Goju-Ryu: Von den Ursprüngen bis zur namibischen Gegenwart
"Mein Lehrer Kanryo Higaonna besitzt unvorstellbare Kräfte. Er hat sich in China einem unvorstellbar harten Training unterzogen. Kanryos Schnelligkeit und Kraft sind wirklich übermenschlich; seine Hände und Füße bewegen sich schneller als ein Blitz." Diese Worte stammen von Chojun Miyagi, dem Gründer des Goju-Ryu Karate.
Sein Lehrmeister (Sensei) Kanryo Hiagonna wurde am 10. März 1853 in der Nähe von Okinawa/Japan geboren. Sein Vater war Händler und belieferte mit seinem kleinen Segelboot die Inseln in der Umgebung Okinawas. Von klein auf unterstützte Hiagonna seinen Vater und durch die harte körperliche Arbeit entwickelte er eine starke Physis.
Nach dem frühen Tod seines Vaters verließ Hiagonna seine Heimat und ging nach Fuzhou/China um sich der chinesischen Kampfkunst zu widmen. Im Alter von 16 Jahren begann er sein Training bei Großmeister Ryu Ryuko. 13 Jahre blieb er in der Obhut seines strengen, aber väterlichen Lehrers, bevor er nach Okinawa zurückkehrte. Neben seinen Kampfkunstfähigkeiten hatte Hiagonna auch großes Wissen im Waffenkampf und der chinesischen Kräutermedizin erlangt. In Japan gab er sein Wissen an die Jugendlichen seiner Heimatstadt weiter. Hiagonna war als unnachgiebiger Lehrmeister bekannt, der sein ganzes Leben dem Studium und der praktischen Ausübung seiner Kampfkunst widmete.
Im Jahre 1902 entdeckte Hiagonna unter seinen Schülern ein außergewöhnliches Talent: Den 14-jährigen Chojun Miyagi. Dem nach heutigen Maßstäben unmenschlich harten Training setzte Miyagi seine leidenschaftliche Entschlossenheit entgegen, die kein anderer Schüler Hiagonnas aufzubringen vermochte. Miyagi machte schnell große Fortschritte und wurde bald ein Privatschüler Hiagonnas. Mit unbändigem Eifer trieb Miyagi sich an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit, um die außergewöhnlichen Fähigkeiten seines Lehrers zu erwerben. 13 Jahre trainierten die beiden zusammen, bis Hiagonna 1915 starb.
Miyagi folgte dem Weg seines Vorbilds und ging noch im selben Jahr nach Fuzhou. Den Grundlagen des Naha-te Karate, so wurde der Kampfstil Hiagonnas mittlerweile genannt, wollte Miyagi dort nachspüren. Dies war die erste von drei Reisen in seinem Leben nach China. Miyagi hatte jedoch nicht nur seine persönliche Verfertigung im Sinne, sondern versuchte auch die staatliche Anerkennung für seine Kampfkunst zu erlangen. 1927 besuchte Kano Jigoro, der Begründer des Judo, eine Kampfdemonstration Miyagis und einiger seiner Schüler. Der große japanische Lehrmeister war beeindruckt von den fortgeschrittenen Techniken und vom Vollkommenheitsgrad des Naha-te Karates. Jigoros Einfluss erlaubte Miyagi den Besuch großer Kampfkunstturniere, um sein Okinawa Karate vorstellen zu können.
1930 entstand dann mehr zufällig der Name Gojo-Ryu Karate. Jin'an Shinzato, ein Schüler Miyagis, wurde während eines Turniers in Tokio gefragt, zu welcher Kampfkunstschule er denn gehöre. Da es für das Naha-te keinen offiziellen Namen gab, konnte Shinzato nicht antworten. Nach seiner Rückkehr berichtete er seinem Lehrer Miyagi von dem Vorfall. Nach langem Überlegen kam dieser auf den Namen Gojo-Ryu, was soviel bedeutet wie harte und weiche Schule. Dieser Ausdruck stammt aus dem "Bubishi", einem alten chinesischen Text über die Kampfkunst. Darin sind die acht Grundsätze der Kampfkunst in poetischer Weise verfasst. Der dritte dieser Grundsätze lautet "Ho Goju Donto" (Alles im Universum atmet hart und weich).
1933 wurde die nun unter Gojo-Ryu Karate bekannte Schule Miyagis, als erste Karateschule überhaupt, vom japanischen Kampfkunstverband offiziell anerkannt. Dies war ein Meilenstein für die Entwicklung des Karate weltweit.
Bis ins hohe Alter blieb Miyagi als Lehrer und "ewiger Schüler" aktiv. Er starb am 8. Oktober 1953, als die Autorität schlechthin im internationalen Karatesport.
Sein Sohn Ken Miyagi vollzog 1979 einen weiteren wichtigen Schritt in der Entwicklung des Gojo-Ryu Karate. In Poole/England gründete er gemeinsam mit Morio Higaonna die "International Okinawan Gojo-Ryu Karate-Do Federation" (IOGKF). Ziel dieses Verbandes ist es die traditionellen Lehrmethoden und die Philosophie des Sports zu bewahren und weltweit zu verbreiten. Mittlerweile hat die IOGKF über 50 000 registrierte Mitglieder in 45 Nationen.
Eines dieser 45 Länder ist Namibia, in dem die Grundsätze des Gojo-Ryu Karate von Sensei Bakkies Laubscher, dem hauptverantwortlichen Trainer für das südliche Afrika, vermittelt werden. Auf den Spuren der Großmeister der Vergangenheit schafften Ende September fünf seiner Schüler den Sprung in einen höheren Rang (s. Foto). Im Sinne der großen historischen Vorreiter Kanryo Hiagonna und Chojun Miyagi wird auch im wenig asiatisch geprägten Namibia die Tradition des Kojo-Ryu Karate gepflegt.
Sein Lehrmeister (Sensei) Kanryo Hiagonna wurde am 10. März 1853 in der Nähe von Okinawa/Japan geboren. Sein Vater war Händler und belieferte mit seinem kleinen Segelboot die Inseln in der Umgebung Okinawas. Von klein auf unterstützte Hiagonna seinen Vater und durch die harte körperliche Arbeit entwickelte er eine starke Physis.
Nach dem frühen Tod seines Vaters verließ Hiagonna seine Heimat und ging nach Fuzhou/China um sich der chinesischen Kampfkunst zu widmen. Im Alter von 16 Jahren begann er sein Training bei Großmeister Ryu Ryuko. 13 Jahre blieb er in der Obhut seines strengen, aber väterlichen Lehrers, bevor er nach Okinawa zurückkehrte. Neben seinen Kampfkunstfähigkeiten hatte Hiagonna auch großes Wissen im Waffenkampf und der chinesischen Kräutermedizin erlangt. In Japan gab er sein Wissen an die Jugendlichen seiner Heimatstadt weiter. Hiagonna war als unnachgiebiger Lehrmeister bekannt, der sein ganzes Leben dem Studium und der praktischen Ausübung seiner Kampfkunst widmete.
Im Jahre 1902 entdeckte Hiagonna unter seinen Schülern ein außergewöhnliches Talent: Den 14-jährigen Chojun Miyagi. Dem nach heutigen Maßstäben unmenschlich harten Training setzte Miyagi seine leidenschaftliche Entschlossenheit entgegen, die kein anderer Schüler Hiagonnas aufzubringen vermochte. Miyagi machte schnell große Fortschritte und wurde bald ein Privatschüler Hiagonnas. Mit unbändigem Eifer trieb Miyagi sich an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit, um die außergewöhnlichen Fähigkeiten seines Lehrers zu erwerben. 13 Jahre trainierten die beiden zusammen, bis Hiagonna 1915 starb.
Miyagi folgte dem Weg seines Vorbilds und ging noch im selben Jahr nach Fuzhou. Den Grundlagen des Naha-te Karate, so wurde der Kampfstil Hiagonnas mittlerweile genannt, wollte Miyagi dort nachspüren. Dies war die erste von drei Reisen in seinem Leben nach China. Miyagi hatte jedoch nicht nur seine persönliche Verfertigung im Sinne, sondern versuchte auch die staatliche Anerkennung für seine Kampfkunst zu erlangen. 1927 besuchte Kano Jigoro, der Begründer des Judo, eine Kampfdemonstration Miyagis und einiger seiner Schüler. Der große japanische Lehrmeister war beeindruckt von den fortgeschrittenen Techniken und vom Vollkommenheitsgrad des Naha-te Karates. Jigoros Einfluss erlaubte Miyagi den Besuch großer Kampfkunstturniere, um sein Okinawa Karate vorstellen zu können.
1930 entstand dann mehr zufällig der Name Gojo-Ryu Karate. Jin'an Shinzato, ein Schüler Miyagis, wurde während eines Turniers in Tokio gefragt, zu welcher Kampfkunstschule er denn gehöre. Da es für das Naha-te keinen offiziellen Namen gab, konnte Shinzato nicht antworten. Nach seiner Rückkehr berichtete er seinem Lehrer Miyagi von dem Vorfall. Nach langem Überlegen kam dieser auf den Namen Gojo-Ryu, was soviel bedeutet wie harte und weiche Schule. Dieser Ausdruck stammt aus dem "Bubishi", einem alten chinesischen Text über die Kampfkunst. Darin sind die acht Grundsätze der Kampfkunst in poetischer Weise verfasst. Der dritte dieser Grundsätze lautet "Ho Goju Donto" (Alles im Universum atmet hart und weich).
1933 wurde die nun unter Gojo-Ryu Karate bekannte Schule Miyagis, als erste Karateschule überhaupt, vom japanischen Kampfkunstverband offiziell anerkannt. Dies war ein Meilenstein für die Entwicklung des Karate weltweit.
Bis ins hohe Alter blieb Miyagi als Lehrer und "ewiger Schüler" aktiv. Er starb am 8. Oktober 1953, als die Autorität schlechthin im internationalen Karatesport.
Sein Sohn Ken Miyagi vollzog 1979 einen weiteren wichtigen Schritt in der Entwicklung des Gojo-Ryu Karate. In Poole/England gründete er gemeinsam mit Morio Higaonna die "International Okinawan Gojo-Ryu Karate-Do Federation" (IOGKF). Ziel dieses Verbandes ist es die traditionellen Lehrmethoden und die Philosophie des Sports zu bewahren und weltweit zu verbreiten. Mittlerweile hat die IOGKF über 50 000 registrierte Mitglieder in 45 Nationen.
Eines dieser 45 Länder ist Namibia, in dem die Grundsätze des Gojo-Ryu Karate von Sensei Bakkies Laubscher, dem hauptverantwortlichen Trainer für das südliche Afrika, vermittelt werden. Auf den Spuren der Großmeister der Vergangenheit schafften Ende September fünf seiner Schüler den Sprung in einen höheren Rang (s. Foto). Im Sinne der großen historischen Vorreiter Kanryo Hiagonna und Chojun Miyagi wird auch im wenig asiatisch geprägten Namibia die Tradition des Kojo-Ryu Karate gepflegt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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