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"Hatte das Gefühl, zuhause zu sein"
"Hatte das Gefühl, zuhause zu sein"

"Hatte das Gefühl, zuhause zu sein"

Das Wort "Noch-Botschafter" hört Dr. Wolfgang Massing (64) nicht gern. "Schließlich bleibe ich auch weiterhin Botschafter, nach der Amtszeit lediglich mit dem Zusatz ,außer Dienst'", schmunzelt er. Für den Deutschen Botschafter endet heute seine knapp dreijährige Amtszeit in Namibia - und zugleich seine diplomatische Laufbahn. Stefan Fischer bat ihn für die AZ um ein Resümee.

AZ: Was waren die Sternstunden Ihrer Amtszeit in Namibia?

W.Massing: Der eigentliche Höhepunkt war der erfolgreiche Staatsbesuch des namibischen Präsidenten in Deutschland Ende vergangenen Jahres, der unseren Beziehungen einen frischen Impuls gegeben hat. Ein markantes Ereignis war auch der Besuch von Ministerin Wieczorek-Zeul in Namibia anlässlich der Gedenkfeiern "100 Jahre Herero-Krieg" im August 2004.

AZ: Und was waren die absoluten Tiefschläge?

W.Massing: Die gab es nicht. Es war nur schade zu sehen, dass sich der Versöhnungsprozess komplizierter und schwieriger herausstellte als manche erwartet hatten. Es erfordert noch viel Geduld und Respekt, diesen Prozess erfolgreich zu Ende zu führen. Dennoch hat sich in meiner Amtszeit etwas bewegt.

AZ: Bitte erklären Sie das genauer.

W.Massing: Als die Ministerin nach ihrem Besuch die namibisch-deutsche Versöhnungsinitiative mit einem Etat von 20 Mio. Euro vorgeschlagen hat, gab es in Namibia zunächst doch einige Verwirrung und teilweise auch Misstrauen über dieses Angebot. Inzwischen sind wir ein großes Stück vorangekommen. Es besteht Übereinstimmung zwischen beiden Regierungen, das sehr sensible Projekt bald zu finalisieren.

Es gab aber auch kleinere Gesten und Zeichen der Versöhnung. Dazu zählt das Versöhnungstreffen von Alfons Maharero in Deutschland mit den Nachfahren der von-Trotha-Familie. Dazu zähle ich aber auch die Schenkung von Tagebuch-Seiten Hendrik Witboois an seine Erben. Ich hatte die Dokumente aus Privatbestand in Deutschland besorgt und konnte sie anlässlich der 100-Jahr-Feier für Hendrik Witbooi in Gibeon überreichen. Darüber hinaus gab es viele Begegnungen und Gespräche im Zeichen der Versöhnung.

AZ: Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die andauernde Forderung eines Flügels der Herero nach Wiedergutmachung von der Bundesrepublik infolge des Herero-Krieges?

W.Massing: Es wird immer Leute geben, die das Thema politisch instrumentalisieren wollen. Deutschland bleibt aber dem Land Namibia verpflichtet und ist sich seiner historischen Verantwortung bewusst. Wir betreiben keine Sonderpolitik für bestimmte ethnische Gruppen, sondern unsere Zusammenarbeit soll dem ganzen Land und all seinen Menschen zugute kommen. Dazu nutzen wir vor allem das Instrument der Entwicklungshilfe?

AZ: ?die erst im Mai deutlich erhöht wurde?

W.Massing: Ja, die letzte Zweijahreszusage belief sich auf insgesamt 60 Mio. Euro. Dieser außergewöhnlich hohe Betrag schließt ein zinsgünstiges Darlehen in Höhe von 30 Mio. Euro für den Ausbau des Walvis Bayer Hafens ein. Damit zeigen wir, dass wir es ernst meinen mit den Beziehungen zu Namibia und dass dieses Land ein prioritärer Partner in Afrika ist.

AZ: Ist die Entwicklungshilfe aus Ihrer Sicht heutzutage noch zeitgemäß oder pflegt sie nicht die Abhängigkeit von Geberländern?

W.Massing: Obwohl Namibia ein Land mit mittlerem Einkommen ist, macht die Entwicklungshilfe durchaus noch Sinn. Vergessen Sie nicht das riesige sozio-ökonomische Gefälle, welches Namibia nicht aus eigener Kraft beseitigen kann. Man kann das nicht allein dem Markt überlassen. Die Programme sollen den Menschen helfen, auf eigenen Beinen zu stehen.

Man muss allerdings insgesamt darauf achten, dass die Abhängigkeit durch und von Entwicklungshilfe nicht gestärkt wird. Dabei ist es für den Erfolg der Entwicklungszusammenarbeit von entscheidender Bedeutung, die Effizienz und die Managementfähigkeiten der namibischen Institutionen zu verbessern.

AZ: Was ist Ihr prägender Eindruck von Namibia im Vergleich zu Ihren anderen Stationen?

W.Massing: Das Land ist noch immer stark geprägt von der relativ kurzen und doch sehr lange zurückliegenden Kolonialzeit, aber auch der Apartheit. In Namibia hatte ich von Anfang an das Gefühl, hier teilweise zuhause zu sein - wo sonst noch in Afrika gibt es so gutes Bier, deutsche Wurst und eine deutschsprachige Zeitung?

AZ: Wie schätzen Sie die deutschsprachigen Namibier ein?

W.Massing: Ich finde es gut, dass sie an ihrer Sprache und Kultur festhalten wollen. In meiner Amtszeit habe ich stets versucht, das Zerrbild über diese Gemeinschaft, das bei einigen Deutschen noch existiert, zu korrigieren. Ich habe unter den Deutschsprachigen viele kluge, vernünftige und nach vorn blickende Menschen kennengelernt, möchte sie aber generell dazu ermutigen, sich noch mehr in den Aufbau des Landes einzubringen und Brücken zu anderen Volksgruppen zu bauen. Die Zukunft der Deutsch sprechenden Namibier liegt in der Öffnung und nicht in der Abkapselung.

AZ: Sie haben bereits angekündigt, dass Sie mit Ihrer Ehefrau Chantal wiederkommen wollen. Was ist Ihr Lieblingsplatz in Namibia bzw. was wollen Sie noch sehen?

W.Massing: Ich möchte gern noch mal in den Caprivi, aber auch das Kaokoveld bereisen und natürlich wieder die Namib-Wüste besuchen. Außerdem will ich die Menschen wieder sehen, zu denen ich engeren Kontakt hatte. Trotz der kurzen Zeit fühlen meinen Frau und ich uns Namibia gefühlsmäßig sehr verbunden und haben viele offene und sympathische Menschen kennengelernt.

AZ: Der Abschied fällt also nicht leicht?

W.Massing: Das Weggehen fiel uns immer schwer, aber diesmal - und das ist ein Unterschied zu den Ländern, wo ich zuvor auf Posten war - fällt es besonders schwer.

AZ: Danke für das Gespräch.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-28

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