"Grüß Gott liebe Hörerinnen und Hörer"
Hörfunkprogramm der NBC feiert vierzigsten Geburtstag
Von Eva-Marie Born, Windhoek
Am 3. November 1979 startete in Windhoek das erste deutsche Hörfunkprogramm. Dieter Widmann, den Hörern auch als „Mister Dieter“ bekannt, war von Beginn an für die Sportsendungen verantwortlich. Sehr detailgenau kann er wiedergeben, welche Schritte ihn damals dazu bewogen haben, als Sportmoderator beim Deutschen Dienst des NBC, damals noch „Suidwest-Afrikaanse Uitsaaikorporasie“, oder auch „Südwestafrikanischer Rundfunk“, zu beginnen. Zu dieser Zeit noch Chemie- und Sportlehrer an der DHPS, übernahm er auch die Aufgabe der dortigen PR-Leitung und schrieb regelmäßig für die Allgemeine Zeitung (AZ) über unterschiedliche, meist sportliche Themen. Es war auch einer seiner Artikel in der AZ zur Boxweltmeisterschaft aus Südafrika, der die Leitung des damaligen Rundfunks auf ihn aufmerksam machte. Sie wollten Widmann als Sportmoderator einstellen und einen umfangreicheren Deutschen Dienst aufbauen. Zuvor wurden deutschen Beiträgen im Radio nur kurze Sendezeiten von ungefähr zehn Minuten pro Tag eingeräumt bekommen. Dies sollte sich jetzt ändern. Es sollten ein Sportblock, ein Nachrichtenblock - damals moderiert vom mittlerweile verstorbenen Werner Talkenberg - und Musikblöcke gesendet werden.
Pioniere namibisch-deutscher Radiogeschichte
So kam es, dass Widmann am 1. November 1979 mit der Planung seiner ersten Sendung begann. Es wurden Stimmproben gemacht. Seine Sendung bekam den Namen „Das Sportmosaik“. Das Programm war unterteilt in die „Südwester Sportnachrichten“, es folgte der „Blick nach Drüben“ (in die Bundesrepublik) und „das Gespräch“ mit unterschiedlichen Interviewpartnern. Zum Schluss waren Widmanns Kommentare zu aktuellen Themen wie Doping oder Weltmeisterschaften zu hören. Aufgenommen wurde in Studio 5 beim Rundfunk in der Pettenkoferstraße, wo das Studio sich auch heute, 40 Jahre später noch befindet.
Nachdem Widmann einige Jahre später nach Deutschland gezogen war, unterhielt er seine namibischen Hörer weiterhin über das Telefon im deutschen Rundfunk. Ob er auf Urlaub in Rom war, oder im heimischen Wohnzimmer saß: Jeden Freitag, pünktlich um viertel vor eins moderierte er seine Sportsendung aus der Ferne über den Telefonhörer. Oft brauchte er dabei die Unterstützung seiner Frau Dietlinde, die ihm, während er vormittags in der Schule lehrte, die Medaillengewinner der Olympischen Spiele notierte, damit er sie seinen Hörern präsentieren konnte. Es entstanden so rund 140 Sendungen. Für seinen Einsatz bekam er 1982 aus Windhoek per Post folgende Rückmeldung: „Es freut uns auch sehr, dass wir in Ihnen jemanden gefunden haben, der genügend Begeisterung aufzubringen in der Lage ist, uns im fernen Afrika mit fachmännischer Information über das sportliche Geschehen in Deutschland und Europa zu informieren.“ Der Verfasser dieser Zeilen war Jürgen Hecker, damals Leiter der Deutschen Abteilung im Rundfunk. Ein Jahr später schrieb er an Widmann: „Im sportnärrischen Südwestafrika kommen Sie naturgemäß gut an.“ - diese Briefe hat Widmann gut aufgehoben.
Moderator Freddy Frewer war zu Beginn als Freelancer beim Deutschen Rundfunk angestellt. Vorher hatte er Musik und Kunst in Deutschland studiert und auf verschiedenen Bühnen Theater gespielt -unter anderem zu den Loreley-Festspielen, in Frankfurt sowie der Schweiz. Jedoch wurde sein Vater, Inhaber des „Musikhaus Frewer“ in Windhoek, schwer krank. Er bat seinen Sohn Mitte der sechziger Jahre, zurück in die Heimat zu kommen, um mit dem Geschäft zu helfen. Kurz darauf verstarb Willy Frewer.
So war es eine Schicksalsbegegnung mit dem damaligen Abteilungsleiter des Deutschen Progamms, vor einem Bankgebäude, bei dem dieser Frewer fragte, ob er nicht zum Radio kommen wolle. Bis 1982 war der Moderator mit der angenehmen Stimme, auch als der „Klassik-Fuzzi“ bekannt, als freier Mitarbeiter beim Deutschen Dienst mit dabei, später dann festangestellt. Auch heute moderiert Frewer noch ungefähr zehn Programme die Woche - und das im stolzen Alter von 81 Jahren.
Herausforderungen und Veränderungen
Besonders hebt er die Sendung „Klassik Plus“ hervor, welche auf afrikaans moderiert wird und so seit zehn Jahren mit mittlerweile 550 Sendungen eine noch breitere Bevölkerungsschicht erreicht. Vor allem nach der Unabhängigkeit von Südafrika, so Frewer, wurde für die Radiomacher vieles einfacher - „freier“, wie er sagt. Doch sie mussten auch viel Kritik einstecken, über die Auswahl der Lieder und wegen der politischen Korrektheit. Doch auch neue Konkurrenten feierten Erfolge bei den Hörern, was einer Initiative wie den Deutschen Dienst die Arbeit erschwerte. „Aber Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.“, sagt Frewer mit einem Augenzwinkern.
Auch finanziell mussten nach der Unabhängigkeit neue Lösungen gefunden werden - vielerorts wurden Stellen und Mittel gestrichen. Dennoch mussten Material- und Personalkosten gedeckt werden. 1993 wurde dann zum Zwecke der finanziellen Unterstützung die Hörerinitiative gegründet. Bis heute setzt sie sich für Vielfalt und Niveau in der namibisch-deutschen Rundfunklandschaft ein. Heute arbeiten fünf Festangestellte und einige Freelancer sowie wechselnde Praktikanten für den Deutschen Dienst. Annemarie Brell, ebenfalls Mitarbeiterin der ersten Stunde, moderiert nach wie vor die „Atlantikwelle“ aus dem Studio in Swakopmund. Entgegen aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Widrigkeiten hat sich der Sender seine treue Hörerschaft erhalten.
Wir, die Allgemeine Zeitung gratulieren sehr herzlich vier Jahrzehnten namibisch-deutscher Radiogeschichte. Auf viele weitere Jahre Deutschen Dienst der NBC!
Am 3. November 1979 startete in Windhoek das erste deutsche Hörfunkprogramm. Dieter Widmann, den Hörern auch als „Mister Dieter“ bekannt, war von Beginn an für die Sportsendungen verantwortlich. Sehr detailgenau kann er wiedergeben, welche Schritte ihn damals dazu bewogen haben, als Sportmoderator beim Deutschen Dienst des NBC, damals noch „Suidwest-Afrikaanse Uitsaaikorporasie“, oder auch „Südwestafrikanischer Rundfunk“, zu beginnen. Zu dieser Zeit noch Chemie- und Sportlehrer an der DHPS, übernahm er auch die Aufgabe der dortigen PR-Leitung und schrieb regelmäßig für die Allgemeine Zeitung (AZ) über unterschiedliche, meist sportliche Themen. Es war auch einer seiner Artikel in der AZ zur Boxweltmeisterschaft aus Südafrika, der die Leitung des damaligen Rundfunks auf ihn aufmerksam machte. Sie wollten Widmann als Sportmoderator einstellen und einen umfangreicheren Deutschen Dienst aufbauen. Zuvor wurden deutschen Beiträgen im Radio nur kurze Sendezeiten von ungefähr zehn Minuten pro Tag eingeräumt bekommen. Dies sollte sich jetzt ändern. Es sollten ein Sportblock, ein Nachrichtenblock - damals moderiert vom mittlerweile verstorbenen Werner Talkenberg - und Musikblöcke gesendet werden.
Pioniere namibisch-deutscher Radiogeschichte
So kam es, dass Widmann am 1. November 1979 mit der Planung seiner ersten Sendung begann. Es wurden Stimmproben gemacht. Seine Sendung bekam den Namen „Das Sportmosaik“. Das Programm war unterteilt in die „Südwester Sportnachrichten“, es folgte der „Blick nach Drüben“ (in die Bundesrepublik) und „das Gespräch“ mit unterschiedlichen Interviewpartnern. Zum Schluss waren Widmanns Kommentare zu aktuellen Themen wie Doping oder Weltmeisterschaften zu hören. Aufgenommen wurde in Studio 5 beim Rundfunk in der Pettenkoferstraße, wo das Studio sich auch heute, 40 Jahre später noch befindet.
Nachdem Widmann einige Jahre später nach Deutschland gezogen war, unterhielt er seine namibischen Hörer weiterhin über das Telefon im deutschen Rundfunk. Ob er auf Urlaub in Rom war, oder im heimischen Wohnzimmer saß: Jeden Freitag, pünktlich um viertel vor eins moderierte er seine Sportsendung aus der Ferne über den Telefonhörer. Oft brauchte er dabei die Unterstützung seiner Frau Dietlinde, die ihm, während er vormittags in der Schule lehrte, die Medaillengewinner der Olympischen Spiele notierte, damit er sie seinen Hörern präsentieren konnte. Es entstanden so rund 140 Sendungen. Für seinen Einsatz bekam er 1982 aus Windhoek per Post folgende Rückmeldung: „Es freut uns auch sehr, dass wir in Ihnen jemanden gefunden haben, der genügend Begeisterung aufzubringen in der Lage ist, uns im fernen Afrika mit fachmännischer Information über das sportliche Geschehen in Deutschland und Europa zu informieren.“ Der Verfasser dieser Zeilen war Jürgen Hecker, damals Leiter der Deutschen Abteilung im Rundfunk. Ein Jahr später schrieb er an Widmann: „Im sportnärrischen Südwestafrika kommen Sie naturgemäß gut an.“ - diese Briefe hat Widmann gut aufgehoben.
Moderator Freddy Frewer war zu Beginn als Freelancer beim Deutschen Rundfunk angestellt. Vorher hatte er Musik und Kunst in Deutschland studiert und auf verschiedenen Bühnen Theater gespielt -unter anderem zu den Loreley-Festspielen, in Frankfurt sowie der Schweiz. Jedoch wurde sein Vater, Inhaber des „Musikhaus Frewer“ in Windhoek, schwer krank. Er bat seinen Sohn Mitte der sechziger Jahre, zurück in die Heimat zu kommen, um mit dem Geschäft zu helfen. Kurz darauf verstarb Willy Frewer.
So war es eine Schicksalsbegegnung mit dem damaligen Abteilungsleiter des Deutschen Progamms, vor einem Bankgebäude, bei dem dieser Frewer fragte, ob er nicht zum Radio kommen wolle. Bis 1982 war der Moderator mit der angenehmen Stimme, auch als der „Klassik-Fuzzi“ bekannt, als freier Mitarbeiter beim Deutschen Dienst mit dabei, später dann festangestellt. Auch heute moderiert Frewer noch ungefähr zehn Programme die Woche - und das im stolzen Alter von 81 Jahren.
Herausforderungen und Veränderungen
Besonders hebt er die Sendung „Klassik Plus“ hervor, welche auf afrikaans moderiert wird und so seit zehn Jahren mit mittlerweile 550 Sendungen eine noch breitere Bevölkerungsschicht erreicht. Vor allem nach der Unabhängigkeit von Südafrika, so Frewer, wurde für die Radiomacher vieles einfacher - „freier“, wie er sagt. Doch sie mussten auch viel Kritik einstecken, über die Auswahl der Lieder und wegen der politischen Korrektheit. Doch auch neue Konkurrenten feierten Erfolge bei den Hörern, was einer Initiative wie den Deutschen Dienst die Arbeit erschwerte. „Aber Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.“, sagt Frewer mit einem Augenzwinkern.
Auch finanziell mussten nach der Unabhängigkeit neue Lösungen gefunden werden - vielerorts wurden Stellen und Mittel gestrichen. Dennoch mussten Material- und Personalkosten gedeckt werden. 1993 wurde dann zum Zwecke der finanziellen Unterstützung die Hörerinitiative gegründet. Bis heute setzt sie sich für Vielfalt und Niveau in der namibisch-deutschen Rundfunklandschaft ein. Heute arbeiten fünf Festangestellte und einige Freelancer sowie wechselnde Praktikanten für den Deutschen Dienst. Annemarie Brell, ebenfalls Mitarbeiterin der ersten Stunde, moderiert nach wie vor die „Atlantikwelle“ aus dem Studio in Swakopmund. Entgegen aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Widrigkeiten hat sich der Sender seine treue Hörerschaft erhalten.
Wir, die Allgemeine Zeitung gratulieren sehr herzlich vier Jahrzehnten namibisch-deutscher Radiogeschichte. Auf viele weitere Jahre Deutschen Dienst der NBC!
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