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"Hdl", "lol" und "Dubidodo"

So schnell wird man zum Hinterwäldler: Als Nadine Marth ihrem Cousin per SMS zum Geburtstag gratulierte, machte sie so ziemlich alles falsch, was man aus Sicht der Jugendlichen falsch machen kann. Sie benutzte Groß- und Kleinschreibung, Kommas und Punkte. Ihr Cousin hatte eine Menge zu lachen, als er die Kurzmitteilung bekam und klärte sie auf: In SMS wird nur klein geschrieben, außer es wird durch einen "Ausnahme"-Punkt automatisch auf Groß gestellt. Satzzeichen wie Kommas braucht man nicht.
Der Vortrag sollte kein reiner Vortrag sein, sondern Kommunikation und Interaktion. Nadine Marth wollte mit dem Publikum reden. Und schnell hatte sie die Zuhörer auf ihrer Seite. Auch bei der SMS-Geschichte: "Der Punkt wird eh überwertet. Ich muss fünfmal drücken, bis er kommt", pflichtete eine Zuhörerin schmunzelnd Marths Cousin bei.
Die "Jugendsprache", die es als solche nicht gibt, weil sie sich in den Altersgruppen und auch regional unterscheidet, macht es den Erwachsenen schwer die junge Generation zu verstehen. Aber genauso soll es sein. "Jede Generation benutzt eine Geheimsprache. Die Jugendlichen wollen nicht verstanden werden", erklärt die Kommunikationswissenschaftlerin. Auch mit SMS von Jugendlichen haben einige Zuhörer Erfahrungen. "Sie benutzen keine vollständigen Sätze, viele Abkürzungen. Da muss man sich als gesetzterer Mensch ganz schön durcharbeiten", klagt eine Zuhörerin.
Doch einige Einblicke in die Jugendsprache gibt Nadine Marth: Zum Beispiel, dass die Abkürzung "lol" für "laughing out loud" (laut lachen), "hdl" für "hab dich lieb" und "dubidodo" für "du bist doch doof" steht. Die Dozentin stellt fest: Auch beim "Simsen" oder "Texten" gibt es Regeln. "Es ist ein Tabu bei Jugendlichen eine Beziehung per SMS zu beenden." Eine SMS sei trotz Abkürzungen fast immer geschlossene Kommunikation. "Es gibt eine Begrüßungs- und eine Abschiedsformel."
Sie wehrt sich auch gegen den so oft prognostizierten Verfall der deutschen Sprache und zeigt ein Beispiel aus dem Chat, in dem ein Jugendlicher sich sehr gewählt und grammatikalisch korrekt ausdrückt und gleichzeitig gezielt Begriffe und Abkürzungen aus der Jugendsprache nutzt. Zum Beispiel den Ausdruck "daddeln" für Computer spielen.
Seit jeher gibt es Jugendsprache und auch früher war sie schon von Fremdsprachen beeinflusst. Marth nennt das Beispiel "Backfisch" für ein junges Mädchen. Es sei aus dem englischen Wort "backfish" entstanden, ein zu junger Fisch, der wieder zurück ins Meer geworfen wird.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin machte sich auch Gedanken darüber, warum wir überhaupt kommunizieren. Kommunikation ist vielfältig, sie reicht von der Rechnung im Briefkasten über Theater und Fernsehen bis hin zum Kaffeeklatsch mit der Freundin. Hinter jeder Kommunikation steckt ein bestimmter Grund: Gutes Beispiel ist die Postkarte. "Der Informationsgehalt geht meistens gegen Null, aber der soziale Faktor spielt eine Rolle."
Auch den Unterschied, wann gesprochene Sprache geschrieben klingt und umgekehrt, zeigte Marth auf. So klinge eine Rede meist wie gedruckt, ein Comic dagegen wie gesprochen. Auch deutsche Nachrichtenmagazine wie der "Spiegel" nutzen szenische Einstiege und Dialoge als Stilmittel, um wie gesprochen zu klingen. Dagegen soll der Nachrichtensprecher der "Tagesschau" klingen wie gedruckt. "Damit verbinden wir Seriosität."
Mit ihrem Vortrag wollte Marth die Besucher einladen, "gegen den Strich zu denken" und sich auf "Gedankenexperimente" einzulassen. Am Ende zog sie das Fazit, dass die Jugendlichen heutzutage so viel kommunizieren wie nie zuvor. "Wir sollten ihre Medienkompetenz wertschätzen." Auch sei die Kommunikation hauptsächlich digital statt direkt, aber auch auf diesem Weg sei emotionale Nähe möglich.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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