Haute Couture mit Rostflecken
Chakirra Claasens Mode spiegelt namibische Identität wider
Bei einem Gang durch die Ausstellung der Modedesignerin Chakirra Claasen fallen die warmen, orangen und braunen Erdtöne auf. Sie hat sich vor allem auf glamouröse Mode spezialisiert und kreiert Stücke für besondere Anlässe. Ihre Mode ist elegant und sexy, gleichzeitig aber unaufdringlich. Der Fokus liegt im Detail. Ein Exponat, auf das der Besucher unmittelbar zuläuft, sobald er den Raum betritt, sticht sofort ins Auge: Es ist ein schickes Kleid aus feiner, verspielter Spitze mit einem aufregenden orangen Farbverlauf am Saum und detaillierter Verzierung im Brustbereich. Das Stück wirkt feminin, der Rock ist mit Fäden an der Decke befestigt und verleiht dem Ganzen somit eine gewisse Leichtigkeit.
Die Künstlerin liebt vor allem Mode, die nicht zu überladen ist, und legt ihr Augenmerk auf die kleinen Dinge. Sie geht auf zwei Puppen in der hinteren Ecke des Raumes zu und sagt: „Diese beiden Stücke mag ich besonders gern.“ Dabei positioniert die sympathische Künstlerin die Modelle und stellt sich für ein Foto – den Arm der einen Figur auf ihre Schulter gelegt – lächelnd daneben. Statt also neben dem präsenten Kleid in der Mitte des Raumes zu posieren, lenkt sie den Fokus auf die weniger pompösen Dinge. So bleibt die 37-Jährige trotz des guten Feedbacks auf ihre Designstücke auch weiter bodenständig.
Berühmt wolle sie nicht werden, schließlich gehe es um ihre Kunst und nicht um ihre Person, betont sie. Viele Journalisten hätten ihr bereits zu persönliche Fragen gestellt. Aus diesem Grund habe sie eine Zeit lang kaum noch mit der Presse gesprochen. Doch sie weiß natürlich, dass es ihrem Label guttut und Interesse und Aufmerksamkeit für ihre Kunst weckt.
Neben der Arbeit für ihr eigenes Label „Kishwa Design“ war sie auch als Assistenzprofessorin an der namibischen Universitat (UNAM) tätig, denn sie liebe es, ihr Wissen weiterzugeben. Die Ausstellung „Iron Lady“ ist Teil ihrer Masterarbeit, die sie voraussichtlich im Februar abschließen wird. Dennoch verstehe sie sich aber zunächst als Modedesignerin und dann als Dozentin. Die Kunst sei ihr in die Wiege gelegt worden: „Schon als Kind habe ich sehr viel und gerne gemalt. Meine Eltern standen meiner kreativen Ader zum Glück immer sehr offen gegenüber und haben mich darin ermutigt und unterstützt.“
Eines Tages stellte Claasen sich selbst die Frage: „Wer ist diese Person, für die ich meine Mode herstelle?“ Sie sei zu der Antwort gekommen, dass ihre Kleidung für eine modebewusste afrikanische Frau bestimmt sei. Sie fasste ihren Stil zunächst unter „african chick“ zusammen. Bald wurde ihr jedoch klar, dass sie Mode kreieren möchte, die speziell die weibliche namibische Identität widerspiegeln solle und nannte ihren Stil „namibian chick“: „Jedes meiner Stücke ist durch die Färbung mit dem Rost ein Unikat. Meine Mode ist einzigartig und vielseitig – genau wie die namibische Frau. Ich wollte unserer Kultur eine eigene Identität geben. So finden sich in meinen Stücken die Farben unseres Landes wieder: Das Braun und Orange des Rosts entsprechen den Tönen unseres Wüstensandes. Und auch meine Materialien stammen alle aus Namibia.“
Ihre textile Kunst erzählt von dem Land, in dem sie lebt. Das sei ihr besonders wichtig: „Ich erkläre meinen Schülern immer wieder, dass es wesentlich ist, neue und authentische Ideen zu haben, die eine Geschichte erzählen. Denn viele versuchen nur die afrikanische Mode, die es bereits gibt, zu kopieren. Man muss aber einen kreativen Prozess durchmachen, wofür man sich manchmal viel Zeit nehmen muss. Damit eigene Ideen entstehen und wachsen können, muss der Künstler oft verschiedene Phasen durchlaufen, bis er schließlich seinen eigenen, individuellen Weg findet. So war das auch bei mir.“
Doch wie kommt man auf eine solch ungewöhnliche Idee, Rost zum Färben zu verwenden? „Vor ein paar Jahren teilte ich mir ein Studio mit einem Goldschmiede-Betrieb. Dort sollte es eine Ausstellung geben. Doch mit meinen Textilien passte meine Kunst nicht so recht dort hinein. Ich wollte aber unbedingt auch ausstellen und habe deshalb nach einer Lösung gesucht. Als mir dann eine Freundin erzählte, dass Rost aus Kleidung nicht mehr auszuwaschen sei, kam mir schließlich die entscheidende Idee. Ich begann meine ersten Experimente mit der rostigen Farbe und war erfolgreich“, erklärt Claasen.
Mittlerweile habe sie über die Jahre hinweg verschiedene Techniken entwickelt. Für das Färben mit Rost benötige man Sauerstoff, Metall und Wasser. Damit der ganze Prozess schneller vonstattengeht, verwende sie außerdem Essig. Auch die Temperatur spiele eine entscheidende Rolle. Die Designerin verwendet vor allem alte Nägel. Auf diese Weise kann sie recyceln. Einige ihrer metallischen Gegenstände stammen zum Beispiel aus einem ausgebrannten Wagen. Bei der Verwendung von Rost ist das Ergebnis allerdings nie eindeutig vorhersehbar: „Manche Prozesse kann man kontrollieren, andere dagegen nicht. So ist auch das Duplizieren sehr schwer. Schließlich reagiert das Metall je nach Zusammensetzung, Temperatur und anderen äußeren Bedingungen immer ein wenig anders“, so die Designerin über ihre Arbeit. Und das kommt bei Mode-Fans an: „Die Resonanz auf meine jetzige Ausstellung war einfach unglaublich. Die Leute waren vor allem davon fasziniert, dass man den Entstehungsprozess der Färbung nachvollziehen kann. Meine Kleidung dokumentiert einen kreativen Prozess. Es gibt viele Interessierte. Verkaufen möchte ich aber noch nicht.“
Lieber möchte sie ihre Werke noch weiter in anderen Galerien ausstellen und auf Laufstegen präsentieren. „Rosten ist schließlich ein fortlaufender Prozess. Ich habe noch keine Langzeitstudie, die mir zeigt, wie sich die Stücke im Laufe der Zeit verändern.“
Die Künstlerin liebt vor allem Mode, die nicht zu überladen ist, und legt ihr Augenmerk auf die kleinen Dinge. Sie geht auf zwei Puppen in der hinteren Ecke des Raumes zu und sagt: „Diese beiden Stücke mag ich besonders gern.“ Dabei positioniert die sympathische Künstlerin die Modelle und stellt sich für ein Foto – den Arm der einen Figur auf ihre Schulter gelegt – lächelnd daneben. Statt also neben dem präsenten Kleid in der Mitte des Raumes zu posieren, lenkt sie den Fokus auf die weniger pompösen Dinge. So bleibt die 37-Jährige trotz des guten Feedbacks auf ihre Designstücke auch weiter bodenständig.
Berühmt wolle sie nicht werden, schließlich gehe es um ihre Kunst und nicht um ihre Person, betont sie. Viele Journalisten hätten ihr bereits zu persönliche Fragen gestellt. Aus diesem Grund habe sie eine Zeit lang kaum noch mit der Presse gesprochen. Doch sie weiß natürlich, dass es ihrem Label guttut und Interesse und Aufmerksamkeit für ihre Kunst weckt.
Neben der Arbeit für ihr eigenes Label „Kishwa Design“ war sie auch als Assistenzprofessorin an der namibischen Universitat (UNAM) tätig, denn sie liebe es, ihr Wissen weiterzugeben. Die Ausstellung „Iron Lady“ ist Teil ihrer Masterarbeit, die sie voraussichtlich im Februar abschließen wird. Dennoch verstehe sie sich aber zunächst als Modedesignerin und dann als Dozentin. Die Kunst sei ihr in die Wiege gelegt worden: „Schon als Kind habe ich sehr viel und gerne gemalt. Meine Eltern standen meiner kreativen Ader zum Glück immer sehr offen gegenüber und haben mich darin ermutigt und unterstützt.“
Eines Tages stellte Claasen sich selbst die Frage: „Wer ist diese Person, für die ich meine Mode herstelle?“ Sie sei zu der Antwort gekommen, dass ihre Kleidung für eine modebewusste afrikanische Frau bestimmt sei. Sie fasste ihren Stil zunächst unter „african chick“ zusammen. Bald wurde ihr jedoch klar, dass sie Mode kreieren möchte, die speziell die weibliche namibische Identität widerspiegeln solle und nannte ihren Stil „namibian chick“: „Jedes meiner Stücke ist durch die Färbung mit dem Rost ein Unikat. Meine Mode ist einzigartig und vielseitig – genau wie die namibische Frau. Ich wollte unserer Kultur eine eigene Identität geben. So finden sich in meinen Stücken die Farben unseres Landes wieder: Das Braun und Orange des Rosts entsprechen den Tönen unseres Wüstensandes. Und auch meine Materialien stammen alle aus Namibia.“
Ihre textile Kunst erzählt von dem Land, in dem sie lebt. Das sei ihr besonders wichtig: „Ich erkläre meinen Schülern immer wieder, dass es wesentlich ist, neue und authentische Ideen zu haben, die eine Geschichte erzählen. Denn viele versuchen nur die afrikanische Mode, die es bereits gibt, zu kopieren. Man muss aber einen kreativen Prozess durchmachen, wofür man sich manchmal viel Zeit nehmen muss. Damit eigene Ideen entstehen und wachsen können, muss der Künstler oft verschiedene Phasen durchlaufen, bis er schließlich seinen eigenen, individuellen Weg findet. So war das auch bei mir.“
Doch wie kommt man auf eine solch ungewöhnliche Idee, Rost zum Färben zu verwenden? „Vor ein paar Jahren teilte ich mir ein Studio mit einem Goldschmiede-Betrieb. Dort sollte es eine Ausstellung geben. Doch mit meinen Textilien passte meine Kunst nicht so recht dort hinein. Ich wollte aber unbedingt auch ausstellen und habe deshalb nach einer Lösung gesucht. Als mir dann eine Freundin erzählte, dass Rost aus Kleidung nicht mehr auszuwaschen sei, kam mir schließlich die entscheidende Idee. Ich begann meine ersten Experimente mit der rostigen Farbe und war erfolgreich“, erklärt Claasen.
Mittlerweile habe sie über die Jahre hinweg verschiedene Techniken entwickelt. Für das Färben mit Rost benötige man Sauerstoff, Metall und Wasser. Damit der ganze Prozess schneller vonstattengeht, verwende sie außerdem Essig. Auch die Temperatur spiele eine entscheidende Rolle. Die Designerin verwendet vor allem alte Nägel. Auf diese Weise kann sie recyceln. Einige ihrer metallischen Gegenstände stammen zum Beispiel aus einem ausgebrannten Wagen. Bei der Verwendung von Rost ist das Ergebnis allerdings nie eindeutig vorhersehbar: „Manche Prozesse kann man kontrollieren, andere dagegen nicht. So ist auch das Duplizieren sehr schwer. Schließlich reagiert das Metall je nach Zusammensetzung, Temperatur und anderen äußeren Bedingungen immer ein wenig anders“, so die Designerin über ihre Arbeit. Und das kommt bei Mode-Fans an: „Die Resonanz auf meine jetzige Ausstellung war einfach unglaublich. Die Leute waren vor allem davon fasziniert, dass man den Entstehungsprozess der Färbung nachvollziehen kann. Meine Kleidung dokumentiert einen kreativen Prozess. Es gibt viele Interessierte. Verkaufen möchte ich aber noch nicht.“
Lieber möchte sie ihre Werke noch weiter in anderen Galerien ausstellen und auf Laufstegen präsentieren. „Rosten ist schließlich ein fortlaufender Prozess. Ich habe noch keine Langzeitstudie, die mir zeigt, wie sich die Stücke im Laufe der Zeit verändern.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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