Geschäftsmann auf Lebenszeit: Harold Pupkewitz wird 90
Jeder kennt ihn - oder zumindest sein Imperium. Immerhin gibt es den Firmennamen Pupkewitz hier schon seit 1925. So lange ist auch Harold Pupkewitz in diesem Land - ein Wirtschaftskapitän, der im hohen Alter noch aktiv ist. Heute wird er 90 Jahre alt.
Genau 40 Stufen muss er nehmen, bis er in seinem Büro in der obersten Etage angekommen ist. Tag für Tag, dessen Ablauf stets dem gleichen Muster folgt. Nach dem Aufstehen 20 Minuten Spaziergang, dann 20 bis 30 Minuten Körperübungen, danach eine Dusche - "warm und kalt", betont er. Nach dem Frühstück kommt Harold Pupkewitz ins Büro, wo bereits ein Papierberg liegt, der abgearbeitet werden will. Der Kalender ist voll, meist mit Sitzungsterminen. Wer denkt, dass Harold Pupkewitz hier nur Anwesenheitspflicht demonstriert, irrt gewaltig. Denn unterm Dach der Rehobother Straße 41 ist die Schaltzentrale der Firmengruppe - und der hochbetagte Chef zieht mittendrin die Fäden. Er will prüfen, entscheiden, seine Erfahrungen den Anderen mit auf den Weg geben. "Jede wichtige Entscheidung muss der Vorstand treffen, dessen Vorsitzender ich bin", sagt er und plaudert aus dem Alltag: "Ich gehe zum Beispiel jeden Scheck durch, denn ich will wissen, was los ist und ob etwas verkehrt ist." Nicht selten nimmt er sich Unterlagen mit heim, wenn er zwischen 18 und 19 Uhr sein Büro verlässt.
Wenn Harold Pupkewitz übers Geschäft spricht, fangen seine Augen zu leuchten an. Mit wachem Geist schildert er Erlebnisse mit vielen Details, die ihm noch gut in Erinnerung sind - teils nur von Erzählungen. Zum Beispiel wie alles begann damals, mit seinem Vater Max, der von 1904 bis 1912 als Wagenbauer in Okahandja tätig war und nach einer achtjährigen Pause in der Heimat Vilnius (damals Polen, heute Litauen) wieder nach Südwestafrika zurückkehrte, hier ein Geschäft gründete und 1925 seine Frau und seinen Sohn ins Land holte. Harold, der in Vilnius geboren wurde, war zu der Zeit zehn Jahre alt. Das Familienunternehmen Pupkewitz verkaufte Lebensmittel, Haushaltsartikel, Bekleidung und Zubehör für den Farmbetrieb, kaufte zudem Häute, Felle und Wolle an. Nach Schule in Windhoek und Betriebswirtschaft-Studium in Kapstadt kam Pupkewitz im Jahr 1937 zurück, stieg als Führungsperson in den Familienbetrieb ein und drückte ihm seinen Stempel - zum Beispiel durch den Beginn des Warenimports - auf. Heute steht Pupkewitz für ein namibisches Imperium, das in mehreren Branchen aktiv ist und landesweit rund 900 Menschen beschäftigt. "Jedes Jahr kommen bis zu 120 Angestellte hinzu", sagt Pupkewitz stolz und ist "glücklich", "dass man täglich etwas schaffen kann, was für das Land von Bedeutung ist".
"Früher sangen wir das Südwesterlied, heute bin ich absolut Namibier."
Er ist ein Geschäftsmann mit Leib und Seele, aber auch ein Patriot, weil bekennender Namibier. "Als wir nach Südwestafrika kamen, haben wir das erste Mal im Leben Freiheit gespürt. Wir fühlten uns absolut zu Hause, daraus entstand mein Gefühl für dieses Land", sagt einer, der auch andere Zeiten kennen gelernt hat. Zum Beispiel Besetzung durch Deutsche und Russen sowie Diskriminierung in seiner Heimat. Der Neuanfang in Südwestafrika war dennoch kein Zuckerschlecken. "Wir sprachen Jiddisch, Hebräisch, Russisch und Polnisch. Hier haben wir dann Afrikaans, Deutsch und Englisch gelernt." Obwohl er eine "Sympathie für Israel" empfindet und ernsthaft überlegt hatte, während seiner Zeit in Kapstadt ins gelobte Land auszuwandern, zogen ihn "Familie und kulturelle Bindung" wieder zurück. Und so muss er bei der Frage, wie er sich fühlt, nicht lange nachdenken. "Früher fühlte ich mich als Südwester, wir sangen das Südwesterlied. Ich habe mich immer für das Land eingesetzt und bin absolut Namibier." Stolz und Verpflichtung schwingen in seiner Stimme mit, zu verstecken braucht man sich nicht. "Wir leben im südlichen Afrika und müssen uns als Mitbürger behaupten, die sich mit den Interessen dieses Landes identifizieren."
Dass dies zuweilen nicht leicht ist, weiß Pupkewitz genau. Unternehmertum und Verpflichtung zum Land zu verbinden fällt ihm nicht schwer. Wenn da nicht die Politik wäre. "Der Privatsektor kann großen Einfluss haben und viel erreichen - wenn die Politik auf uns hören würde", meint der Mann, der sich für Politik nicht so richtig begeistern kann. "Das ist gegen meine Natur. Ich bin ein Mensch des Denkens und der Taten, außerdem zu direkt und ehrlich. Ich mag keine Spielchen spielen."
"Die Weißen sind ein Gewinn für dieses Land."
Dass letztere auch behindern können, ärgert ihn. Pupkewitz wird ernst: "In einem Land wie Namibia gibt es so viele Hemmnisse, die völlig unnötig sind. Zum Beispiel Affirmative Action. Die Weißen sind doch sowieso in der Minderheit. Außerdem soll man doch glücklich sein, dass es die Weißen gibt. Wir sind ein Gewinn für dieses Land, das versuche ich in Gesprächen immer wieder deutlich zu machen." Das gleiche gilt für ihn in Bezug auf Südafrika. "Ein so starkes Nachbarland bringt uns Vorteile, aber auch Nachteile. Man muss ständig verhandeln und Kompromisse finden, um die Nachteile zu reduzieren - das ist der einzige Weg, um Namibia zu industrialisieren. Es muss auch eine Zeit kommen, wo nicht nur Geld und Ware die Grenzen passieren, sondern auch gut ausgebildete Menschen. Die werden helfen, unser Land schneller zu entwickeln, indem sie Know-how weitergeben. Aber die Verantwortlichen sehen leider nicht weiter als ihre Nase. Woher diese Angst kommt, weiß ich nicht. Dabei wird doch jedes Land, auch die USA, dadurch in der Entwicklung gefördert, dass gute Leute ins Land kommen."
Neben der Kunden-Zufriedenheit durch exzellente Dienstleistung wird Harold Pupkewitz nicht müde, für eine weitere Unternehmerregel zu werben, die für ihn den Schlüssel für einen erfolgreichen Mittelstand darstellt: Geht es dem Unternehmer gut, geht es auch den Angestellten gut. Dass die Politik andere Vorstellungen hat, zeigt das neue Arbeitsgesetz, das im Parlament regelrecht durchgepeitscht wurde. Als Präsident der namibischen Arbeitgebervereinigung (seit 1998) spricht Pupkewitz für alle Firmeninhaber des Landes und kann angesichts einiger Passagen in dem Gesetz nur den Kopf schütteln. "Man kann doch in Namibia nicht Bedingungen stellen, die es nicht einmal in Industrieländern gibt. Durch die Begünstigung der Arbeitnehmer wird der Arbeitgeber bei der Schaffung neuer Stellen gebremst. Eine weitere Folge ist, dass die Arbeitskraft teurer wird und Namibia im Konkurrenzkampf verliert - zum Beispiel gegen Südafrika, das ohnehin schon einige Branchen ganz besetzt hat, weil der namibische Markt einfach zu klein ist. Wir kämpfen jedenfalls darum, dass die Geschäftswelt nicht leidet", so Pupkewitz, der allerdings einen Hoffnungsschimmer hat: "Unsere wiederholten Aussagen sorgen allmählich für Verständnis. Aber der Kampf geht weiter."
"Arbeit ist der Drang des Lebens, der mich glücklich macht."
Was ist die persönliche Maxime des Unternehmers? "Mein Ehrgeiz natürlich", platzt es aus ihm heraus. "Aber auch Perfektionismus." Und weiter: "Ich habe in Kapstadt gelernt, wie man die Geschäftswelt sorgfältig entwickeln kann. Die Arbeit ist der Drang des Lebens, der mich glücklich macht", sagt Pupkewitz, der seine Tugenden als Unternehmervorbild vorgelebt hat. Natürlich zu allererst in seiner eigenen Firma. "Es ist schon eine große Belastung", gibt er zu, "meine Erfahrungen werden gebraucht, um wichtige Entscheidungen für Unternehmensstrategien zu treffen."
Doch wie lange will und kann er das noch machen? Wer wird das Erbe des Firmenimperiums antreten? "Das ist eine empfindliche Frage", meint Pupkewitz und erklärt: "Ich versuche, die Geschäftsführung so zu leiten, dass andere durch mein Beispiel wissen, welche Überlegungen, Gedanken und Prinzipien man beachten muss, um Entscheidungen zu treffen - kurzfristige, mittelfristige und langfristige. Die Kultur und die Werte der Firma sind vorhanden, wir haben unsere Vision, Mission und Strategien. Das Hauptanliegen des Vorstandes ist, eine Strategie zu finden, wie wir unsere Ziele erreichen können. Dafür haben wir geschulte und erfahrene Leute, die das Unternehmen eventuell besser weiterführen als unter meiner Leitung." Am Ende bleibt das etwas theoretisch. Was aber fest steht ist, dass Harold Pupkewitz das Ruder noch nicht aus der Hand geben will. Solange er noch Kraft hat, wird er mitmischen. Wenngleich seine Frau ihn drängt, sich wenigstens aus den Ehrenämtern zurückzuziehen, um Entlastung zu schaffen.
Sicher ist: Die Pupkewitz-Gruppe geht zuversichtlich in die Zukunft, über die man sich nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden "keine Sorgen" machen muss. "Wir werden ein Plus für dieses Land bleiben. Es gibt ja viel mehr Möglichkeiten, je mehr dieses Land wächst", sagt er. Eine Investition in die Zukunft ist die geplante Beteiligung von Arbeitnehmern an dem Unternehmen. Dazu soll ein Trust mit der Bezeichnung Employee Share Option Scheme (ESOP) gegründet werden, an dem die Arbeitnehmer Anteile bis maximal 25,1 Prozent erwerben können. "Dieser Trust soll die Zukunft der Firma sicherer machen. Wir warten derzeit auf die Registrierung", so Pupkewitz, der erwartet, dass der Trust auch neue Geschäftsfelder entwickelt und bedient.
Ein weiteres Beispiel für soziale Verantwortung in der Gesellschaft, die für die Unternehmensgruppe keine Worthülse ist, ist das soziale Investitionsprogramm. Rund 400000 Namibia-Dollar fließen dabei pro Jahr an ca. 60 Organisationen und Vereine in den Bereichen Bildung, Soziales, Sport und Kultur. Jedes Jahr wird der Etat erhöht. Pupkewitz abschließend: "Ich bin im Land bekannt dafür, dass ich immer fair handle."
Steckbrief
Harold Pupkewitz wurde am 14. Juli 1915 in Vilnius/Polen (heute Litauen) geboren und kam im Alter von 10 Jahren nach Südwestafrika.
Die Windhoek High School schloss er 1932 mit dem Matrik ab, um danach in Kapstadt Betriebswirtschaft zu studieren (Abschluss 1935) und weitere zwei Jahre dort zu arbeiten. 1937 kehrte er zurück und stieg ins Unternehmen des Vaters ein.
In den vergangenen Jahrzehnten war und ist sein Rat in vielen Firmen, Organisationen und Gremien gefragt, bei denen er Mitglied war bzw. ist, darunter der Namibische Arbeitgeberverband (amtierender Präsident), Telecom Namibia, NamPower, NamPost, MTC, Namib Air, Industrie- und Handelskammer, Institut für Internationale Angelegenheiten, Wirtschaftliche Vereinigung Südafrika. Seit 1997 ist er zudem Mitglied des Beraterstabes des Präsidenten.
Seit 1952 ist Harold Pupkewitz mit Ethel verheiratet, beide haben einen Sohn, eine Tochter sowie zwei Enkel. In seiner Freizeit war er vor allem sportlich im Schwimmen, Rugby, Fußball, Wrestling, Reiten (Jockey) sowie in der Leichtathletik aktiv.
Genau 40 Stufen muss er nehmen, bis er in seinem Büro in der obersten Etage angekommen ist. Tag für Tag, dessen Ablauf stets dem gleichen Muster folgt. Nach dem Aufstehen 20 Minuten Spaziergang, dann 20 bis 30 Minuten Körperübungen, danach eine Dusche - "warm und kalt", betont er. Nach dem Frühstück kommt Harold Pupkewitz ins Büro, wo bereits ein Papierberg liegt, der abgearbeitet werden will. Der Kalender ist voll, meist mit Sitzungsterminen. Wer denkt, dass Harold Pupkewitz hier nur Anwesenheitspflicht demonstriert, irrt gewaltig. Denn unterm Dach der Rehobother Straße 41 ist die Schaltzentrale der Firmengruppe - und der hochbetagte Chef zieht mittendrin die Fäden. Er will prüfen, entscheiden, seine Erfahrungen den Anderen mit auf den Weg geben. "Jede wichtige Entscheidung muss der Vorstand treffen, dessen Vorsitzender ich bin", sagt er und plaudert aus dem Alltag: "Ich gehe zum Beispiel jeden Scheck durch, denn ich will wissen, was los ist und ob etwas verkehrt ist." Nicht selten nimmt er sich Unterlagen mit heim, wenn er zwischen 18 und 19 Uhr sein Büro verlässt.
Wenn Harold Pupkewitz übers Geschäft spricht, fangen seine Augen zu leuchten an. Mit wachem Geist schildert er Erlebnisse mit vielen Details, die ihm noch gut in Erinnerung sind - teils nur von Erzählungen. Zum Beispiel wie alles begann damals, mit seinem Vater Max, der von 1904 bis 1912 als Wagenbauer in Okahandja tätig war und nach einer achtjährigen Pause in der Heimat Vilnius (damals Polen, heute Litauen) wieder nach Südwestafrika zurückkehrte, hier ein Geschäft gründete und 1925 seine Frau und seinen Sohn ins Land holte. Harold, der in Vilnius geboren wurde, war zu der Zeit zehn Jahre alt. Das Familienunternehmen Pupkewitz verkaufte Lebensmittel, Haushaltsartikel, Bekleidung und Zubehör für den Farmbetrieb, kaufte zudem Häute, Felle und Wolle an. Nach Schule in Windhoek und Betriebswirtschaft-Studium in Kapstadt kam Pupkewitz im Jahr 1937 zurück, stieg als Führungsperson in den Familienbetrieb ein und drückte ihm seinen Stempel - zum Beispiel durch den Beginn des Warenimports - auf. Heute steht Pupkewitz für ein namibisches Imperium, das in mehreren Branchen aktiv ist und landesweit rund 900 Menschen beschäftigt. "Jedes Jahr kommen bis zu 120 Angestellte hinzu", sagt Pupkewitz stolz und ist "glücklich", "dass man täglich etwas schaffen kann, was für das Land von Bedeutung ist".
"Früher sangen wir das Südwesterlied, heute bin ich absolut Namibier."
Er ist ein Geschäftsmann mit Leib und Seele, aber auch ein Patriot, weil bekennender Namibier. "Als wir nach Südwestafrika kamen, haben wir das erste Mal im Leben Freiheit gespürt. Wir fühlten uns absolut zu Hause, daraus entstand mein Gefühl für dieses Land", sagt einer, der auch andere Zeiten kennen gelernt hat. Zum Beispiel Besetzung durch Deutsche und Russen sowie Diskriminierung in seiner Heimat. Der Neuanfang in Südwestafrika war dennoch kein Zuckerschlecken. "Wir sprachen Jiddisch, Hebräisch, Russisch und Polnisch. Hier haben wir dann Afrikaans, Deutsch und Englisch gelernt." Obwohl er eine "Sympathie für Israel" empfindet und ernsthaft überlegt hatte, während seiner Zeit in Kapstadt ins gelobte Land auszuwandern, zogen ihn "Familie und kulturelle Bindung" wieder zurück. Und so muss er bei der Frage, wie er sich fühlt, nicht lange nachdenken. "Früher fühlte ich mich als Südwester, wir sangen das Südwesterlied. Ich habe mich immer für das Land eingesetzt und bin absolut Namibier." Stolz und Verpflichtung schwingen in seiner Stimme mit, zu verstecken braucht man sich nicht. "Wir leben im südlichen Afrika und müssen uns als Mitbürger behaupten, die sich mit den Interessen dieses Landes identifizieren."
Dass dies zuweilen nicht leicht ist, weiß Pupkewitz genau. Unternehmertum und Verpflichtung zum Land zu verbinden fällt ihm nicht schwer. Wenn da nicht die Politik wäre. "Der Privatsektor kann großen Einfluss haben und viel erreichen - wenn die Politik auf uns hören würde", meint der Mann, der sich für Politik nicht so richtig begeistern kann. "Das ist gegen meine Natur. Ich bin ein Mensch des Denkens und der Taten, außerdem zu direkt und ehrlich. Ich mag keine Spielchen spielen."
"Die Weißen sind ein Gewinn für dieses Land."
Dass letztere auch behindern können, ärgert ihn. Pupkewitz wird ernst: "In einem Land wie Namibia gibt es so viele Hemmnisse, die völlig unnötig sind. Zum Beispiel Affirmative Action. Die Weißen sind doch sowieso in der Minderheit. Außerdem soll man doch glücklich sein, dass es die Weißen gibt. Wir sind ein Gewinn für dieses Land, das versuche ich in Gesprächen immer wieder deutlich zu machen." Das gleiche gilt für ihn in Bezug auf Südafrika. "Ein so starkes Nachbarland bringt uns Vorteile, aber auch Nachteile. Man muss ständig verhandeln und Kompromisse finden, um die Nachteile zu reduzieren - das ist der einzige Weg, um Namibia zu industrialisieren. Es muss auch eine Zeit kommen, wo nicht nur Geld und Ware die Grenzen passieren, sondern auch gut ausgebildete Menschen. Die werden helfen, unser Land schneller zu entwickeln, indem sie Know-how weitergeben. Aber die Verantwortlichen sehen leider nicht weiter als ihre Nase. Woher diese Angst kommt, weiß ich nicht. Dabei wird doch jedes Land, auch die USA, dadurch in der Entwicklung gefördert, dass gute Leute ins Land kommen."
Neben der Kunden-Zufriedenheit durch exzellente Dienstleistung wird Harold Pupkewitz nicht müde, für eine weitere Unternehmerregel zu werben, die für ihn den Schlüssel für einen erfolgreichen Mittelstand darstellt: Geht es dem Unternehmer gut, geht es auch den Angestellten gut. Dass die Politik andere Vorstellungen hat, zeigt das neue Arbeitsgesetz, das im Parlament regelrecht durchgepeitscht wurde. Als Präsident der namibischen Arbeitgebervereinigung (seit 1998) spricht Pupkewitz für alle Firmeninhaber des Landes und kann angesichts einiger Passagen in dem Gesetz nur den Kopf schütteln. "Man kann doch in Namibia nicht Bedingungen stellen, die es nicht einmal in Industrieländern gibt. Durch die Begünstigung der Arbeitnehmer wird der Arbeitgeber bei der Schaffung neuer Stellen gebremst. Eine weitere Folge ist, dass die Arbeitskraft teurer wird und Namibia im Konkurrenzkampf verliert - zum Beispiel gegen Südafrika, das ohnehin schon einige Branchen ganz besetzt hat, weil der namibische Markt einfach zu klein ist. Wir kämpfen jedenfalls darum, dass die Geschäftswelt nicht leidet", so Pupkewitz, der allerdings einen Hoffnungsschimmer hat: "Unsere wiederholten Aussagen sorgen allmählich für Verständnis. Aber der Kampf geht weiter."
"Arbeit ist der Drang des Lebens, der mich glücklich macht."
Was ist die persönliche Maxime des Unternehmers? "Mein Ehrgeiz natürlich", platzt es aus ihm heraus. "Aber auch Perfektionismus." Und weiter: "Ich habe in Kapstadt gelernt, wie man die Geschäftswelt sorgfältig entwickeln kann. Die Arbeit ist der Drang des Lebens, der mich glücklich macht", sagt Pupkewitz, der seine Tugenden als Unternehmervorbild vorgelebt hat. Natürlich zu allererst in seiner eigenen Firma. "Es ist schon eine große Belastung", gibt er zu, "meine Erfahrungen werden gebraucht, um wichtige Entscheidungen für Unternehmensstrategien zu treffen."
Doch wie lange will und kann er das noch machen? Wer wird das Erbe des Firmenimperiums antreten? "Das ist eine empfindliche Frage", meint Pupkewitz und erklärt: "Ich versuche, die Geschäftsführung so zu leiten, dass andere durch mein Beispiel wissen, welche Überlegungen, Gedanken und Prinzipien man beachten muss, um Entscheidungen zu treffen - kurzfristige, mittelfristige und langfristige. Die Kultur und die Werte der Firma sind vorhanden, wir haben unsere Vision, Mission und Strategien. Das Hauptanliegen des Vorstandes ist, eine Strategie zu finden, wie wir unsere Ziele erreichen können. Dafür haben wir geschulte und erfahrene Leute, die das Unternehmen eventuell besser weiterführen als unter meiner Leitung." Am Ende bleibt das etwas theoretisch. Was aber fest steht ist, dass Harold Pupkewitz das Ruder noch nicht aus der Hand geben will. Solange er noch Kraft hat, wird er mitmischen. Wenngleich seine Frau ihn drängt, sich wenigstens aus den Ehrenämtern zurückzuziehen, um Entlastung zu schaffen.
Sicher ist: Die Pupkewitz-Gruppe geht zuversichtlich in die Zukunft, über die man sich nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden "keine Sorgen" machen muss. "Wir werden ein Plus für dieses Land bleiben. Es gibt ja viel mehr Möglichkeiten, je mehr dieses Land wächst", sagt er. Eine Investition in die Zukunft ist die geplante Beteiligung von Arbeitnehmern an dem Unternehmen. Dazu soll ein Trust mit der Bezeichnung Employee Share Option Scheme (ESOP) gegründet werden, an dem die Arbeitnehmer Anteile bis maximal 25,1 Prozent erwerben können. "Dieser Trust soll die Zukunft der Firma sicherer machen. Wir warten derzeit auf die Registrierung", so Pupkewitz, der erwartet, dass der Trust auch neue Geschäftsfelder entwickelt und bedient.
Ein weiteres Beispiel für soziale Verantwortung in der Gesellschaft, die für die Unternehmensgruppe keine Worthülse ist, ist das soziale Investitionsprogramm. Rund 400000 Namibia-Dollar fließen dabei pro Jahr an ca. 60 Organisationen und Vereine in den Bereichen Bildung, Soziales, Sport und Kultur. Jedes Jahr wird der Etat erhöht. Pupkewitz abschließend: "Ich bin im Land bekannt dafür, dass ich immer fair handle."
Steckbrief
Harold Pupkewitz wurde am 14. Juli 1915 in Vilnius/Polen (heute Litauen) geboren und kam im Alter von 10 Jahren nach Südwestafrika.
Die Windhoek High School schloss er 1932 mit dem Matrik ab, um danach in Kapstadt Betriebswirtschaft zu studieren (Abschluss 1935) und weitere zwei Jahre dort zu arbeiten. 1937 kehrte er zurück und stieg ins Unternehmen des Vaters ein.
In den vergangenen Jahrzehnten war und ist sein Rat in vielen Firmen, Organisationen und Gremien gefragt, bei denen er Mitglied war bzw. ist, darunter der Namibische Arbeitgeberverband (amtierender Präsident), Telecom Namibia, NamPower, NamPost, MTC, Namib Air, Industrie- und Handelskammer, Institut für Internationale Angelegenheiten, Wirtschaftliche Vereinigung Südafrika. Seit 1997 ist er zudem Mitglied des Beraterstabes des Präsidenten.
Seit 1952 ist Harold Pupkewitz mit Ethel verheiratet, beide haben einen Sohn, eine Tochter sowie zwei Enkel. In seiner Freizeit war er vor allem sportlich im Schwimmen, Rugby, Fußball, Wrestling, Reiten (Jockey) sowie in der Leichtathletik aktiv.
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Allgemeine Zeitung
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