Genadendal - eine musikalische Kostbarkeit
Auch wenn das Musical „Genadendal“ unter Regie von Jo Decaluwe nicht noch einmal aufgeführt würde, hätte es eine Rezension verdient. Die musikalische Fantasie, wie der Autor Aldo Behrens das Bühnenstück nennt, kommt zum Glück noch einmal in der kommenden Saison in Swakopmund um die Weihnachtszeit auf die Bühne. Das genauere Datum wird noch bekannt gegeben. In Windhoek hatte das Publikum im Rahmen des Bank Windhoek Arts Festival Anfang September vier Abende zur Auswahl.
Behrens hat im nunmehr schon eingefahrenen lokalen Kolorit des südlichen Afrika mit seinen mundartlichen und eher sozial gefärbten Afrikaans mit den Stücken „Voete van ´n Gemsbok“ und „Kalahari Krismis“ Furore gemacht, wo die Szene jedes Mal stark lokal – geographisch und sprachlich – verortet ist, irgendwo zwischen Kalahari und Griequaland und im ungekünstelten, teils korrumpierten Afrikaans. Und diesmal entfaltet sich die Handlung unter dem geistig-geistlich anklingenden Ortsnamen der real existierenden Missionsstation Genadendal. Was der Zuschauer in nuancierter Abstimmung zwischen dem Regisseur Decaluwe und dem Bühnenkünster Behrens erlebt, ist eine allegorische Komödie, die an Hugo von Hofmannstals bekanntes Stück „Jedermann“ erinnert, denn hier treten auch jenseitige Figuren wie Petrus am Himmelstor und sein Gesandter, der Todesengel, auf, der sich gute fünf Jahrzehnte – mit jeder Dekade erneut - bemüht, einen Koos Afrikaner (Randall Wicombe) aus dem südlichen Afrika abzuholen.
Die Begegnung zwischen dem anfechtbarenTodesengel, hervorragend dargestellt von David Ndjavera, und dem afrikaansen Urtyp Koos Afrikaner, der der Musik und dem Leben verhaftet ist, entfaltet sich zu einem humorvoll-klangvollen Dialog, umrahmt von Liedern des begleitenden Chores, bestehend aus zwölf talentvollen Sängern und dem sechsköpfigen Orchester im Graben vor der Bühne unter Leitung von Jacus Krige, das sich nicht nur durch gute Untermalung der Handlung, sondern auch durch wirksame, dezente Klangmalerei auszeichnet, jedes Mal, wenn der Todesengel einen neuen Versuch – viermal vergeblich - unternimmt, Koos mitzunehmen. Die Ironie in der köstlichen Begegnung liegt darin, dass der Todesengel seine Mission deshalb nicht ausführen kann, weil Koos mit seinen Leuten singt und musiziert und den Himmelsgesandten zusätzlich durch Gastfreundschaft und einen traditionellen „Loopdop“ (Abschiedstrank) betört. Unverrichteter Dinge kehrt der Todesengel zum Himmelstor zurück, um Petrus zu gestehen, dass er angesichts der Musik und des Schwipses aus dem Loopdop in seinem Auftrag versagt hat. Hinzu kommt, dass nur Englisch versteht und die Sprachbarriere Afrikaans seine Aufgabe obendrein erschwert, Koos den Ernst seines Auftrags plausibel zu machen.
Dass Bank Windhoek die Künste unterstützt, ist anerkennenswert und kann im Foyer oder bei der Aufforderung, im Theater das Mobiltelefon auszustellen, zum Ausdruck kommen. Dass Petrus (Aldo Behrens) vor dem Ende der guten Aufführung noch im Spieltext den Banknamen hinausposaunt, ist jedoch fehl am Platz, störend und hinterlässt einen Nachgeschmack, der dem Stück und dem Finanzinstitut schaden kann.
Dennoch, die Swakopmunder und Saisongäste können sich auf ein köstliches Musical freuen, mit starkem Lokalkolorit.
Eberhard Hofmann
Behrens hat im nunmehr schon eingefahrenen lokalen Kolorit des südlichen Afrika mit seinen mundartlichen und eher sozial gefärbten Afrikaans mit den Stücken „Voete van ´n Gemsbok“ und „Kalahari Krismis“ Furore gemacht, wo die Szene jedes Mal stark lokal – geographisch und sprachlich – verortet ist, irgendwo zwischen Kalahari und Griequaland und im ungekünstelten, teils korrumpierten Afrikaans. Und diesmal entfaltet sich die Handlung unter dem geistig-geistlich anklingenden Ortsnamen der real existierenden Missionsstation Genadendal. Was der Zuschauer in nuancierter Abstimmung zwischen dem Regisseur Decaluwe und dem Bühnenkünster Behrens erlebt, ist eine allegorische Komödie, die an Hugo von Hofmannstals bekanntes Stück „Jedermann“ erinnert, denn hier treten auch jenseitige Figuren wie Petrus am Himmelstor und sein Gesandter, der Todesengel, auf, der sich gute fünf Jahrzehnte – mit jeder Dekade erneut - bemüht, einen Koos Afrikaner (Randall Wicombe) aus dem südlichen Afrika abzuholen.
Die Begegnung zwischen dem anfechtbarenTodesengel, hervorragend dargestellt von David Ndjavera, und dem afrikaansen Urtyp Koos Afrikaner, der der Musik und dem Leben verhaftet ist, entfaltet sich zu einem humorvoll-klangvollen Dialog, umrahmt von Liedern des begleitenden Chores, bestehend aus zwölf talentvollen Sängern und dem sechsköpfigen Orchester im Graben vor der Bühne unter Leitung von Jacus Krige, das sich nicht nur durch gute Untermalung der Handlung, sondern auch durch wirksame, dezente Klangmalerei auszeichnet, jedes Mal, wenn der Todesengel einen neuen Versuch – viermal vergeblich - unternimmt, Koos mitzunehmen. Die Ironie in der köstlichen Begegnung liegt darin, dass der Todesengel seine Mission deshalb nicht ausführen kann, weil Koos mit seinen Leuten singt und musiziert und den Himmelsgesandten zusätzlich durch Gastfreundschaft und einen traditionellen „Loopdop“ (Abschiedstrank) betört. Unverrichteter Dinge kehrt der Todesengel zum Himmelstor zurück, um Petrus zu gestehen, dass er angesichts der Musik und des Schwipses aus dem Loopdop in seinem Auftrag versagt hat. Hinzu kommt, dass nur Englisch versteht und die Sprachbarriere Afrikaans seine Aufgabe obendrein erschwert, Koos den Ernst seines Auftrags plausibel zu machen.
Dass Bank Windhoek die Künste unterstützt, ist anerkennenswert und kann im Foyer oder bei der Aufforderung, im Theater das Mobiltelefon auszustellen, zum Ausdruck kommen. Dass Petrus (Aldo Behrens) vor dem Ende der guten Aufführung noch im Spieltext den Banknamen hinausposaunt, ist jedoch fehl am Platz, störend und hinterlässt einen Nachgeschmack, der dem Stück und dem Finanzinstitut schaden kann.
Dennoch, die Swakopmunder und Saisongäste können sich auf ein köstliches Musical freuen, mit starkem Lokalkolorit.
Eberhard Hofmann
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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