Geschichte ohne Beteiligte umschreiben
Betr.: Beiträge zum Genozid-Dialog: „Kein Ergebnis vor der Wahl“ (AZ, 17. Juli 2017) und „Unnötige Verzögerung“ (AZ, 18. Juli 2017)
Bei der Bewertung der Kolonialzeit vor einem Jahrhundert wird die geistige Symbiose zwischen emotional agierenden Volksgruppen und von außen einwirkenden Agitatoren der rot-grünen/linken Politszene immer deutlicher. Die Annahmen, zudem auf überholte Befreiungsideologie angelegt, von Historiker Jürgen Zimmerer sind unangemessen und verführen zur Selbstjustiz. Die Anti-Kolonialzeit-Thesen dieses Fachwissenschaftlers fielen schon vor dem Nampa-Interview und der SPIEGEL-Ausgabe Nr. 50 bei angeblichen Opfergruppen auf fruchtbaren Boden. Von einer Balance in seiner Kritik ist keine Rede; die deutsche Opfergruppe kennt bis heute kein Kommittee. Hier sind Kräfte am Werk, die Geschichte ohne alle Beteiligten umschreiben.
Zimmerers Behauptungen beruhen auf einer Massaker-Gesinnung im Kaiserrreich in allen Afrikakolonien. Seine Hoffnung ist Klage gegen Deutschland, womit Namibia zu einem führenden Beispiel in der Welt wird. Die deutsche Gesellschaft soll die Realität von Kolonialverbrechen mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkennen. Mit derartigen Vorwürfen lässt sich heute alles und jeder locker anprangern; denn was ist Menschlichkeit, was sind Kriegsverbrechen im Krieg?
Während die Advokaten eines linksliberalen Humanismus vaterländische Gesinnung in Europa während der Kaiserzeit ablehnen, tolerieren sie, dass neugeborene Kinder in SWAPOs befreiter Gesellschaft in der Mülltonne entsorgt werden und in Deutschland ungeborenes Leben vor Geburt getötet wird. Sie unterstellen ihrer Vätergeneration eine Vernichtungsstrategie, versteigen sich in eine Erfindung namens Massenmord und reden von einer allmächtigen Kriegsmaschinerie, die den edlen afrikanischen Krieger verfolgt.
Aber die Herero und Nama waren nicht nur Opfer. Zimmerer ignoriert Standardwerke wie Tagebücher, Briefe und Missionsberichte; Aussagen von Herero-Zeitzeugen gibt es so gut wie keine. Dafür werden Thesen aufgestellt, die einen Vernichtungswillen ausmachen wollen und Lügen sind. Tatsächlich hatte Maharero diesen Willen mit dem Befehl, alle weißen Männer töten zu lassen - außer Buren, Engländer und Missionare.
Nicht nur bei Zimmerer kreisen alle Vorwürfe einzig um Trotha, obwohl vorher Leutwein und nachher Estorff die Truppe führte. Mit einem einzigen Befehl wird eine Traditionslinie zur systematischen Judenverfolgung in der Diktatur (Drittes Reich) mit Konzentrationslagern aufgebaut. Vergessen ist der andauernde Kampf der Stämme um Landesherrschaft und gestohlenes Vieh in der Landesmitte vor der Kolonialzeit. Wo wären sie heute, ohne Trennung und damit Entwicklung durch die deutsche Herrschaft?
Maharero beging Friedensbruch mit einem heimtückischen Überfall, als Leutweins Truppe im Süden stand. Als sie im Norden gebunden war, scherte Witbooi als Verbündeter aus und begann Guerillakrieg im Süden, seine Abteilung unter Leutwein war ihm egal. Bereits zuvor löschte er andere Namastämme aus (Groot-Doden). Den Abzug nach Osten in ihr ursprüngliches Gebiet hat den Herero kein Deutscher befohlen. Die „Verfolgung“ fand an den wenigen, verseuchten Wasserstellen ihr Ende. Von Trotha sah sich am 2.10.1904 mit einem Zweifrontenkrieg konfrontiert. Wo in der Kriegsgeschichte wird einem Feind ohne Friedensschluss Absolution erteilt? Bis 1907 bestand auf deutschem Terretorium uneingeschränktes Kriegsrecht, das erst der Kaiser aufhob. (aus „Geschichte des Schutzgebietes Deutsch-Südwest-Afrika“, Otto von Weber)
Zimmerer glaubt, eine genozidale Tradition des Siedlerkolonialismus mit der Intention der Vernichtung in der Ideologie des Rassenstaates entdeckt zu haben; aber er schuldet im Burenkrieg den Gestorbenen einfach britische Inkompetenz bei der Versorgung Gefangener. Die Überfälle der Herero und Nama sind legitim, weil sie sich in einem Widerstand befanden, der ihnen aufgezwungen wurde. Mit solchen Erklärungen wird der Überfall auf Farmen und Polizeiposten zurechtgelegt. Kolonial- und Kriegsverbrechen entspringen für ihn der barbarischen deutschen Natur: Die Niederschlagung des Befreiungskampfes gipfelt in Gewaltexzessen mit der Intention der totalen Vernichtung.
Wer Zimmerers „Völkermord“-Begriff folgt, muss die gesamte Menschheitsgeschichte neu bewerten. Historiker wie er tun das gleiche wie Engländer vor einem Jahrhundert in DSWA: Sie heizen das Klima an und liefern Rebellen Munition für Attacken gegen die Obrigkeit. Die Deutschstämmigen müssen sich nun zu ihrer Geschichte im Dialog stellen, wenn sie Zukunft haben wollen.
Bernd Seefeldt, Swakopmund
Bei der Bewertung der Kolonialzeit vor einem Jahrhundert wird die geistige Symbiose zwischen emotional agierenden Volksgruppen und von außen einwirkenden Agitatoren der rot-grünen/linken Politszene immer deutlicher. Die Annahmen, zudem auf überholte Befreiungsideologie angelegt, von Historiker Jürgen Zimmerer sind unangemessen und verführen zur Selbstjustiz. Die Anti-Kolonialzeit-Thesen dieses Fachwissenschaftlers fielen schon vor dem Nampa-Interview und der SPIEGEL-Ausgabe Nr. 50 bei angeblichen Opfergruppen auf fruchtbaren Boden. Von einer Balance in seiner Kritik ist keine Rede; die deutsche Opfergruppe kennt bis heute kein Kommittee. Hier sind Kräfte am Werk, die Geschichte ohne alle Beteiligten umschreiben.
Zimmerers Behauptungen beruhen auf einer Massaker-Gesinnung im Kaiserrreich in allen Afrikakolonien. Seine Hoffnung ist Klage gegen Deutschland, womit Namibia zu einem führenden Beispiel in der Welt wird. Die deutsche Gesellschaft soll die Realität von Kolonialverbrechen mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkennen. Mit derartigen Vorwürfen lässt sich heute alles und jeder locker anprangern; denn was ist Menschlichkeit, was sind Kriegsverbrechen im Krieg?
Während die Advokaten eines linksliberalen Humanismus vaterländische Gesinnung in Europa während der Kaiserzeit ablehnen, tolerieren sie, dass neugeborene Kinder in SWAPOs befreiter Gesellschaft in der Mülltonne entsorgt werden und in Deutschland ungeborenes Leben vor Geburt getötet wird. Sie unterstellen ihrer Vätergeneration eine Vernichtungsstrategie, versteigen sich in eine Erfindung namens Massenmord und reden von einer allmächtigen Kriegsmaschinerie, die den edlen afrikanischen Krieger verfolgt.
Aber die Herero und Nama waren nicht nur Opfer. Zimmerer ignoriert Standardwerke wie Tagebücher, Briefe und Missionsberichte; Aussagen von Herero-Zeitzeugen gibt es so gut wie keine. Dafür werden Thesen aufgestellt, die einen Vernichtungswillen ausmachen wollen und Lügen sind. Tatsächlich hatte Maharero diesen Willen mit dem Befehl, alle weißen Männer töten zu lassen - außer Buren, Engländer und Missionare.
Nicht nur bei Zimmerer kreisen alle Vorwürfe einzig um Trotha, obwohl vorher Leutwein und nachher Estorff die Truppe führte. Mit einem einzigen Befehl wird eine Traditionslinie zur systematischen Judenverfolgung in der Diktatur (Drittes Reich) mit Konzentrationslagern aufgebaut. Vergessen ist der andauernde Kampf der Stämme um Landesherrschaft und gestohlenes Vieh in der Landesmitte vor der Kolonialzeit. Wo wären sie heute, ohne Trennung und damit Entwicklung durch die deutsche Herrschaft?
Maharero beging Friedensbruch mit einem heimtückischen Überfall, als Leutweins Truppe im Süden stand. Als sie im Norden gebunden war, scherte Witbooi als Verbündeter aus und begann Guerillakrieg im Süden, seine Abteilung unter Leutwein war ihm egal. Bereits zuvor löschte er andere Namastämme aus (Groot-Doden). Den Abzug nach Osten in ihr ursprüngliches Gebiet hat den Herero kein Deutscher befohlen. Die „Verfolgung“ fand an den wenigen, verseuchten Wasserstellen ihr Ende. Von Trotha sah sich am 2.10.1904 mit einem Zweifrontenkrieg konfrontiert. Wo in der Kriegsgeschichte wird einem Feind ohne Friedensschluss Absolution erteilt? Bis 1907 bestand auf deutschem Terretorium uneingeschränktes Kriegsrecht, das erst der Kaiser aufhob. (aus „Geschichte des Schutzgebietes Deutsch-Südwest-Afrika“, Otto von Weber)
Zimmerer glaubt, eine genozidale Tradition des Siedlerkolonialismus mit der Intention der Vernichtung in der Ideologie des Rassenstaates entdeckt zu haben; aber er schuldet im Burenkrieg den Gestorbenen einfach britische Inkompetenz bei der Versorgung Gefangener. Die Überfälle der Herero und Nama sind legitim, weil sie sich in einem Widerstand befanden, der ihnen aufgezwungen wurde. Mit solchen Erklärungen wird der Überfall auf Farmen und Polizeiposten zurechtgelegt. Kolonial- und Kriegsverbrechen entspringen für ihn der barbarischen deutschen Natur: Die Niederschlagung des Befreiungskampfes gipfelt in Gewaltexzessen mit der Intention der totalen Vernichtung.
Wer Zimmerers „Völkermord“-Begriff folgt, muss die gesamte Menschheitsgeschichte neu bewerten. Historiker wie er tun das gleiche wie Engländer vor einem Jahrhundert in DSWA: Sie heizen das Klima an und liefern Rebellen Munition für Attacken gegen die Obrigkeit. Die Deutschstämmigen müssen sich nun zu ihrer Geschichte im Dialog stellen, wenn sie Zukunft haben wollen.
Bernd Seefeldt, Swakopmund
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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