Gut Ding will Weile haben: Elemotho veröffentlicht nach fünf Jahren mit "Human" sein zweites Album
Elemotho erscheint auf die Minute zum vereinbarten Interviewtermin, gut gelaunt, mit fröhlich-orangener Strickmütze und einer Menge Gesprächsstoff im Gepäck: "Hallo, wie geht's? Warm heute, nicht wahr?" Da hat jemand die Ruhe weg! Weder seine Pünktlichkeit noch die Lockerheit sind an diesem Tag selbstverständlich, schließlich befindet sich der Künstler gerade in der heißen Phase: Die Veröffentlichung seines zweiten Albums, "Human", steht mit dem 26. November unmittelbar bevor, Einzelheiten müssen besprochen, Termine vereinbart und der CD-Launch organisiert werden. Doch auch das unbarmherzig klingelnde Handy bringt Elemotho nicht aus dem Konzept, denn wenn er etwas mag, dann lang und ausführlich über seine Musik zu reden.
Über "Human" gibt es eine ganze Menge zu erzählen. Musikalisch ist sich der Sänger weitestgehend treu geblieben. Songs in seiner Muttersprache Setsuana mit traditionell afrikanischen Klängen und einer manchmal leider etwas dominanten Flöte mixt er mit englischen Texten sowie Pop- und Jazzelementen. Doch, und das liegt laut Elemotho an den Erlebnissen der letzten fünf Jahre, kommen auch einige Songs weltlicher und experimenteller daher, da erklingt mal eine E-Gitarre, mal ein Saxophon, und "alles ist einfach etwas lebendiger geworden", ist der Sänger überzeugt.
Kein Wunder, denn nach der Veröffentlichung seines ersten Albums "The System is a Joke" im Jahr 2003 hat der Künstler viel erlebt, interessante Menschen getroffen und wichtige Erfahrungen gemacht - auch, und das ist entscheidend, außerhalb von Namibia: "Eindrücke in den unterschiedlichsten Teilen der Welt sammeln zu können war wichtig für mich und meine Musik", erklärt der Künstler, der eine spanische Freundin hat und unter anderem über ein Jahr in Norwegen verbracht hat, um dort "Performing Arts" zu unterrichten. "Meine Herkunft wird mich natürlich immer beeinflussen, aber Namibia ist ein kleines Land, und ich bin neugierig und möchte einfach globaler denken. Und vor allem im Hier und Jetzt, und nicht in der Vergangenheit." Elemotho möchte, so sagt er, den Zeitgeist einfangen, er will die Gedanken, Probleme und Entwicklungen der Gegenwart aufgreifen. Nur so könne man auch in der Gegenwart etwas verändern und umdenken, da ist er sich sicher.
Auch der Titel des neuen Albums hat eine klare und vielsagende Botschaft: "Human" richtet sich "an alle Menschen, denn schließlich sind wir alle Menschen und sollten nicht immer nur auf die Unterschiede schauen", philosophiert Elemotho und spielt dabei auf Probleme wie Rassismus, Sexismus und Armut an. "Noch immer werden Menschen permanent in irgendwelche Schubladen gesteckt und ausgegrenzt, das kann doch nicht der richtige Weg sein!"
Derartige Gedanken und Gefühle außerhalb eines normalen Gespräches oder einer Diskussion auszudrücken, hat für den Sänger schon immer einen besonderen Stellenwert gehabt: "Wir reden immer so viel, und manchmal sagen wir dabei gar nichts. Für mich war es schon immer einfacher, Dinge aufzuschreiben und zu singen", meint Elemotho. "Manchmal ist die eigentliche Botschaft dann auch viel realistischer, teilweise subtiler und direkter, auch und gerade weil ich es in wenigen Zeilen verpacke." Und Botschaften und Statements hat der Künstler jede Menge abzugeben, denn schon seit seiner Kindheit und Jugend bewegte ihn das Leben und die Eindrücke um ihn herum mehr als viele seiner Altersgenossen.
Aufgewachsen auf einer Farm in der Kalahari waren zwar viele der politischen und gesellschaftlichen Probleme in anderen Teilen des Landes und auch über die Grenzen hinaus weit weg, trotzdem wollte der junge Namibier schon immer mehr wissen, vor allem über die Menschen. "Da war es naheliegend, dass ich an der UNAM Psychologie und Philosophie studierte", so Elemotho. "Dabei hat mich aber vor allem die spirituelle Seite des Lebens interessiert, diese typisch afrikanische Art, mit sich und dem Leben klarzukommen. Bald musste ich diese Gedanken auch musikalisch verpacken." Mit 17 Jahren hat Elemotho dann angefangen, Musik zu machen, und an der UNAM kam er auch in Kontakt mit anderen Musikern von der damaligen Universitätsband. "Ich mochte, worüber sie reden und nachdenken und welche Fragen sie sich gestellt haben", erinnert er sich.
Bis ins Jahr 2000 war Elemotho ein Teil dieser Band, und mit dem Abschluss des Studiums musste er sich die Frage stellen, wie es weitergehen soll. "Ich habe dann gemerkt, dass ich kein klassischer Psychologe sein kann und will", erinnert er sich. "Ich wollte erst mal mich selbst hinterfragen, bevor ich das bei anderen Menschen versuche, und meine Gefühle ausdrücken - und das am liebsten mit Musik."
Nach einer Zeit bei einer lokalen Theatergruppe, für die Elemotho auch die Musik komponierte, und einigen Reisen ins Ausland war es Zeit für das erste Album. Mit "The System is a Joke" machte der junge Künstler zum ersten Mal seinen Gedanken und seinem Ärger öffentlich Luft. Mit Erfolg: "Die Resonanz auf das Album war sehr positiv. Aber letztendlich war es mir nicht das wichtigste, den Leuten zu Gefallen, sondern mich auszudrücken und vielleicht Diskussionen anzuregen", so Elemotho. Dieser Einstellung ist er, so betont er zumindest, bis heute treu geblieben und wollte sich auch mit "Human" den aktuellen Trends nicht unterwerfen. Vielmehr will er alles ganz anders machen als die breite Masse, er möchte neue Musik für eine neue Generation produzieren. "Klar gibt es überall Inspiration und Dinge, die mich unterbewusst beeinflussen. Aber das, was mir ständig aus Radio und Fernsehen entgegenschallt, ist sicher nicht das, was ich machen will. Das klingt doch alles gleich!"
Einen kurzen Live-Eindruck von dem, was Elemotho "die Botschaft für ein neues Zeitalter" nennt, konnte man sich am Mittwoch im Kinosaal seines Sponsors, dem FNCC, machen. Der Sänger performte im Kinosaal ds Zentrums exklusiv zwei Songs des neuen Albums und stellte gleichzeitig sein neues Musikvideo vor, dass es im Internet zu sehen gibt. Das Video zeigt einen in traditionelle Kleidung gehüllten Sänger, der die Weiten der Kalahari-Wüste genießt. Da wollte Elemotho wohl noch mal auf seine Herkunft pochen, back to the roots, sozusagen. Während der Pressekonferenz, sowohl auf der Bühne als auch beim Anschauen des Videos, sah man Elemotho die Vorfreude deutlich an. Ohne Frage, er ist zufrieden mit seinem Werk. Und so ganz egal ist es ihm dann wohl doch nicht, ob es den Leuten gefällt, warb er doch fleißig für sein Album und seine Website. Aber was wäre auch ein Künstler ohne Resonanz?
Pläne, die über das offizielle Veröffentlichungsdatum hinausgehen, hat Elemotho auch schon. Er würde gerne mit dem neuen Album auf Tour gehen, gerne nach Südafrika, Spanien und auch nach Deutschland - dahin ganz besonders, als ihm zu Ohren kommt, dass er dort auf einer Internet-Plattform seine eigene Fangruppe hat. "Wirklich?", fragt er und freut sich wie ein kleines Kind. "Ja, in Deutschland aufzutreten wäre toll, ich muss auch unbedingt mal nach Berlin."
Am Mittwoch, den 26. November können sich aber erst Mal seine Landsleute im Warehouse ein Bild von der neuen CD machen und ihre eigenen Schlüsse aus den musikalischen Ergüssen des Global-Denkers ziehen.
Über "Human" gibt es eine ganze Menge zu erzählen. Musikalisch ist sich der Sänger weitestgehend treu geblieben. Songs in seiner Muttersprache Setsuana mit traditionell afrikanischen Klängen und einer manchmal leider etwas dominanten Flöte mixt er mit englischen Texten sowie Pop- und Jazzelementen. Doch, und das liegt laut Elemotho an den Erlebnissen der letzten fünf Jahre, kommen auch einige Songs weltlicher und experimenteller daher, da erklingt mal eine E-Gitarre, mal ein Saxophon, und "alles ist einfach etwas lebendiger geworden", ist der Sänger überzeugt.
Kein Wunder, denn nach der Veröffentlichung seines ersten Albums "The System is a Joke" im Jahr 2003 hat der Künstler viel erlebt, interessante Menschen getroffen und wichtige Erfahrungen gemacht - auch, und das ist entscheidend, außerhalb von Namibia: "Eindrücke in den unterschiedlichsten Teilen der Welt sammeln zu können war wichtig für mich und meine Musik", erklärt der Künstler, der eine spanische Freundin hat und unter anderem über ein Jahr in Norwegen verbracht hat, um dort "Performing Arts" zu unterrichten. "Meine Herkunft wird mich natürlich immer beeinflussen, aber Namibia ist ein kleines Land, und ich bin neugierig und möchte einfach globaler denken. Und vor allem im Hier und Jetzt, und nicht in der Vergangenheit." Elemotho möchte, so sagt er, den Zeitgeist einfangen, er will die Gedanken, Probleme und Entwicklungen der Gegenwart aufgreifen. Nur so könne man auch in der Gegenwart etwas verändern und umdenken, da ist er sich sicher.
Auch der Titel des neuen Albums hat eine klare und vielsagende Botschaft: "Human" richtet sich "an alle Menschen, denn schließlich sind wir alle Menschen und sollten nicht immer nur auf die Unterschiede schauen", philosophiert Elemotho und spielt dabei auf Probleme wie Rassismus, Sexismus und Armut an. "Noch immer werden Menschen permanent in irgendwelche Schubladen gesteckt und ausgegrenzt, das kann doch nicht der richtige Weg sein!"
Derartige Gedanken und Gefühle außerhalb eines normalen Gespräches oder einer Diskussion auszudrücken, hat für den Sänger schon immer einen besonderen Stellenwert gehabt: "Wir reden immer so viel, und manchmal sagen wir dabei gar nichts. Für mich war es schon immer einfacher, Dinge aufzuschreiben und zu singen", meint Elemotho. "Manchmal ist die eigentliche Botschaft dann auch viel realistischer, teilweise subtiler und direkter, auch und gerade weil ich es in wenigen Zeilen verpacke." Und Botschaften und Statements hat der Künstler jede Menge abzugeben, denn schon seit seiner Kindheit und Jugend bewegte ihn das Leben und die Eindrücke um ihn herum mehr als viele seiner Altersgenossen.
Aufgewachsen auf einer Farm in der Kalahari waren zwar viele der politischen und gesellschaftlichen Probleme in anderen Teilen des Landes und auch über die Grenzen hinaus weit weg, trotzdem wollte der junge Namibier schon immer mehr wissen, vor allem über die Menschen. "Da war es naheliegend, dass ich an der UNAM Psychologie und Philosophie studierte", so Elemotho. "Dabei hat mich aber vor allem die spirituelle Seite des Lebens interessiert, diese typisch afrikanische Art, mit sich und dem Leben klarzukommen. Bald musste ich diese Gedanken auch musikalisch verpacken." Mit 17 Jahren hat Elemotho dann angefangen, Musik zu machen, und an der UNAM kam er auch in Kontakt mit anderen Musikern von der damaligen Universitätsband. "Ich mochte, worüber sie reden und nachdenken und welche Fragen sie sich gestellt haben", erinnert er sich.
Bis ins Jahr 2000 war Elemotho ein Teil dieser Band, und mit dem Abschluss des Studiums musste er sich die Frage stellen, wie es weitergehen soll. "Ich habe dann gemerkt, dass ich kein klassischer Psychologe sein kann und will", erinnert er sich. "Ich wollte erst mal mich selbst hinterfragen, bevor ich das bei anderen Menschen versuche, und meine Gefühle ausdrücken - und das am liebsten mit Musik."
Nach einer Zeit bei einer lokalen Theatergruppe, für die Elemotho auch die Musik komponierte, und einigen Reisen ins Ausland war es Zeit für das erste Album. Mit "The System is a Joke" machte der junge Künstler zum ersten Mal seinen Gedanken und seinem Ärger öffentlich Luft. Mit Erfolg: "Die Resonanz auf das Album war sehr positiv. Aber letztendlich war es mir nicht das wichtigste, den Leuten zu Gefallen, sondern mich auszudrücken und vielleicht Diskussionen anzuregen", so Elemotho. Dieser Einstellung ist er, so betont er zumindest, bis heute treu geblieben und wollte sich auch mit "Human" den aktuellen Trends nicht unterwerfen. Vielmehr will er alles ganz anders machen als die breite Masse, er möchte neue Musik für eine neue Generation produzieren. "Klar gibt es überall Inspiration und Dinge, die mich unterbewusst beeinflussen. Aber das, was mir ständig aus Radio und Fernsehen entgegenschallt, ist sicher nicht das, was ich machen will. Das klingt doch alles gleich!"
Einen kurzen Live-Eindruck von dem, was Elemotho "die Botschaft für ein neues Zeitalter" nennt, konnte man sich am Mittwoch im Kinosaal seines Sponsors, dem FNCC, machen. Der Sänger performte im Kinosaal ds Zentrums exklusiv zwei Songs des neuen Albums und stellte gleichzeitig sein neues Musikvideo vor, dass es im Internet zu sehen gibt. Das Video zeigt einen in traditionelle Kleidung gehüllten Sänger, der die Weiten der Kalahari-Wüste genießt. Da wollte Elemotho wohl noch mal auf seine Herkunft pochen, back to the roots, sozusagen. Während der Pressekonferenz, sowohl auf der Bühne als auch beim Anschauen des Videos, sah man Elemotho die Vorfreude deutlich an. Ohne Frage, er ist zufrieden mit seinem Werk. Und so ganz egal ist es ihm dann wohl doch nicht, ob es den Leuten gefällt, warb er doch fleißig für sein Album und seine Website. Aber was wäre auch ein Künstler ohne Resonanz?
Pläne, die über das offizielle Veröffentlichungsdatum hinausgehen, hat Elemotho auch schon. Er würde gerne mit dem neuen Album auf Tour gehen, gerne nach Südafrika, Spanien und auch nach Deutschland - dahin ganz besonders, als ihm zu Ohren kommt, dass er dort auf einer Internet-Plattform seine eigene Fangruppe hat. "Wirklich?", fragt er und freut sich wie ein kleines Kind. "Ja, in Deutschland aufzutreten wäre toll, ich muss auch unbedingt mal nach Berlin."
Am Mittwoch, den 26. November können sich aber erst Mal seine Landsleute im Warehouse ein Bild von der neuen CD machen und ihre eigenen Schlüsse aus den musikalischen Ergüssen des Global-Denkers ziehen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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