Großes Kino: Namibischer Film „The White Line”
Seit November ist der Film endlich auch im Heimatland Namibia in einigen Kinos zu sehen. Regie führte Desiree Kahikopo-Meiffret, die auch Co-Autorin ist. Der Film wurde ausschließlich in Namibia gedreht und ist dramaturgisch gut aufgebaut. Zu Beginn wird eine Szene am Unabhängigkeitstag (21. März 1990) gezeigt, welche die Zuschauer zunächst noch nicht einordnen können. Die Handlung springt zurück ins Windhoek des Jahres 1963, was Kernstück des Films ist. Die Rahmenhandlung ist eine sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen einem Afrikaans sprechenden, weißen Polizeioffizier (Pieter) und einer Herero (Sylvia), die als Hausmädchen arbeitet in Zeiten des Apartheid-Systems. Das klingt nach Ärger – und den gibt es dann natürlich auch für beide Beteiligten.
Der Film schafft es jedoch, hier nicht in plumpe – nomen est omen – schwarz-weiß-Malerei zu verfallen. Es wird deutlich, dass die Linie, die Gut und Böse trennt, nicht zwischen Hautfarben verläuft, sondern quer durch jedes Menschenherz. Und der Film versteht es, eine gute Geschichte zu erzählen. Die politischen Umstände der damaligen Zeit setzen die Rahmenhandlung, innerhalb derer sich die Geschichte entwickelt. Zu Beginn relativ langsam, nimmt der Plot im weiteren Verlauf an Fahrt auf und nimmt durchaus überraschende Wendungen. Interessant ist dabei, dass fortlaufend Perspektivwechsel erfolgen. Dabei verwenden die Protagonisten ihre jeweilige Muttersprache (mit englischen Untertiteln), was beim Zuschauer das Gefühl erweckt, stiller Beobachter authentischer Situationen zu sein.
Wenn Sylvia zu Hause Zurechtweisungen ihres Vaters erhält oder Pieter mit seinem Schwager Whiskey trinkt und beide dabei ihre jeweiligen Erlebnisse reflektieren, wird deutlich, wie unterschiedlich ein Sachverhalt wahrgenommen werden kann. Eine sehr gute Wahl hat Kahikopo-Meiffret mit den beiden Protagonisten getroffen. Sylvia (dargestellt von Girley Jazama) schafft es sehr gut, glaubwürdig die Entwicklung des charakterstarken Hausmädchens von Ablehnung bis hin zu letztlich Liebe gegenüber Pieter darzustellen. Pieter (dargestellt von Jan-Baren Scheepers) wiederum ist keineswegs ein strahlender Held, sondern ein ganz normaler Mensch, der auch in widrigen Zeiten korrekt bleiben möchte. Ein Beispiel:
Als Sylvia auf Anweisung ihrer Arbeitgeberin einen Laden betritt, der nur für Weiße ist, und deshalb von einem anderen Polizisten verprügelt werden soll, greift Pieter ein. Als sie ihn später fragt, ob er das auch für eine andere schwarze Frau getan hätte, erläutert Pieter entrüstet, ohne die Hauptfarben-Thematik überhaupt aufzugreifen: Er würde immer eingreifen, wenn ein Mann eine wehrlose Frau schlägt. Als Sylvia ihn daraufhin wortlos umarmt, sind Zuschauer genau wie Pieter selbst zunächst einmal sprachlos.
Der Film schafft es, äußerst stimmige und glaubwürdige Charakterzeichnungen der Hauptdarsteller zu schaffen. Das liegt nicht zuletzt an den exzellenten Schauspielern, wobei das Casting auch in Nebenrollen überzeugt. Es hätte den Rezensenten nicht überrascht, wenn dies kein namibischer Film, sondern eine professionelle Netflix-Produktion gewesen wäre. Nicht zuletzt sei auch der exzellente Soundtrack genannt, der sehr zur Dramaturgie des Films beiträgt, auch wenn die Lautstärke manchmal besser hätte reguliert werden können.
Insgesamt fällt das Urteil des Rezensenten eindeutig aus: „The White Line“ ist ein unbedingt sehenswerter Film.. Es ist zu hoffen, dass dieser exzellente namibische Film der Regisseurin Kahikopo-Meiffret gute Zuschauerzahlen bekommt, damit es weitere einheimische Filmproduktionen wie diese geben wird.
Bild für den Beitrag: Schöne Bilder auf Internetseite des Films (Rechte klären):
https://www.thewhitelinefilm.com/
Der Film schafft es jedoch, hier nicht in plumpe – nomen est omen – schwarz-weiß-Malerei zu verfallen. Es wird deutlich, dass die Linie, die Gut und Böse trennt, nicht zwischen Hautfarben verläuft, sondern quer durch jedes Menschenherz. Und der Film versteht es, eine gute Geschichte zu erzählen. Die politischen Umstände der damaligen Zeit setzen die Rahmenhandlung, innerhalb derer sich die Geschichte entwickelt. Zu Beginn relativ langsam, nimmt der Plot im weiteren Verlauf an Fahrt auf und nimmt durchaus überraschende Wendungen. Interessant ist dabei, dass fortlaufend Perspektivwechsel erfolgen. Dabei verwenden die Protagonisten ihre jeweilige Muttersprache (mit englischen Untertiteln), was beim Zuschauer das Gefühl erweckt, stiller Beobachter authentischer Situationen zu sein.
Wenn Sylvia zu Hause Zurechtweisungen ihres Vaters erhält oder Pieter mit seinem Schwager Whiskey trinkt und beide dabei ihre jeweiligen Erlebnisse reflektieren, wird deutlich, wie unterschiedlich ein Sachverhalt wahrgenommen werden kann. Eine sehr gute Wahl hat Kahikopo-Meiffret mit den beiden Protagonisten getroffen. Sylvia (dargestellt von Girley Jazama) schafft es sehr gut, glaubwürdig die Entwicklung des charakterstarken Hausmädchens von Ablehnung bis hin zu letztlich Liebe gegenüber Pieter darzustellen. Pieter (dargestellt von Jan-Baren Scheepers) wiederum ist keineswegs ein strahlender Held, sondern ein ganz normaler Mensch, der auch in widrigen Zeiten korrekt bleiben möchte. Ein Beispiel:
Als Sylvia auf Anweisung ihrer Arbeitgeberin einen Laden betritt, der nur für Weiße ist, und deshalb von einem anderen Polizisten verprügelt werden soll, greift Pieter ein. Als sie ihn später fragt, ob er das auch für eine andere schwarze Frau getan hätte, erläutert Pieter entrüstet, ohne die Hauptfarben-Thematik überhaupt aufzugreifen: Er würde immer eingreifen, wenn ein Mann eine wehrlose Frau schlägt. Als Sylvia ihn daraufhin wortlos umarmt, sind Zuschauer genau wie Pieter selbst zunächst einmal sprachlos.
Der Film schafft es, äußerst stimmige und glaubwürdige Charakterzeichnungen der Hauptdarsteller zu schaffen. Das liegt nicht zuletzt an den exzellenten Schauspielern, wobei das Casting auch in Nebenrollen überzeugt. Es hätte den Rezensenten nicht überrascht, wenn dies kein namibischer Film, sondern eine professionelle Netflix-Produktion gewesen wäre. Nicht zuletzt sei auch der exzellente Soundtrack genannt, der sehr zur Dramaturgie des Films beiträgt, auch wenn die Lautstärke manchmal besser hätte reguliert werden können.
Insgesamt fällt das Urteil des Rezensenten eindeutig aus: „The White Line“ ist ein unbedingt sehenswerter Film.. Es ist zu hoffen, dass dieser exzellente namibische Film der Regisseurin Kahikopo-Meiffret gute Zuschauerzahlen bekommt, damit es weitere einheimische Filmproduktionen wie diese geben wird.
Bild für den Beitrag: Schöne Bilder auf Internetseite des Films (Rechte klären):
https://www.thewhitelinefilm.com/
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Allgemeine Zeitung
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