Globale Bodenakademie gegründet
Von Eberhard Hofmann u. Tanja Bause
Windhoek
Vor dem Hintergrund kritischer Stimmen hat die UN-Konferenz über Desertifizierung, Bodendegradation und Dürre (UNCCD) gestern dennoch ein globales, wissenschaftliches Bodengremium ausgerufen, das den Namen „Soil Leadership Academy“ trägt. Die Akademie für „Bodenführung“ kooperiert mit dem globalen Geschäftsrat für nachhaltige Entwicklung WBCSD (World Business Council on Sustainable Development) und dabei insbesondere mit dem Saatgut- und Düngerunternehmen Syngenta mit Hauptsitz in Basel, Schweiz.
Hauptzweck und Ziel der Partnerschaft ist es laut gestriger UN-Erklärung, die Lücke zwischen der politischen Absicht der Entscheidungsträger und der tatsächlichen Praxis der Bodenpflege zu füllen und zu überbrücken – durch aktuelles Fachwissen, Expertentum und Bodenerhalt auf nachhaltiger Grundlage. Die Akademie ergänzt die nunmehr zehn Jahre alten Bemühungen zur Bekämpfung der Wüstenbildung. Dabei geht es schon lange nicht mehr allein um die befürchtete Ausdehnung bestehender Wüsten, sondern ebenso um den Verlust an Agrarboden in ansonsten grünen und fruchtbaren Ländern.
Die Akademie ist dazu gedacht, in den Ländern einen förderlichen Rahmen zum Einhalt der Degradation und zur Rehabilitierung des Bodens zu schaffen, ganz gleich ob es in ariden oder feuchten Gebieten ist. Gleichzeitig soll von der Akademie ein Netzwerk ausgehen, das interessierte und betroffene Körperschaften mit der UNCCD-Zentrale verbindet.
Am vergangenen Freitag haben 16 Mitglieder verschiedener Zivil-Organisationen dazu eine stille Demonstration bei der COP 11-Konferenz in Windhoek veranstaltet. Die Teilnehmer aus der ganzen Welt hielten Plakate mit der Frage hoch: „Warum werden Verfechter der Boden-Degradation als Beobachter auf der UNCCD begrüßt?“
Das internationale Unternehmen Syngenta wurde von UNCCD akkreditiert und tritt als Beobachter bei COP 11 auf. „Wir von den Zivil-Organisationen sind besorgt, dass Geschäfte und Konzerne aus der Agrarindustrie als Beobachter willkommen geheißen werden, obwohl sie dafür bekannt sind, Bodendegradation zu fördern“, sagte Nathalie van Haven von Stichting-Both-ENDS (Niederlande). Syngenta stelle genmanipulierte Saat her und verkaufe diese in der ganzen Welt. Landwirtschaftliche Unternehmen sollen dazu gezwungen werden, dass sie Syngenta-Saatgut abnehmen und an Landwirte weiterverkaufen. Zwar seien die Ernteerträge in den ersten Jahren sehr gut, doch dann ließen diese rapide nach. Außerdem werde der Boden extrem ausgelaugt. Das führe zu Monokulturen und auch zur Verarmung der Landwirte, beanstanden die Ökokritiker.
„Die Protestaktion kam zustande, weil wir als Zivile der COP 11 mit Entsetzen festgestellt haben, dass die Schweizer Firma Syngenta von der COP den Status des Beobachters erhalten hat. Grundsätzlich haben wir nichts dagegen, dass Unternehmen Beobachterposten einnehmen; aber es muss stark unterschieden werden zwischen Firmen, die Nachhaltigkeit und das Wohl der Umwelt und der Bevölkerung auf die Flagge schreiben und solchen, die als Grundsatz nur ihren eigenen Profit im Sinn haben“, erklärte Bertchen Kohrs von Earthlife Namibia.
„UNCCD ist eingerichtet worden, um Maßnahmen gegen Verwüstung, Landdegradierung und die negativen Einflüsse von Dürren entgegenzuwirken. Syngenta hingegen trägt mit der weltweiten Verbreitung ihres genmanipulierten Saatguts zur Bodendegradierung und Verarmung der betroffenen Farmer bei.“
Weltweit protestierten besorgte Menschen gegen Syngenta und ähnliche Firmen wie z.B. Monsanto. In Deutschland und Frankreich sei Syngenta nicht zugelassen, vermutlich auch in anderen Ländern. Das Unternehmen biete der COP Stipendien zur Ausbildung von Studenten an, „womit es den Fuß in der Tür hat“. „Es ist unerwünscht, dass solche Firmen Einfluss auf Forschung und Technik nähmen, die die Zukunft der Umwelt und dem Wohl der Menschheit dienen sollen“, erklärte Kohrs.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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