Gesellige Siedelweber machen den Wohnungsbau vor
Von den Piepols könnt Ihr nochall stief lernen, wenn Ihr was vom Öko- und Massenwohnungsbau mitkriegen wollt. Der Führer in dieser Sparte is muhts der Gesellschaftsvogel, vornehmer genannt, der Siedelweber. Und um unter Volksnamen keiner Verwechslung anheimzufallen, weil da mos stief andere Webervögel mit und ohne Masken umherschwirren, is da noch der Wissenschaftsname: Philetairus socius.
Da, wo die Bäume rar werden aber bei redlichem Regen noch stief Gras vorhanden is, da bauen diese Piepols für die Vahles, zuweilen bis der Ast des Kameldorns abbricht, wenn das Nest bei seltenem Niederschlag derart regenschwer geworden is, dass selbst das harte Kameldornholz nachzugeben hat. Hier und da haben die Flammen ein Nest verzehrt, wenn der Blitz partout sich den Baum ausgesucht hat. In langen Dürrezeiten der Vergangenheit, von denen die Leut´ törichterweise meinen, dasses so schlimm nich wieder werden könnte, ham die Farmer mitunter aus Mangel an Weide einige Nester runtergerissen, um vor allem das Kleinvieh ein paar Tage länger durchzufüttern. Jeder Tag der Dürre, so hieß es, bringt uns dem Regen näher.
Wo die Bäume rar werden und der Dornbusch zu niedrig is für den sozialen Wohnungsbau der Siedelweber, bedienen sie sich des Gestänges und der Streben der Hochspannungsleitung, wie da bei Kalkrand, wo sie einer inneren Ordnung folgen und sich streng an die eigene Bauvorschrift halten, nur auf der Höhe der Horizontalstrebe Nr. 3 zu bauen, mit säuberlich abgeflachtem Dach, so dass der seltene Regen gut abtröpfelt und die Etagenquartiere wohlig und wohnlich bleiben. Und sie bevorzugen den Stromanschluss im Haus, beziehungsweise Telefonverbindung, da etliche Telegraphenmasten, die im Zeitalter des Mobilfunks noch übrig geblieben sind, auch als Nistplatz dienen. Aber der klassische Großbau im Kameldornbaum bleibt für die Mehrzahl dieser Piepols die erste Wahl, sofern Bäume zur Wahl stehen. Dennoch is der Trend unverkennbar, denn die modernere Generation bevorzugt Strom- oder Telefonanschluss direkt im Nest.
Manche Wohngemeinschaft des Philetairus socius hat sich übrigens auf eine effektive Nachbarschaftswache eingelassen, die Buschpolizei, die ihre Wespennester auf der Unterseite der Wohnkomplexe eingerichtet hat, direkt neben den Ein- und Abflugslöchern der Federviecher. Wehe dem Eindringling, der den stechenden Zorn der Omamgongwa auf sich zieht, die, wie wir kürzlich spürbar feststellen mussten, auch Kolonialruinen im Süden des Landes bewachen. Dann haben die Siedelweber wohl keine Wahl, als sich auch mit dem Zwergfalken zu vertragen, der diese Nachbarschaft bevorzugt. Mag sein, dass sie ihn mit Tributfütterung und Opfergabe bei guter Laune halten, um unnötiger Verstimmung vorzubeugen.
Wenn das ganze Wohnsystem funktioniert, gehört als Warnpiepol der Rosenpapagei zur Kommune, der bei Gefahr oder aus Spaß an der Hysterie mit schrillem Gekreisch auffliegt. Die penetrante Lautstärke kann der Siedelweber net nich überbieten.
Der Siedelweber macht´s vor, dass Wohnungsbau möglich is, ohne Grundstücke zu besetzen oder zu erbetteln. Aber findig muss man sein und bei der Wahl der Bywoners vernünftig auswählen.
BU
Fein gegliederter Wohnungsbau auf gleicher Etage mit High-Tech-Elektro-Anschluss, gesichert vor Schakal, Katzenviechern und Schlangen - irgendwo bei Kalkrand. Obere Stockwerke sind noch ausbaufähig.
Bu
Wohnungsbau höchster Dichte, vergleichbar mit Seapoint, Kapstadt, oder Braamfontein, Johannesburg, hier irgendwo am Rande der Namib. Am Wendekreis des Steinbocks wird behauptet, dass es kein größeres Nest der Gesellschaftsvögel gäbe als dieses. Aber wir lassen uns des möglichen Rekords wegen auch korrigieren. Dazu müsste allerdings ein Otjiperendero als Beweis geliefert werden. Oviperendero: Steinbock
Glosse,
Siedelweber, Gesellschaftsvogel, Großbau, Piepols, Zwergfalke, Bauvorschrift, Buschpolizei
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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