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Gideon Gono: Für Geld, Gott und Mugabe

Keiner verdient mehr als er: Das Gehalt von Gideon Gono, Zentralbankchef Simbabwes, bezifferte sich, zumindest bis zu Beginn dieses Monats, auf Trillionen. Damit bekommt er mehr als EZB-Chef Jean-Claude Trichet oder Fed-Boss Ben Bernanke. Aber nur auf dem Papier - denn Geld hat im einstigen Vorzeigestaat Afrikas keinerlei Bedeutung mehr: Schon ein paar Brote kosten hier ein Vermögen. Zwar hat Gono inzwischen beschlossen, die Nationalwährung - und damit auch sein Gehalt - um zehn Nullen zu erleichtern. Aus 200 Milliarden Simbabwe-Dollar sind über Nacht 20 Simbabwe-Dollar geworden. Angesichts der tiefen Wirtschaftskrise und der rasanten Inflation gilt das aber allenfalls als symbolische Geste. Wirtschaftlich ist das Land längst kollabiert.

Auch im Ausland kann Gono nichts ausgeben: Vergangenen Monat hat die EU ihm ein Einreiseverbot erteilt und nun auch seine Konten eingefroren. Der Grund: Gono soll die Gewaltexzesse von Parteigängern des Diktators Robert Mugabe gegen die demokratische Opposition finanziert haben. Auch in den USA ist der voluminöse Zentralbankchef längst unerwünscht. Und Australiens Regierung entzog drei seiner Kinder die Studienerlaubnis - und schickte sie postwendend nach Afrika zurück.

Nichts spiegelt den Verfall des früheren Rhodesiens besser wider als die Währung, deren Hüter Gono ist: War ein Simbabwe-Dollar 1980, als das Land unabhängig wurde, noch stärker als sein amerikanischer Namensvetter, musste man unmittelbar vor der "Währungsreform" am 1. August für einen Greenback mehr als 100 Mrd. Sim-Dollar hinblättern. Inzwischen ist es durch die Streichung der zehn Nullen nun wieder ein Betrag geworden, den man auch ohne Taschenrechner ermitteln kann.

Wie viel es genau ist, weiß niemand - der Kurs des Sim-Dollars ändert sich stündlich. Auf mehr als zwei Mio. Prozent im Jahr ist die Teuerung zuletzt offiziell geschnellt, inoffiziell ist sie fünfmal so hoch. Gonos Geheimwaffe hat sich als Rohrkrepierer entpuppt: Der 100-Mrd.-Sim-Dollar-Schein hat den Absturz nicht aufhalten können, sondern nur beschleunigt. Immerhin ist der Schein bei internationalen Internet-Auktionen bereits viel mehr wert als im eigenen Land.

Den traditionellen Rezepten zur Inflationsbekämpfung hat der 54-Jährige längst abgeschworen, Rettung sucht er in der Bibel. Hatte Gono zu Beginn seiner Amtszeit noch versucht, das Geldvolumen mit Hilfe von Zinserhöhungen und einer Reform des Devisensystems zu zügeln, ist sein Vokabular heute so blumig wie das eines Laienpredigers. Den letzten Zentralbankbericht befahl er "in Gottes Hände".

Daneben nutzte er die Vorlage der jüngsten Inflationszahlen zu einem religiösen Exkurs über den notwendigen "Gehorsam gegenüber der politischen Autorität", womit natürlich niemand anders als Diktator Mugabe gemeint war. "Wer zum Rechtsbruch gegen ein Staatsoberhaupt aufruft, verletzt die Gebote Gottes", dozierte Gono. Nichts zähle mehr als tiefe Loyalität. Die hat Gono stets gezeigt, seit er zur Jahrtausendwende von Mugabes damaligem Informationsminister entdeckt und zum Chef der Commercial Bank ernannt wurde. Zeitgleich avancierte er damals zum persönlichen Bankier des Diktators.

In Afrika sind derlei Karrieren nicht selten, auch wenn sie mit Risiken verbunden sind: Denn wer heute zur Regierung zählt, kann morgen bereits im Gefängnis sitzen und übermorgen rehabilitiert sein. Gono hatte bislang Glück: So gut diente er Mugabe, dass dieser seinen Privatbankier 2003 zum Notenbankchef des Landes kürte.
Doch das Amt hat seinen Preis: Obwohl Gono selbst jede Auskunft zu dem Thema verweigert, ist es ein offenes Geheimnis, dass er für Mugabe die Zentralbank-Regeln unterläuft, um dem Diktator und dessen konsumfreudiger Gattin Grace regelmäßig Devisen für üppige Einkaufstouren in Malaysia oder in Südafrikas Konsumtempeln zu beschaffen. Wenn es sein muss, zapft die Zentralbank dafür sogar den Schwarzmarkt an. "Gono ist ein Büttel seiner politischen Herren", schimpft Tapiwa Mashakada, Wirtschaftssprecher der Opposition. Die Grenze zwischen Zentralbank und Regime sei längst völlig verwischt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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