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Hans-Karl Diehl: Kirchenpionier, Bibelübersetzer und Familienmensch

Hans-Karl Edmund Wilhelm Diehl wurde am 29. März 1911 als drittes von neun Kindern des Missionarsehepaares Wilhelm und Eugenie Diehl in Usakos geboren. Drei seiner Geschwister starben schon im Kindesalter. Seine Kindheit verbrachte er in Usakos und wurde dort anfangs mit zwei seiner Geschwister von seiner Mutter unterrichtet. Mit neun Jahren musste er jedoch sein Elternhaus verlassen und wurde zur weiteren Schulausbildung nach Deutschland geschickt. Erst 1925 durfte er seine Eltern zum ersten Mal wiedersehen. Sein Abitur machte er 1930 in Gütersloh.

Nach bestandenem Abitur begann er sein Theologiestudium in Bethel bei Bielefeld und setzte dieses an den Universitäten Göttingen, Tübingen, Marburg und Herborn fort. Am 28. Juni 1936 wurde er innerhalb der Bekennenden Kirche ordiniert. Sein Vikariat machte er in Wiesbaden.

Schon früh wurde in ihm der Wunsch wach, Missionar zu werden wie sein Vater und Großvater. Er schreibt selbst in einem leider nie fertig gestellten Lebenslauf: "Ich kann mich nicht entsinnen, dass die Berufsfrage je für mich ein Problem war. So wie der Vater Missionar war, war es für mich immer fest, dass ich auch in diesen Beruf gehe." Er stellte sich in den Dienst der Rheinischen Missionsgesellschaft, die ihn anfangs nach Indonesien schicken wollte. Groß war dann seine Freude, als die Missionsleitung doch beschloss, ihn für den Dienst in dem damaligen Südwestafrika auszusenden.

Vor seiner Ausreise am 19. Dezember 1936 verlobte er sich noch mit Else Karoline geb. Ströher, nachdem er sich die dafür benötigte Genehmigung des Missionsdirektors eingeholt hatte. Seine Verlobte reiste erst im Februar 1938 aus. Am 9. Juli 1938 fand die Hochzeit in Karibib statt.

Bei Dr. Heinrich Vedder erlernte Hans-Karl Diehl zuerst die Herero- und Namasprache und musste zudem auch in 15 Monaten noch Afrikaans erlernen. 1938 wurde er zum Nachfolger von Missionar Pönnighaus in der Gemeinde in Okahandja bestimmt, in der auch schon sein Großvater 1870 seinen Dienst als Stationsmissionar begann. Hans-Karl Diehl schreibt: "Es ist ein schöner Gedanke, in der großväterlichen Gemeinde die Arbeit gefunden zu haben." Mit Eifer und Freude verrichtete Hans-Karl Diehl seinen Dienst in der Gemeinde am Ort und im Bezirk, in der einheimischen wie der deutschen Gemeinde. Durch dieses Doppelamt konnte er viel zur gegenseitigen Verständigung beitragen.

1939 wurde ihnen die Tochter Elisabeth geschenkt und ein Jahr später die Tochter Magdalene. Bei der Geburt der zweiten Tochter war Hans-Karl Diehl nicht mehr zu Hause, da er kurz vorher interniert wurde. Die Zeit der Trennung von 1940 bis 1946 war für die junge Familie eine Zeit, in der ihr Gottvertrauen auf die Probe gestellt wurde. Er schreibt: "Es ist nicht immer leicht, der Führung Gottes stille zu halten." Groß war die Freude, als seine Frau und Töchter ihn 1946 nach der Entlassung in Johannesburg besuchen und er seine zweite Tochter zum ersten Mal sehen durfte. Im April 1947 bekam er Urlaub nach Okahandja. In der Zeit wurde die Internierung aufgehoben und am 29. Juni 1947 hielt er in Okahandja wieder seine erste Predigt. Der Sohn Hans-Hartmut und die Tochter Annegret wurden ihnen in der nun folgenden Zeit in Okahandja geschenkt.

1947 bat Dr. Heinrich Vedder um seine Emeritierung und als Nachfolger im Präsesamt war Hans-Karl Diehl vorgesehen. Am 3. Juli 1947 übernahm er zusätzlich zu der Betreuung der Gemeinde Okahandja dieses Leitungsamt. 1949 zog die Familie nach Windhoek um, da er einerseits die Hererogemeinde übernehmen sollte, andererseits war der Vorstand der Meinung, dass von Windhoek aus die Präsesaufgaben leichter ausgeführt werden könnten. Hier in Windhoek wurde ihnen der Sohn Gerhard und die Tochter Renate geschenkt.

Wegen vielfältiger Aufgaben war er oft auswärtig tätig und die Kinder hatten nicht viel von ihrem Vater. Und wenn er zuhause war, dann waren meistens Gäste zu Besuch, denn das Haus Diehl war Absteigequartier für viele Missionsgeschwister aus dem Lande. Hier mussten wir Kinder lernen, unseren Vater, aber auch unsere Mutter mit den Aufgaben in Gemeinde und Kirche zu teilen; eine Erfahrung, die sicherlich unser Leben mit geprägt hat.

Hans-Karl Diehl hat in der Zeit als Präses der Rheinischen Mission viel Segensreiches erleben dürfen. Dazu zählt sicherlich die Ordinierung der ersten am Paulinum in Karibib ausgebildeten einheimischen Pastoren im Juli 1949, die Gründung der Evangelisch-Lutherischen Kirche (Rheinische Missionskirche) auf der Synode im Oktober 1957, die 1958 staatlich anerkannt wurde, das erste Treffen von Vertretern der drei lutherischen Kirchen im Lande im März 1961 und die Wahl eines einheimischen Pastors zum Präses der Kirche in September 1972.

Damit ging seine Zeit als Präses der Kirche zu Ende, aber nicht sein Dienst für die Kirche. Er bekam den Auftrag, das Alte Testament in die Hererosprache zu übersetzen; eine Aufgabe, die einerseits für ihn die Erhörung vieler Gebete war, die er andererseits auch gerne übernahm. Das hatte zur Folge, dass das Ehepaar Diehl 1973 seinen Wohnsitz nach Okahandja verlegte, wo die Räumlichkeiten für die Übersetzungsarbeiten vorhanden waren.

Auch nach seiner Pensionierung zu Beginn des Jahres 1977 setzte er zusammen mit dem Übersetzerteam die Arbeit fort. 1983 zogen er und seine Frau in das inzwischen erworbene Haus in Klein-Windhoek um. Hier galt die ganze Liebe des Ehepaars seinen Kindern und Enkelkindern, denen sie viel Zeit widmen konnten. Er korrigierte nicht nur die Druckfahnen des Alten Testamentes, sondern revidierte auch gemeinsam mit den Übersetzern das Neue Testament. Eine ganz besondere Freude für ihn war es, als dann zum Advent 1987 die Herero-Bibel erschien. Für diese Arbeit wurde ihm im September 1989 die Canstein-Medaille von Bischof Frederik überreicht. Dies hat er nie als eine persönliche Auszeichnung betrachtet, sondern diese stellvertretend für alle Mitarbeiter des Übersetzungsteams entgegengenommen.

Als 1993 ihr Haus in Windhoek einem geplanten Straßenbau zum Opfer fiel, erwarben er und seine Frau eine Wohnung in Swakopmund, in der sie vier glückliche Jahre verlebten. Bedingt durch die Erblindung seiner Frau zog das Ehepaar im Februar 1998 zu ihrer ältesten Tochter nach Klein-Windhoek. Dort durften sie 1998 mit großer Dankbarkeit, dass Gott sie über so lange Zeit bewahrt hatte, die Diamantene Hochzeit feiern. Diese Dankbarkeit kam immer wieder durch das Psalmwort, das über diesem Tag gestanden hat, zum Ausdruck: "Lobe den Herrn meine Seele, und was in mir ist seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat."

Das zunehmende Alter, die körperliche Schwäche und Pflegebedürftigkeit machten es dann im Juni 2000 notwendig, dass er und seine Frau in das Susanne-Grau-Heim einzogen, wo sie nicht nur liebevoll umsorgt wurden, sondern auch in großer Liebe von ihren Kindern umgeben waren. Am 16. August 2001 starb seine Frau, die ihm 63 Jahre treu zur Seite gestanden hatte.

Hans-Karl Diehl hat in den letzten Jahren seines Lebens nicht nur regen Anteil genommen an dem Ergehen seiner Kinder, Enkel und Urenkel, sondern diese auch täglich in sein Fürbittengebet mit eingeschlossen. Ein besonderes Erlebnis war es für ihn, dass im April 2005 alle seine Kinder und Schwiegerkinder hier in Windhoek zusammen waren, eine Zeit, die er in besonderer Weise genossen hat und für die er immer wieder dankbar war.

Ein Sturz vor vier Wochen hat dazu geführt, dass er bettlägerig wurde und seine Kräfte immer mehr nachließen. Am 4. Juli um 23 Uhr durfte er dann friedlich einschlafen. Er darf nun schauen, was er in seinen 96 Jahren geglaubt, gelebt und verkündigt hat.

Hans-Karl Diehl hinterlässt seine sechs Kinder, 13 Enkel und zehn Urenkel. Wir verlieren mit ihm einen lieben und treusorgenden Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, einen Menschen, der durch seinen starken Glauben, seine Bescheidenheit und die Liebe, die er ausgestrahlt hat, uns ein Vorbild bleibt.

Hans-Hartmut Diehl

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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