Gut für Ego und Geschäft
Verleger Hans Feddersen und ich freuen sich, dass Sie, Herr Buller, "Treibholz" als "Weihnachtslektüre schlechthin" bezeichnen. So ein Kompliment streichelt das Ego und ist gut fürs Geschäft. Interessant auch, dass Sie das Buch für "Pornographie in Hochform" halten. Dafür müssten wir uns ebenfalls bedanken, wenn die Äußerung denn passend wäre. Leider ist hier nicht der Platz, Ihnen zu erklären, was Pornografie ist und was nicht. Ein Blick ins Lexikon dürfte Ihnen jedoch Klarheit verschaffen.
Schade allerdings, dass Sie sich weniger intensiv mit den gesellschaftskritischen und politischen Aspekten von "Treibholz" auseinandergesetzt haben, denn sonst hätte das Buch Sie ganz sicher nicht nur (sexuell?) unterhalten, sondern auch zum Denken angeregt. Da war ich bei Ihnen wohl wenig erfolgreich, wie sich bedauerlicherweise bei Ihrer Interpretation der so genannten Sex-Szenen zeigt. Wenn Sie mir vorwerfen, meine sexuellen Wunschträume im Roman konkretisiert zu haben, würde das im Umkehrschluss bedeuten, dass Sie bei der Interpretation des Verhältnisses von Müller und Feierabend ihrerseits dasselbe getan haben. Ein Schelm, der daraus schließt, dass Sie homophil sind. Eine solche Schlussfolgerung - da werden Sie mir sicher zustimmen - ist lächerlich und absurd. Oder? Nur weil ein Autor Ereignisse im Detail beschreibt, heißt doch nicht, dass er sie erlebt, erträumt oder gar verinnerlicht hat. Wenn dem so wäre, wären Schriftsteller ja dazu verdammt, nur noch autobiografische Tatsachenberichte in der ersten Person Singular zu verfassen...
Übrigens, darüber, was "typisch namibisch" ist und was nicht, haben die Hiesigen zu urteilen, nicht Sie. Denn nur weil Sie die Sprache, die man hier spricht, nicht verstehen und deuten können, heißt noch lange nicht, dass "alles so halb und halb und doch nichts" gesagt wurde. Außerdem: Christen interessieren sich sehr wohl für philosophische Betrachtungen über das Wesen Gottes. Daher ist es für mich unverständlich, dass Sie gerade diese Leser ausgrenzen wollen. Immerhin vermittelt das Buch christliche Werte, wenn auch in verschlüsselter Form. Um das zu begreifen, muss man allerdings schon etwas konzentrierter lesen als Sie, der eigenem Bekunden zufolge Mühe hatte, dem Faden zu folgen.
Und zu guter Letzt: Die Ehefrau des Autoren sollten Sie bei Ihren verbalen Rundumschlägen besser außen vor lassen. Familienmitglieder in eine kritische Diskussion einzubeziehen, ist schlechter Stil. Das erinnert zu sehr an Sippenhaft. Meines Wissens ist sie - zumindest im deutschsprachigen Raum - seit 1945 nicht mehr gebräuchlich.
Helmut Sydow
Windhoek
Schade allerdings, dass Sie sich weniger intensiv mit den gesellschaftskritischen und politischen Aspekten von "Treibholz" auseinandergesetzt haben, denn sonst hätte das Buch Sie ganz sicher nicht nur (sexuell?) unterhalten, sondern auch zum Denken angeregt. Da war ich bei Ihnen wohl wenig erfolgreich, wie sich bedauerlicherweise bei Ihrer Interpretation der so genannten Sex-Szenen zeigt. Wenn Sie mir vorwerfen, meine sexuellen Wunschträume im Roman konkretisiert zu haben, würde das im Umkehrschluss bedeuten, dass Sie bei der Interpretation des Verhältnisses von Müller und Feierabend ihrerseits dasselbe getan haben. Ein Schelm, der daraus schließt, dass Sie homophil sind. Eine solche Schlussfolgerung - da werden Sie mir sicher zustimmen - ist lächerlich und absurd. Oder? Nur weil ein Autor Ereignisse im Detail beschreibt, heißt doch nicht, dass er sie erlebt, erträumt oder gar verinnerlicht hat. Wenn dem so wäre, wären Schriftsteller ja dazu verdammt, nur noch autobiografische Tatsachenberichte in der ersten Person Singular zu verfassen...
Übrigens, darüber, was "typisch namibisch" ist und was nicht, haben die Hiesigen zu urteilen, nicht Sie. Denn nur weil Sie die Sprache, die man hier spricht, nicht verstehen und deuten können, heißt noch lange nicht, dass "alles so halb und halb und doch nichts" gesagt wurde. Außerdem: Christen interessieren sich sehr wohl für philosophische Betrachtungen über das Wesen Gottes. Daher ist es für mich unverständlich, dass Sie gerade diese Leser ausgrenzen wollen. Immerhin vermittelt das Buch christliche Werte, wenn auch in verschlüsselter Form. Um das zu begreifen, muss man allerdings schon etwas konzentrierter lesen als Sie, der eigenem Bekunden zufolge Mühe hatte, dem Faden zu folgen.
Und zu guter Letzt: Die Ehefrau des Autoren sollten Sie bei Ihren verbalen Rundumschlägen besser außen vor lassen. Familienmitglieder in eine kritische Diskussion einzubeziehen, ist schlechter Stil. Das erinnert zu sehr an Sippenhaft. Meines Wissens ist sie - zumindest im deutschsprachigen Raum - seit 1945 nicht mehr gebräuchlich.
Helmut Sydow
Windhoek
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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