Gefangen im Netz
Welche Wirkung soziale Medien auf unsere Psyche haben können
Die soziale Revolution begann mit einer fixen Idee. Ursprünglich wollte der damals 19 Jahre alte Marc Zuckerberg lediglich eine interne Plattform gründen, über die sich Studenten untereinander austauschen und anfreunden können. Aus der fixen Idee mit dem Namen „Facebook“ ist mittlerweile das größte soziale Netzwerk der Welt geworden - und aus Marc Zuckerberg ein Milliardär.
Auch in Namibia ist das soziale Netzwerk aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken: Jeder zehnte Namibier ist nach Angaben der internationalen Werbeagentur Ogilvy bei Facebook registriert. Damit ist Zuckerbergs Plattform hierzulande mit Abstand die beliebteste. Auf Platz zwei folgt die Karriereplattform LinkedIn, die von etwas mehr als fünf Prozent der namibischen Bevölkerung genutzt wird; den dritten Rang belegt das Netzwerk Instagram mit 59000 Nutzern aus Namibia. Das entspricht lediglich rund 2,5 Prozent der Landesbevölkerung.
Daumen hoch für Behati
Die erfolgreichste Facebook-Nutzerin aus Namibia ist übrigens das Supermodel Behati Prinsloo aus Grootfontein. Mehr als 650000 Personen haben ihr Profil mit „Gefällt mir“ markiert und somit abonniert. Auf ihrer Seite versorgt sie ihre Fans mit immerzu perfekten Momentaufnahmen aus ihrem Modelalltag - eher sporadisch, aber dennoch mit durchschlagendem Erfolg. Zum Vergleich: Die Seite des namibischen Präsidenten Hage Geingob verfolgen lediglich knapp 54000 Personen.
Die Jagd nach Fans und sogenannten „Likes“ mag absurd wirken, der Grund dafür ist allerdings simpel und vor allem: menschlich. „Wir wissen mittlerweile, dass die Beschäftigung mit sozialen Medien und unserem Smartphone zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin führt“, behauptet Simon Sinek in einem Video, das Ende letzten Jahres viral ging. Der Autor und Unternehmensberater aus den USA beschäftigt sich schon lange mit Phänomenen der modernen Kommunikation. Seine These unterstreicht Sinek mit den Ergebnissen einer Studie: Bereits im Jahre 2012 fanden Forscher der Elite-Universität Harvard heraus, dass bei der Veröffentlichung von persönlichen Beiträgen auf sozialen Netzwerken derselbe „Wohlfühlbereich“ im Gehirn aktiviert wird wie beim Essen oder dem Austausch von Zärtlichkeiten. „Deswegen überprüfen wir auch unentwegt die Gefällt mir-Angaben unserer Beiträge. Wir wissen, dass sich die Aufmerksamkeit gut anfühlt und wollen deshalb immer mehr davon“, erklärt er.
Schlussendlich könne die Nutzung von Facebook und ähnlichen Plattformen deshalb ebenso süchtig machen wie Alkohol, Rauchen oder Glücksspiele - die chemische Reaktion, die dabei in unserem Körper ausgelöst wird, ist identisch. Das Problem an dieser Art des Wohlbefindens: Es hält nicht lange an. „Wissenschaftler konnten mittlerweile belegen, dass Menschen, die viel Zeit auf Facebook verbringen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an Depressionen erkranken als Menschen, die das nicht tun“, erklärt er.
Der perfekte Schein
Auch deutsche Wissenschaftlicher haben unlängst herausgefunden, dass die übermäßige Nutzung von Facebook eine negative Auswirkung auf unsere Psyche haben kann, allerdings aus anderen Gründen. Der „Neidfaktor“ ist es, der soziale Netzwerke laut Forschern der Technischen Universität Darmstadt und der Humbold-Universität so gefährlich macht: Die schönen Momentaufnahmen von Facebookfreunden können schnell den Anschein vermitteln, dass deren Leben besser und unkomplizierter ist als das eigene. So gab ein Drittel der teilnehmenden Probanden der Studie an, während oder nach der Betrachtung von Facebook-Einträgen ein Gefühl der Frustration zu empfinden. Dabei trügt der perfekte Schein. Die meisten Menschen neigen dazu, in der virtuellen Welt lediglich angenehme Augenblicke zu teilen. Von unangenehmen Alltagsthemen wie dem längst überfälligen Hausputz und unbezahlten Rechnungen spricht auf den Plattformen keiner - schließlich will man mit dem scheinbar makellosen Leben der anderen Nutzer mithalten können. Laut den Forschern der beiden deutschen Universitäten entsteht so eine „Neidspirale“, die sich immer weiterdreht.
Ein stetiger Balanceakt
Wie kann man ihm also entkommen, dem Teufelskreis aus dem Wunsch nach Anerkennung und dem Neid auf andere? Laut Sinek ist es essentiell, bei der Nutzung von sozialen Medien das richtige Maß zu finden. „Alkohol an sich ist nicht schlimm, zu viel Alkohol wiederum schon. Glücksspiele machen Spaß; übertreibt man es, wird es jedoch schnell gefährlich“, erklärt er. „Mit sozialen Medien und Smartphones ist es genau dasselbe. An sich ist nichts verkehrt daran. Es ist das Übermaß, das die Nutzung schädlich macht.“ Er rät deshalb zu einer bewussteren Nutzung im Alltag. Vermeintliche Kleinigkeiten, wie das Smartphone beispielsweise in der Tasche zu lassen, wenn man sich mit Freunden trifft.
Nicht nur auf die zwischenmenschlichen Beziehungen kann das einen positiven Effekt haben, behauptet Sinek, sondern auch auf die eigene Kreativität. „Wenn man das Smartphone nicht zur Hand hat, fängt man automatisch an, die Welt um einen herum bewusster wahrzunehmen. Und das sind die Momente, in denen Ideen entstehen.“
Annika Brohm
Auch in Namibia ist das soziale Netzwerk aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken: Jeder zehnte Namibier ist nach Angaben der internationalen Werbeagentur Ogilvy bei Facebook registriert. Damit ist Zuckerbergs Plattform hierzulande mit Abstand die beliebteste. Auf Platz zwei folgt die Karriereplattform LinkedIn, die von etwas mehr als fünf Prozent der namibischen Bevölkerung genutzt wird; den dritten Rang belegt das Netzwerk Instagram mit 59000 Nutzern aus Namibia. Das entspricht lediglich rund 2,5 Prozent der Landesbevölkerung.
Daumen hoch für Behati
Die erfolgreichste Facebook-Nutzerin aus Namibia ist übrigens das Supermodel Behati Prinsloo aus Grootfontein. Mehr als 650000 Personen haben ihr Profil mit „Gefällt mir“ markiert und somit abonniert. Auf ihrer Seite versorgt sie ihre Fans mit immerzu perfekten Momentaufnahmen aus ihrem Modelalltag - eher sporadisch, aber dennoch mit durchschlagendem Erfolg. Zum Vergleich: Die Seite des namibischen Präsidenten Hage Geingob verfolgen lediglich knapp 54000 Personen.
Die Jagd nach Fans und sogenannten „Likes“ mag absurd wirken, der Grund dafür ist allerdings simpel und vor allem: menschlich. „Wir wissen mittlerweile, dass die Beschäftigung mit sozialen Medien und unserem Smartphone zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin führt“, behauptet Simon Sinek in einem Video, das Ende letzten Jahres viral ging. Der Autor und Unternehmensberater aus den USA beschäftigt sich schon lange mit Phänomenen der modernen Kommunikation. Seine These unterstreicht Sinek mit den Ergebnissen einer Studie: Bereits im Jahre 2012 fanden Forscher der Elite-Universität Harvard heraus, dass bei der Veröffentlichung von persönlichen Beiträgen auf sozialen Netzwerken derselbe „Wohlfühlbereich“ im Gehirn aktiviert wird wie beim Essen oder dem Austausch von Zärtlichkeiten. „Deswegen überprüfen wir auch unentwegt die Gefällt mir-Angaben unserer Beiträge. Wir wissen, dass sich die Aufmerksamkeit gut anfühlt und wollen deshalb immer mehr davon“, erklärt er.
Schlussendlich könne die Nutzung von Facebook und ähnlichen Plattformen deshalb ebenso süchtig machen wie Alkohol, Rauchen oder Glücksspiele - die chemische Reaktion, die dabei in unserem Körper ausgelöst wird, ist identisch. Das Problem an dieser Art des Wohlbefindens: Es hält nicht lange an. „Wissenschaftler konnten mittlerweile belegen, dass Menschen, die viel Zeit auf Facebook verbringen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an Depressionen erkranken als Menschen, die das nicht tun“, erklärt er.
Der perfekte Schein
Auch deutsche Wissenschaftlicher haben unlängst herausgefunden, dass die übermäßige Nutzung von Facebook eine negative Auswirkung auf unsere Psyche haben kann, allerdings aus anderen Gründen. Der „Neidfaktor“ ist es, der soziale Netzwerke laut Forschern der Technischen Universität Darmstadt und der Humbold-Universität so gefährlich macht: Die schönen Momentaufnahmen von Facebookfreunden können schnell den Anschein vermitteln, dass deren Leben besser und unkomplizierter ist als das eigene. So gab ein Drittel der teilnehmenden Probanden der Studie an, während oder nach der Betrachtung von Facebook-Einträgen ein Gefühl der Frustration zu empfinden. Dabei trügt der perfekte Schein. Die meisten Menschen neigen dazu, in der virtuellen Welt lediglich angenehme Augenblicke zu teilen. Von unangenehmen Alltagsthemen wie dem längst überfälligen Hausputz und unbezahlten Rechnungen spricht auf den Plattformen keiner - schließlich will man mit dem scheinbar makellosen Leben der anderen Nutzer mithalten können. Laut den Forschern der beiden deutschen Universitäten entsteht so eine „Neidspirale“, die sich immer weiterdreht.
Ein stetiger Balanceakt
Wie kann man ihm also entkommen, dem Teufelskreis aus dem Wunsch nach Anerkennung und dem Neid auf andere? Laut Sinek ist es essentiell, bei der Nutzung von sozialen Medien das richtige Maß zu finden. „Alkohol an sich ist nicht schlimm, zu viel Alkohol wiederum schon. Glücksspiele machen Spaß; übertreibt man es, wird es jedoch schnell gefährlich“, erklärt er. „Mit sozialen Medien und Smartphones ist es genau dasselbe. An sich ist nichts verkehrt daran. Es ist das Übermaß, das die Nutzung schädlich macht.“ Er rät deshalb zu einer bewussteren Nutzung im Alltag. Vermeintliche Kleinigkeiten, wie das Smartphone beispielsweise in der Tasche zu lassen, wenn man sich mit Freunden trifft.
Nicht nur auf die zwischenmenschlichen Beziehungen kann das einen positiven Effekt haben, behauptet Sinek, sondern auch auf die eigene Kreativität. „Wenn man das Smartphone nicht zur Hand hat, fängt man automatisch an, die Welt um einen herum bewusster wahrzunehmen. Und das sind die Momente, in denen Ideen entstehen.“
Annika Brohm
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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