Ghaub: Lebenswerk eines Missionars
Die Krankheit, das Sterben und die Beerdigung hatten mich in Spannung gehalten. Als alles vorüber war, kam ich erst so recht zur Besinnung und zur Erkenntnis der Wirklichkeit und der Schwere meines Verlustes. Ich kam mir vor wie ein von Gott Geschlagener und wäre am liebsten auch gestorben. Aber Gott hatte noch ein Lebenswerk für mich bestimmt". (Aus dem Tagebuch von Wilhelm Detering)
Sie wird die Tigerschlucht genannt, die kleine Sandstraße (D2863), die von Kombat aus zwischen den Bergen hindurch nach Tsumeb führt. Es sind ca. 25 Kilometer bis nach Ghaub. Die Gästefarm liegt inmitten des Otavi-Tsumeb-Grootfontein-Dreiecks (410 km von Windhoek entfernt) und inmitten einer einzigartig schönen dicht-bewachsenen Berglandschaft. Immer wieder springen Kudus über den Weg. Es geht mal rauf, mal runter und hin und wieder muss ein Farmtor geöffnet werden. Nach einer Kurve liegt dann die 9000 Hektar große Farm Ghaub. Links Maisfelder, dahinter trotten Rinder zum Wasser.
Die Farm Ghaub war 1885 durch die Rheinische Missionsgesellschaft von der S.W.A Company gekauft worden. Wenig später gründete Missionar Kremer hier eine Missionsstation. Ghaub sollte der Sammelpunkt für die im weiten Veld zerstreut lebenden Bergdama werden. Sie sollten zur Sesshaftigkeit erzogen werden und Viehzucht und Ackerbau lernen. Das ist nie recht gelungen."
Alida empfängt die Gäste und zeigt ihnen auch gleich die Zimmer und das Anwesen. Die Farm gehört heute dem namibischen Unternehmen Namib Sun Hotels und wurde erst 1999 in eine Gästefarm umgewandelt, die modernen Komfort mit historischem Ambiente verbindet. Es gibt zehn Doppelzimmer, alle mit eigenem Bad und Balkon und einer schönen Aussicht auf das Otavi-Bergland, auf die große Rasenfläche mit Schwimmbad. Unterhalb dessen gibt es einen Ansitz zur Wildbeobachtung. Im Farmhaus wird gegessen und es gibt einen Aufenthaltsraum mit Bar und Kamin. Dort, auf einem kleinen Tisch liegt ein Gästebuch mit einem Eintrag im August 2001: Vor 100 Jahren wurde der Gründervater der Familie Detering in Namibia, Wilhelm Detering, von der Rheinischen Mission nach Ghaub geschickt. Anlässlich dieses Jubiläums traf sich die Familie mit ihren inzwischen über 40 Mitgliedern auf der Gästefarm zu einem Fest.
"Es war der 26. August 1901, einen Tag vor meinem 27. Geburtstag, als ich in Ghaub eintraf. Bei Familie Kremer fand ich Unterkunft und Beköstigung während meiner zweijährigen Junggesellenzeit. Gearbeitet wurde an der Trockenlegung des versumpften Geländes, das etwa zwei Hektar groß war . Auch wurden Lehmsteine gemacht und der Bau des eigenen Wohnhauses in Angriff genommen."
Das alte Farmhaus steht zwar im Original auf Ghaub, wurde jedoch vor einigen Jahren renoviert. Auch die selbstgemauerte Steinmauer, die das Farmhaus von der Straße abgrenzt, zeugt von dem 100jährigen Bestehen dieser geschichtsträchtigen Farm im Norden Namibias. Wilhelm Detering, der diese Missionsstation 1901 übernahm und zusammen mit seiner Frau Auguste bis 1944 leitete, verwandelte in nur zwei Jahren Ghaub zu einer landwirtschaftlich produktiven Farm. "Mitte Januar 1904 brach der Hereroaufstand aus. In Ghaub merkten wir vorerst nicht viel davon, da nur eine kleine Werft von Herero auf der Farm saß. Alle drei Wochen ließen wir unsere Post von Grootfontein holen, die durch Frachtfahrer von Karibib heraufgebracht wurde. Der Bote blieb diesmal lange aus und als er endlich kam, brachte er die Nachricht, dass der Aufstand ausgebrochen und die Post geraubt sei."
Was Wilhelm Detering in seinem Tagebuch nicht erwähnt, ist dass Ghaub eine Tropfsteinhöhle besitzt. Zwei Guides begleiten die Besucher in die Höhle. Etwa zwei Stunden dauert die Führung und kostet jede Menge Schweiß. Aber das Herumkriechen in der schwülen und staubigen Dunkelheit lohnt sich: mit einer Taschenlampe sind die Stalaktiten und Stalagmiten wunderbar zu sehen. Schade ist nur, dass diese Höhle früher viel unter Vandalen leiden musste, die ein paar große Tropfsteine zerstörten.
Doch die Idylle, die Ghaub Besuchern heute bietet, war für Wilhelm Detering keine Selbstverständlichkeit: Nicht nur die Aufstände und Kriege (Erster und Zweiter Weltkrieg), sondern auch Krankheiten, Trockenheit und zeitweise auch Einsamkeit machten das damalige Farmleben alles andere als bequem.
"30. August 1943. Letzten Freitag bin ich 70 Jahre alt geworden. Diesen Tag wollte ich im Kreise meiner Familie in der Heimat verleben. Den 68. und 69. Geburtstag auch. Wie ist es nun so ganz anders gekommen. Der Mensch denkt und Gott lenkt", schreibt der alte Missionar Detering, der wegen des 2. Weltkriegs nicht nach Hause kehren konnte und den die Einsamkeit auf Ghaub in diesen Jahren zu schaffen machte.
Heute zählt die Einsamkeit auf Ghaub zu den Attraktionen dieser schönen Gästefarm. Einen Einblick in das "Tagebuch von Wilhelm Detering auf Missionsfarm Ghaub" erhielt Tourismus Namibia freundlicherweise von Dagmar Beck.
Sie wird die Tigerschlucht genannt, die kleine Sandstraße (D2863), die von Kombat aus zwischen den Bergen hindurch nach Tsumeb führt. Es sind ca. 25 Kilometer bis nach Ghaub. Die Gästefarm liegt inmitten des Otavi-Tsumeb-Grootfontein-Dreiecks (410 km von Windhoek entfernt) und inmitten einer einzigartig schönen dicht-bewachsenen Berglandschaft. Immer wieder springen Kudus über den Weg. Es geht mal rauf, mal runter und hin und wieder muss ein Farmtor geöffnet werden. Nach einer Kurve liegt dann die 9000 Hektar große Farm Ghaub. Links Maisfelder, dahinter trotten Rinder zum Wasser.
Die Farm Ghaub war 1885 durch die Rheinische Missionsgesellschaft von der S.W.A Company gekauft worden. Wenig später gründete Missionar Kremer hier eine Missionsstation. Ghaub sollte der Sammelpunkt für die im weiten Veld zerstreut lebenden Bergdama werden. Sie sollten zur Sesshaftigkeit erzogen werden und Viehzucht und Ackerbau lernen. Das ist nie recht gelungen."
Alida empfängt die Gäste und zeigt ihnen auch gleich die Zimmer und das Anwesen. Die Farm gehört heute dem namibischen Unternehmen Namib Sun Hotels und wurde erst 1999 in eine Gästefarm umgewandelt, die modernen Komfort mit historischem Ambiente verbindet. Es gibt zehn Doppelzimmer, alle mit eigenem Bad und Balkon und einer schönen Aussicht auf das Otavi-Bergland, auf die große Rasenfläche mit Schwimmbad. Unterhalb dessen gibt es einen Ansitz zur Wildbeobachtung. Im Farmhaus wird gegessen und es gibt einen Aufenthaltsraum mit Bar und Kamin. Dort, auf einem kleinen Tisch liegt ein Gästebuch mit einem Eintrag im August 2001: Vor 100 Jahren wurde der Gründervater der Familie Detering in Namibia, Wilhelm Detering, von der Rheinischen Mission nach Ghaub geschickt. Anlässlich dieses Jubiläums traf sich die Familie mit ihren inzwischen über 40 Mitgliedern auf der Gästefarm zu einem Fest.
"Es war der 26. August 1901, einen Tag vor meinem 27. Geburtstag, als ich in Ghaub eintraf. Bei Familie Kremer fand ich Unterkunft und Beköstigung während meiner zweijährigen Junggesellenzeit. Gearbeitet wurde an der Trockenlegung des versumpften Geländes, das etwa zwei Hektar groß war . Auch wurden Lehmsteine gemacht und der Bau des eigenen Wohnhauses in Angriff genommen."
Das alte Farmhaus steht zwar im Original auf Ghaub, wurde jedoch vor einigen Jahren renoviert. Auch die selbstgemauerte Steinmauer, die das Farmhaus von der Straße abgrenzt, zeugt von dem 100jährigen Bestehen dieser geschichtsträchtigen Farm im Norden Namibias. Wilhelm Detering, der diese Missionsstation 1901 übernahm und zusammen mit seiner Frau Auguste bis 1944 leitete, verwandelte in nur zwei Jahren Ghaub zu einer landwirtschaftlich produktiven Farm. "Mitte Januar 1904 brach der Hereroaufstand aus. In Ghaub merkten wir vorerst nicht viel davon, da nur eine kleine Werft von Herero auf der Farm saß. Alle drei Wochen ließen wir unsere Post von Grootfontein holen, die durch Frachtfahrer von Karibib heraufgebracht wurde. Der Bote blieb diesmal lange aus und als er endlich kam, brachte er die Nachricht, dass der Aufstand ausgebrochen und die Post geraubt sei."
Was Wilhelm Detering in seinem Tagebuch nicht erwähnt, ist dass Ghaub eine Tropfsteinhöhle besitzt. Zwei Guides begleiten die Besucher in die Höhle. Etwa zwei Stunden dauert die Führung und kostet jede Menge Schweiß. Aber das Herumkriechen in der schwülen und staubigen Dunkelheit lohnt sich: mit einer Taschenlampe sind die Stalaktiten und Stalagmiten wunderbar zu sehen. Schade ist nur, dass diese Höhle früher viel unter Vandalen leiden musste, die ein paar große Tropfsteine zerstörten.
Doch die Idylle, die Ghaub Besuchern heute bietet, war für Wilhelm Detering keine Selbstverständlichkeit: Nicht nur die Aufstände und Kriege (Erster und Zweiter Weltkrieg), sondern auch Krankheiten, Trockenheit und zeitweise auch Einsamkeit machten das damalige Farmleben alles andere als bequem.
"30. August 1943. Letzten Freitag bin ich 70 Jahre alt geworden. Diesen Tag wollte ich im Kreise meiner Familie in der Heimat verleben. Den 68. und 69. Geburtstag auch. Wie ist es nun so ganz anders gekommen. Der Mensch denkt und Gott lenkt", schreibt der alte Missionar Detering, der wegen des 2. Weltkriegs nicht nach Hause kehren konnte und den die Einsamkeit auf Ghaub in diesen Jahren zu schaffen machte.
Heute zählt die Einsamkeit auf Ghaub zu den Attraktionen dieser schönen Gästefarm. Einen Einblick in das "Tagebuch von Wilhelm Detering auf Missionsfarm Ghaub" erhielt Tourismus Namibia freundlicherweise von Dagmar Beck.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen