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Hansa-Bäckerei macht zu

Fachkräftemangel und Preisdruck der Supermärkte führen zum Ende
Erwin Leuschner
Von Erwin Leuschner

Swakopmund

Wir haben wirklich alles versucht, aber letztlich mussten wir die Entscheidung treffen. Es tut uns sehr leid“, sagte Gerhard Pohl im Gespräch mit der AZ. Sein Bruder Paul ergänzte: „Es ist eine sehr emotionale Angelegenheit, weil wir hier aufgewachsen sind.“ Die Brüder Pohl führten gemeinsam den Familienbetrieb seit mehreren Jahrzehnten.

Für die Entscheidung gebe es mehrere Gründe, „die aber schon lange vor Corona da waren“. Demnach kämpft die Bäckerei seit Jahren mit einem Fachkräftemangel, insbesondere gebe es Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. „Das Bäckerhandwerk ist ein harter Beruf. Dazu gehören Nachtarbeit, frühes Aufstehen – täglich beginnt die Arbeit um Mitternacht – und das Wochenende ist ebenfalls arbeitsintensiv“, sagte Gerhard Pohl. Es gebe kaum junge Leute, die dieses Handwerk erlernen möchten, weil es inzwischen nicht mehr attraktiv sei.

Ferner seien die Rohstoffpreise, Energie- und Produktionskosten in den vergangenen Jahren explodiert, während es am Bedarf der Produkte einen Rückgang gegeben habe. Bei der Hansa-Bäckerei im Swakopmunder Industriegebiet wurde noch vor der Coronakrise im großen Maßstab für Hotels gebacken – wegen der Krise ist die Produktion um knapp 50 Prozent gefallen. „Corona war aber nicht der Grund für unsere Entscheidung, aber es hat dazu beigetragen“, sagte Pohl.

Ausschlaggebend sei ferner der Preisdruck der Supermärkte gewesen. Viele würden über eine hauseigene Bäckerei verfügen. „Darunter haben Bäckereibetriebe schon seit Jahren zu leiden. Das ist eine Tendenz, die sich selbst in Europa abzeichnet“, sagte Pohl. Inzwischen würden auch einige Hotels Brötchen oder Croissants selbst backen. Hinzu komme auch der Import von Billigware aus dem Ausland. Die Brüder hätten seit Jahren versucht, den Familienbetrieb zu retten, allerdings habe die Häufung an Problemen nun zum Ende beigetragen.

Die Hansa-Bäckerei in Swakopmund ist weit über Namibias Landesgrenzen hinaus bekannt, nicht nur wegen der Vielfalt an Gebäck, sondern auch wegen der Qualität der Produkte. Besonders beliebt ist die Bäcke­rei und Konditorei Przybylski, wo täglich viele Swakopmunder frische, belegte Brötchen, Pasteten oder ein Brot mit der Tageszeitung holen. Beliebt war auch das jährliche Weihnachtsgebäck der Bäckerei, das landesweit in verschiedenen Supermärkten erhältlich war.

Ihren Ursprung hat die Hansa-Bäckerei in der Firma South West Bakeries (SWB), die 1967 von drei Teilhabern übernommen wurde. Damals gehörte die inzwischen geschlossene Apollo-Bäckerei in Walvis Bay dazu. 1969 hat SWB die Przybylski-Bäckerei übernommen und in den 70-er Jahren auch die Putensen-Bäckerei (Café Treffpunkt). 1978 wurde die Hansa-Bäckerei gegründet und die Produktion aller anderen Bäckereien dorthin verlegt. Damals wurden Produkte aus der Hansa-Bäckerei auch zur neuen Rössing-Uranmine sowie nach Uis und sogar Brandberg West geliefert. In den 80-er Jahren hatte SWB rund 140 Personen angestellt. 1997 wurde die Apollo-Bäckerei in Walvis Bay aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen, das Café Treff dann 2016. Insgesamt sind bei dem Betrieb knapp über 20 Personen angestellt – der Großteil sind langjährige Mitarbeiter.

„Es tut uns persönlich sehr leid, weil mit der Schließung viel Fachwissen, traditionelle Rezepte, die Brot- und Kuchenvielfalt, handwerkliche Fähigkeiten, viele Arbeitsplätze, ein Stück der Esskultur und eine Swakopmunder Tradition verloren gehen“, so Pohl weiter.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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