu dürfen wie sie ist, sich nicht zu verstellen, ohne Lug und Betrug, doch als die Beziehung nach einem Jahr auseinanderging, konnte Margot mit dem Trennungsschmerz nicht umgehen. Sie hatte es ja nie gelernt. Er rauchte Dagga, sie griff danach um ihm zu gefallen, "cool" zu sein und um ihn zurückzugewinnen. Für einen kurzen Augenblick vermittelte das Kraut auch den gewünschten Drang nach Schwerelosigkeit und Freiheit. Der Freund kam zwar nicht wieder, aber immer öfter das Bedürfnis nach mehr Rauschgift, härterem Stoff. Das war der Anfang des Abstiegs, der Weg durch die Hölle. Lügen, Stehlen, kriminelle Delikte standen auf der Tagesordnung.
Alles, was es gab
- bis auf Extasy
"Ich beklaute die Dealer, wurde krankenhausreif geschlagen, arbeitete als Spitzel mit korrupter Polizei zusammen, in der Hoffnung, etwas vom Stoff abzubekommen. Dadurch brachte ich meine Eltern und meine Kinder in Gefahr", gab sie zu. 19 Jahre ging das so, sie nahm alles, was es auf dem Markt gab: Dagga, Mandrax, Kokain, Crack, Heroin, LSD, Vocanol, Morphium. Bis auf Extasy ließ sie keine Droge aus.
Sogar bis ins Krakenhaus wurde der Stoff geschmuggelt. Keys setzte sich nach den lebensnotwendigen Operationen einen Druck einfach durch den Tropf. Herzfilter, neue Hüfte, innere Organe, die plötzlich versagten, immer wieder im Koma, immer wieder wurde sie durch Ärzte und Sanitäter ins Leben zurückgeholt. Nur ihr linkes Bein konnte nicht gerettet werden. Verstopfte Venen, keine Durchblutung mehr - das Bein wurde amputiert.
Anfänglich verheimlichte sie noch den Gebrauch, zum Schluss setzte sie sich sogar die Spritze vor ihrem jüngsten Sohn. Ihr Erstgeborener wurde ihr von den Eltern weggenommen. Der Jüngste kam schon als Drogenbaby schreiend auf die Welt und gab nur Ruhe, wenn er durch die Muttermilch in Trance versetzt wurde.
Zwei Stunden hing Margot Keys einmal bewusstlos über der Kloschüssel einer öffentlichen Toilette, keiner bemerkte es. "Je mehr Drogen ich gebrauchte, je mehr hasste ich mich. Ich heulte, als ich nach Crack griff um es zu rauchen, weil mein Körper so sehr danach schrie; gleichzeitig waren es Tränen der Verzweiflung, denn ich wollte so gerne aufhören", berichtete sie.
Standhaft bleiben
heißt die Rettung
Sie schaffte es schließlich mit Hilfe derer, die selbst am Abgrund standen und das Gefühl des Entzugs kannten. Und doch geht es nicht darum, mit dem Konsum aufzuhören, "das schafft jeder, selbst ein Raucher, zumindest für eine kurze Zeit", sagte sie. Es gehe um den lebenslangen und standhaften Verzicht danach.
Doch wie ändert solch ein "Befallener" seine Einstellung? Drogenmissbrauch sei keine Sucht, sondern eine Krankheit. Wie ein Diabetiker, der keinen Zucker mehr zu sich nehmen darf, erklärte Keys, "so darf ich nie wieder in meinem Leben auch nur eine Droge zu mir nehmen". Keinen Hustensaft, der Alkohol enthält, Tabletten nur nach genauer Vorschrift, weder Zigaretten noch ein Glas Wein. "Ich bekomme panische Angst bei dem Gedanken der ersten angebotenen Droge. Ich habe nur ein einziges Mal die Möglichkeit und Chance, ,nein? zu sagen, sonst bin ich für immer verloren."
Keys hält sich nicht verantwortlich für das was passierte, doch sei sie jetzt zu 100 Prozent für ihre Heilung verantwortlich. "Das ist die Wahl die ich habe", bemerkte sie abschließend, "so wie jeder die Wahl hat, er aber dann auch die Konzequenzen, die darauf folgen, tragen muss".
Zumindest kennt man ihn aus dem Buch "Die Kinder vom Bahnhof Zoo": "Wir sind clean, was macht da schon ein Schuss, wir haben uns da voll unter Kontrolle und können ja jederzeit wieder aufhören", hieß es da, und im Endeffekt zerrte die Hauptperson Christiane F., in der Horrorbeschreibung über ihr Leben als Drogensüchtige, vor lauter Entzugserscheinung und der damit verbundenen Schmerzen, die Tapete mit ihren abgebissenen Fingernägeln von den Wänden.
Einmal ein Junkie,
immer ein Junkie
Es ist eine völlig falsche Einstellung zu glauben, dass ein Joint doch noch nicht gleich süchtig macht. Margot Keys Weg durch die Hölle hat bewiesen, dass es bei der heutigen Drogenstärke nur einmal der Versuchung bedarf. Wer mehr als einmal die Selbstgerollte mit dem Gras in sich hineinzieht oder sich mehr als einmal eine Aufputschpille in den Rachen wirft, hatte schon den Drang nach mehr. Und dann? Einmal ein Junkie, immer ein Junkie. Einmal abhängig, immer abhängig. Das hat Margot Keys durchlebt und sie versuchte kürzlich den Schülern in einigen Schulen von Swakopmund mit ihrer Lebensgeschichte die Augen zu öffnen.
In der Namib High School hatte Keys ein aufmerksames und interessiertes junges Publikum. Wieviel wirklich von Keys Horrortrip in den Köpfen der Schüler und anderen Interessenten hängenblieb, wird sich wohl erst dann zeigen, wenn die Statisik des Drogenkonsums an der Küste einen drastischen Rückgang vorweist. Noch sei die Nachfrage nach Drogen groß, wie die Walvis Bayer Polizei kürzlich den Medien mitteilten. Einen besonderen Durchbruch erziehlten die Fahnder allerdings am 27. Juni, als zwischen Walvis Bay und Swakopmund Gerhard Nariseb (28) mit 80 Mandrax-Tabletten im Wert von 4800 Namibia-Dollar in seinem Besitz festgenommen wurde. Erhalten habe er die Ware in Walvis Bay und durch einen Tipp aus der Öffentlichkeit konnte die Polizei ihm kurz vor Swakopmund eine Falle stellen. So konnte die Polizei letzten Samstag durch einen Hinweis Bernhard Tjaverua (28) mit 19 Packeten Dagga (Canabis) verhaften.
"Wir sind der Öffentlichkeit sehr dankbar für die wachsende Unterstützung", sagte Hauptinspektor Sidney Philander, "die Zusammenarbeit wird immer besser, unser Erfolg und die Unterstützung aus der Publik geht hier Hand in Hand."
Flucht in eine
andere Welt
Nach außen hin lebte die Familie von Margot Keys ein ganz normales Leben. Hinter den Türen allerdings fühlte sich die Ex-Drogensüchtige mit einer großen Bürde belastet. "Ich hatte das Gefühl, dass ich für den Frieden innerhalb unserer Familie verantwortlich bin", sagte sie, "so versteckte ich meine Gefühle, log und wurde zum Klassenclown". Die damals 14-Jährige aus Südafrika versuchte ihrem Vater gleich zu werden - er war gut im Sport und Margot holte sich mehrere sportliche Auszeichnungen in der Hoffnung auf mehr Liebe und Verständis.
Ihr erster Freund gab ihr das erste wirkliche Gefühl, so sein zu dürfen wie sie ist, sich nicht zu verstellen, ohne Lug und Betrug, doch als die Beziehung nach einem Jahr auseinanderging, konnte Margot mit dem Trennungsschmerz nicht umgehen. Sie hatte es ja nie gelernt. Er rauchte Dagga, sie griff danach um ihm zu gefallen, "cool" zu sein und um ihn zurückzugewinnen. Für einen kurzen Augenblick vermittelte das Kraut auch den gewünschten Drang nach Schwerelosigkeit und Freiheit. Der Freund kam zwar nicht wieder, aber immer öfter das Bedürfnis nach mehr Rauschgift, härterem Stoff. Das war der Anfang des Abstiegs, der Weg durch die Hölle. Lügen, Stehlen, kriminelle Delikte standen auf der Tagesordnung.
Alles, was es gab
- bis auf Extasy
"Ich beklaute die Dealer, wurde krankenhausreif geschlagen, arbeitete als Spitzel mit korrupter Polizei zusammen, in der Hoffnung, etwas vom Stoff abzubekommen. Dadurch brachte ich meine Eltern und meine Kinder in Gefahr", gab sie zu. 19 Jahre ging das so, sie nahm alles, was es auf dem Markt gab: Dagga, Mandrax, Kokain, Crack, Heroin, LSD, Vocanol, Morphium. Bis auf Extasy ließ sie keine Droge aus.
Sogar bis ins Krakenhaus wurde der Stoff geschmuggelt. Keys setzte sich nach den lebensnotwendigen Operationen einen Druck einfach durch den Tropf. Herzfilter, neue Hüfte, innere Organe, die plötzlich versagten, immer wieder im Koma, immer wieder wurde sie durch Ärzte und Sanitäter ins Leben zurückgeholt. Nur ihr linkes Bein konnte nicht gerettet werden. Verstopfte Venen, keine Durchblutung mehr - das Bein wurde amputiert.
Anfänglich verheimlichte sie noch den Gebrauch, zum Schluss setzte sie sich sogar die Spritze vor ihrem jüngsten Sohn. Ihr Erstgeborener wurde ihr von den Eltern weggenommen. Der Jüngste kam schon als Drogenbaby schreiend auf die Welt und gab nur Ruhe, wenn er durch die Muttermilch in Trance versetzt wurde.
Zwei Stunden hing Margot Keys einmal bewusstlos über der Kloschüssel einer öffentlichen Toilette, keiner bemerkte es. "Je mehr Drogen ich gebrauchte, je mehr hasste ich mich. Ich heulte, als ich nach Crack griff um es zu rauchen, weil mein Körper so sehr danach schrie; gleichzeitig waren es Tränen der Verzweiflung, denn ich wollte so gerne aufhören", berichtete sie.
Standhaft bleiben
heißt die Rettung
Sie schaffte es schließlich mit Hilfe derer, die selbst am Abgrund standen und das Gefühl des Entzugs kannten. Und doch geht es nicht darum, mit dem Konsum aufzuhören, "das schafft jeder, selbst ein Raucher, zumindest für eine kurze Zeit", sagte sie. Es gehe um den lebenslangen und standhaften Verzicht danach.
Doch wie ändert solch ein "Befallener" seine Einstellung? Drogenmissbrauch sei keine Sucht, sondern eine Krankheit. Wie ein Diabetiker, der keinen Zucker mehr zu sich nehmen darf, erklärte Keys, "so darf ich nie wieder in meinem Leben auch nur eine Droge zu mir nehmen". Keinen Hustensaft, der Alkohol enthält, Tabletten nur nach genauer Vorschrift, weder Zigaretten noch ein Glas Wein. "Ich bekomme panische Angst bei dem Gedanken der ersten angebotenen Droge. Ich habe nur ein einziges Mal die Möglichkeit und Chance, ,nein? zu sagen, sonst bin ich für immer verloren."
Keys hält sich nicht verantwortlich für das was passierte, doch sei sie jetzt zu 100 Prozent für ihre Heilung verantwortlich. "Das ist die Wahl die ich habe", bemerkte sie abschließend, "so wie jeder die Wahl hat, er aber dann auch die Konzequenzen, die darauf folgen, tragen muss".
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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