Günther vollzieht Gratwanderung
Stuft koloniales Unrecht als Völkermord ein - vermeidet formale Entschuldigung
Von Marc Springer, Windhoek
„Die Schrecken, die Deutsche Anfang des 20. Jahrhunderts an den Menschen dieses Landes, insbesondere an den Herero und Nama verübt haben, bleiben unvergessen“, erklärte Günther gestern vor Mitgliedern des namibischen Nationalrates und ergänzte: „Die Folgen der damaligen Verbrechen wirken bis heute nach. Diese historische Schuld erkennen wir ohne Wenn und Aber an. Ich beuge mein Haupt vor ihnen in Demut und Respekt.“
Dem fügte der Bundesratspräsident und Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein hinzu, Deutschland stehe fest zu seiner Verantwortung vor den hierzulande begangenen Gräueltaten, die er als Völkermord klassifizierte. Gleichzeitig hob er hervor, die Vergangenheit dürfe nicht von den vielen Gemeinsamkeiten ablenken, durch die Deutschland und Namibia eng verbunden seien und die es durch einen intensiveren Austausch zu fördern gelte.
Obwohl er die Hoffnung aussprach, sein Besuch möge die derzeitigen Gespräche zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit „beschleunigen“, dämpfte er auch die damit verbundene Hoffnung auf namibischer Seite. So machte er in einem Gespräch mit seiner namibischen Amtskollegin Margaret Mensah-Williams deutlich, dass die Erwartungen an seinen Besuch gewiss über dem lägen, was sich kurzfristig erreichen ließe. Obgleich ihm bewusst sei, dass die Ungeduld über den schleppenden Verlauf der Verhandlungen hierzulande hoch sei, könne er folglich nicht alle auf ihn gerichteten „Wünsche erfüllen“.
Ungeachtet dessen habe sein Besuch große Signalwirkung die zur Initialzündung für einen Ausbau der Beziehungen werden könne. Die dafür notwendigen Gespräche seien wiederum erforderlich, um „einen gemeinsamen Blick auf die Vergangenheit zu entwickeln und das was zwischen uns steht zu klären“.
Diesem Appell stimmte Mensah-Williams mit Hinweis darauf zu, dass sich Deutschland und Namibia auf einem guten Weg der Aussöhnung befänden, wie dies erst vor kurzem bei der Rückgabe einer Bibel und Peitsche des Nama-Anführers Hendrik Witbooi deutlich geworden sei.
Herero-Chef Rukoro gab sich in seiner Reaktion auf den Besuch weniger diplomatisch. In einer Erklärung bezeichnete er den Besuch als hohles Ritual und kritisierte, dass Günther keine Vertreter der Nama oder Herero getroffen und den an ihnen verübten Genozid lediglich anerkannt, dafür aber nicht um Verzeihung gebeten habe. Dies habe er nach seiner Einschätzung allein deshalb vermieden, weil er durch eine Entschuldigung indirekt auch Reparations-Ansprüche anerkannt und damit der Forderung nach Wiedergutmachung Auftrieb verliehen hätte.
„Die Schrecken, die Deutsche Anfang des 20. Jahrhunderts an den Menschen dieses Landes, insbesondere an den Herero und Nama verübt haben, bleiben unvergessen“, erklärte Günther gestern vor Mitgliedern des namibischen Nationalrates und ergänzte: „Die Folgen der damaligen Verbrechen wirken bis heute nach. Diese historische Schuld erkennen wir ohne Wenn und Aber an. Ich beuge mein Haupt vor ihnen in Demut und Respekt.“
Dem fügte der Bundesratspräsident und Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein hinzu, Deutschland stehe fest zu seiner Verantwortung vor den hierzulande begangenen Gräueltaten, die er als Völkermord klassifizierte. Gleichzeitig hob er hervor, die Vergangenheit dürfe nicht von den vielen Gemeinsamkeiten ablenken, durch die Deutschland und Namibia eng verbunden seien und die es durch einen intensiveren Austausch zu fördern gelte.
Obwohl er die Hoffnung aussprach, sein Besuch möge die derzeitigen Gespräche zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit „beschleunigen“, dämpfte er auch die damit verbundene Hoffnung auf namibischer Seite. So machte er in einem Gespräch mit seiner namibischen Amtskollegin Margaret Mensah-Williams deutlich, dass die Erwartungen an seinen Besuch gewiss über dem lägen, was sich kurzfristig erreichen ließe. Obgleich ihm bewusst sei, dass die Ungeduld über den schleppenden Verlauf der Verhandlungen hierzulande hoch sei, könne er folglich nicht alle auf ihn gerichteten „Wünsche erfüllen“.
Ungeachtet dessen habe sein Besuch große Signalwirkung die zur Initialzündung für einen Ausbau der Beziehungen werden könne. Die dafür notwendigen Gespräche seien wiederum erforderlich, um „einen gemeinsamen Blick auf die Vergangenheit zu entwickeln und das was zwischen uns steht zu klären“.
Diesem Appell stimmte Mensah-Williams mit Hinweis darauf zu, dass sich Deutschland und Namibia auf einem guten Weg der Aussöhnung befänden, wie dies erst vor kurzem bei der Rückgabe einer Bibel und Peitsche des Nama-Anführers Hendrik Witbooi deutlich geworden sei.
Herero-Chef Rukoro gab sich in seiner Reaktion auf den Besuch weniger diplomatisch. In einer Erklärung bezeichnete er den Besuch als hohles Ritual und kritisierte, dass Günther keine Vertreter der Nama oder Herero getroffen und den an ihnen verübten Genozid lediglich anerkannt, dafür aber nicht um Verzeihung gebeten habe. Dies habe er nach seiner Einschätzung allein deshalb vermieden, weil er durch eine Entschuldigung indirekt auch Reparations-Ansprüche anerkannt und damit der Forderung nach Wiedergutmachung Auftrieb verliehen hätte.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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