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Götterdämmerung am Tafelberg
Götterdämmerung am Tafelberg

Götterdämmerung am Tafelberg

Metallica auf Konzerttournee in Südafrika - das wollten sich die Heavy-Metal-Fans von Johannesburg, Durban und Kapstadt nicht entgehen lassen. Unter den 22000 Fans im Greenpoint-Stadion von Cape Town am vergangenen Samstag befand sich auch eine kleine Gruppe aus Namibia.

"Wer hat denn hier vergessen, die Stromrechnung zu zahlen?" James Hetfield, Sänger und Rhythmusgitarrist von Metallica, nahm es gelassen, als seiner Band zehn Minuten nach Konzertbeginn der Saft abgedreht wurde. Die Antwort der 22000 Fans im Kapstädter Greenpoint Stadium: "Eskom, Eskom, Eskom." Der stark in die Kritik geratene südafrikanische Elektrizitätsversorger - Kapstadt wird seit einigen Wochen von regelmäßigen Stromausfällen geplagt - konnte dieses Mal jedoch gar nichts für die Unterbrechnung. Ein "Generatoren-Problem" sei der Auslöser des Defekts gewesen, meinten die Organisatoren später.

Nach einem knappen "Oder verträgt das Equipment hier keinen Heavy Metal?" von Hetfield, leuchteten die Signallichter an den Gitarrenverstärkern wieder auf und die Band konnte ihr Set mit "Blackened" fortsetzen.

Metallica ist ein Phänomen, das in der Rockszene seinesgleichen sucht. 1983 erschien das Debütalbum mit dem derben Titel "Kill 'em all." Diese Provokation sowie der kompromisslose Heavy Metal, den die vierköpfige Gruppe aus Kalifornien auf dem Debüt präsentierte, sorgten für frischen Wind in einer Szene, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Die traditionellen, zumeist aus England stammenden Heavy Metal Bands wie Black Sabbath, Iron Maiden und Judas Priest hatten zwar schon große Erfolge gefeiert, den jüngeren amerikanischen Fans fehlten jedoch noch die eigenen Idole. Inspiriert von Bands wie Motorhead und Diamondhead griffen Hetfield & Co. viele Markenzeichen der Genreklassiker auf und reicherten diese mit einer gehörigen Portion Aggression an. Der Thrash Metal, sozusagen Heavy Metal auf der Überholspur mit Rückenwind, war geboren.

Nach ihrem kompromisslosen Debüt startete das Quartett trotz persönlicher Tragödien - der ursprüngliche Bassist Cliff Burton verstarb auf Tour bei einem Busunfall - einen Siegeszug, der sie zur derzeit größten Rockband der Welt machte. Was Metallica an die Spitze der aktuellen Rockszene befördert hat, sind nicht nur die hochkarätigen Alben wie "Master of Puppets", "Justice for all" und ihr bis dato erfolgreichstes unbetiteltes fünftes Album (das so genannte "Black Album"), sondern auch der unermüdliche Live-Einsatz der Band.

Warum Metallica weltweit als Rockgötter verehrt werden, haben sie in der vergangenen Woche erstmals auch auf dem afrikanischen Kontinent gezeigt. Nach jeweils einem Konzert in Johannesburg und Durban (beide ausverkauft) wurde diese "Mini-Tour" im Rahmen des Coca-Cola Colab Massive Mix-Festivals in Kapstadt am 25. März abgeschlossen. Unterstützt von namhaften südafrikanischen und internationalen Bands (unter anderem "The Rasmus", "Seether" und "Collective Soul"), legte die Band am frühen Abend bei sehr guten Soundverhältnissen mit einem atmosphärischen Intro los, um dann ihre Fans in einer zweistündigen Tour de Force durch ihre Musikgeschichte zu führen. Schwerpunkt des Sets waren die Lieder aus der "härteren Zeit" der Bandgeschichte, also der Schaffensperiode zwischen den Alben "Ride the Lightning" und dem "Black Album." Eine Zeit, in der Metallica ohne Unterstützung von Radio und Musikfernsehen zeitlose Metal-Klassiker aufgenommen haben, die für viele Fans immer noch das Maß aller Dinge in Sachen harter Rockmusik sind.

Das Publikum wurde dann auch mit Thrash-Granaten wie "Battery", "Harvester of Sorrow", "Creeping Death", "Master of Puppets" sowie den düster-melancholischen Klassikern "One", "Welcome Home" und "Fade to Black" bestens bedient.

Auch die Hits "Enter Sandman", "Sad but True" und der wohl kommerziellste aller Metallica-Songs, "Nothing Else Matters", wurden dankbar aufgenommen.

Obwohl die Band eine vergleichsweise loyale, sogar fanatische Fangemeinde hat, war die großartige Reaktion des Kapstädter Publikums nicht unbedingt selbstverständlich. Im Gegensatz zur Metropole Johannesburg, wo Rock schon immer einen hohen Stellenwert hatte, ließ das Publikum am Kap in dem zuweilen etwas phlegmatischen Touristenmekka schon Weltklasse-Bands wie Iron Maiden (ein weiteres Metal-Urgestein, das international auch nach 30 Jahren immer noch sehr erfolgreich ist) gnadenlos abblitzen. So geschehen 1996, als sich in das 15000 Personen fassende Goodhope-Centre gerade einmal 3000 Besucher zum Konzert bequemt hatten.

Diesmal ließen die Kapstädter allerdings nichts anbrennen. Viele Songs wurden textsicher mitgesungen und lautstark applaudiert. Die gute Stimmung lag auch daran, dass die Organisation des Festivals im Vergleich zu Johannesburg, wo Staus vor Toiletten und Getränkeausschank für viel Frust gesorgt hatten, gut war. Obwohl auch im Greenpoint-Stadion die Wartezeiten an Bar und Wurstbude relativ lang waren, gab es keinerlei ernste Zwischenfälle und die 22000 Besucher brauchten bei 80000 verkauften Glas Bier auch keine Angst vorm Verdursten zu haben.

Die Band revanchierte sich für den guten Zuspruch mit einer blitzsauberen Performance, die bühnen- sowie soundtechnisch keine Wünsche offen ließ. Schlagzeuger Lars Ulrich trommelte in seiner charakteristisch hyperaktiven Art und Weise die Beats auf den Punkt, Leadgitarrist Hammet spielte seine verzwickten Soli wie auf Platte und Neuzugang Rob Tjurillo überzeugte mit sicherem Groove und starker Bühnenpräsenz. Kapitän Hetfield hatte das Ruder des Metal-Schlachtschiffs jederzeit fest im Griff und steuerte es nach zweistündiger musikalischer Kreuzfahrt durch die Bandgeschichte sicher in den Hafen. Sichtlich gerührt von der Reaktion seiner afrikanischen (fast ausschließlich weißen) Fans bedankte sich der Chef "tausendmal" und versprach wiederzukommen.

Dies hat auch die kleine namibische Delegation vor, die eine 40-stündige Busfahrt auf sich genommen hatte, um ein verlängertes Wochenende in Kapstadt in Gesellschaft von Metallica zu verbringen. Wer solche Fans hat, braucht keine Angst haben, vom Metal-Thron gestoßen zu werden. "Seeeeaaaarching?????.seek and destroy". Auf jeden Fall und immer wieder.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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