Heiligabend in der Christuskirche: Frohes Spiel und ernste Worte
Mit dem Musical „Das erste Weihnachtswunder“ unter Leitung eines Mitarbeiterteams um Angelika Höcht verzauberten 21 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren die Besucher des Familiengottesdienstes am Nachmittag. Dabei wurde die Geburt Jesu mit Erzählungen, Musik und Gesang dargestellt. Am Ende durfte sogar geklatscht werden, und es gab eine Zugabe.
Das Stück sei binnen weniger Tage einstudiert worden, sagte Diakon Christoph Höcht. Jedes Kind hatte im Vorfeld die Musical-CD bekommen, um die Lieder schonmal hören und über zu können“, erklärte er der AZ. Schon die erste Aufführung am 23. Dezember im Susanne-Grau-Heim wurde mit großer Begeisterung aufgenommen. Die Moral von der Geschichte: Die Herbergswirtin, in deren Stall Jesus geboren wurde, hat seither mittellosen Menschen eine Bleibe geboten. „Jesus hat etwas verändert; ich hoffe, dass er auch bei Euch etwas verändert“, so Diakon Höcht.
Vom Schatten ins Licht
Am Abend wurde es etwas ernster. Pastor Achim Gerber hatte Johannes 3, 16-21 als Predigttext gewählt und erklärte dazu der AZ: Nikodemus, ein sehr einflussreicher und bibelkundiger Mann, macht sich mitten in der Nacht auf, um Jesus zu sprechen. Es entwickelt sich ein Gespräch um Wahrheit und um das, was Leben bedeutet. Auch deutet Jesus sein eigenes Leben als Licht für die Welt. Nikodemus tritt aus den Schatten ins Licht. Er kommt mit Zweifel und begegnet jemanden, der zu hört. Und im Zuhören erkennt er, wer Christus ist, auch wenn Fragen und Sorgen bleiben. „Wir treten am Weihnachtsabend auch aus den Schatten ins Licht der Botschaft vom Neuanfang, ins Angesicht Gottes. Die Welt ist voller Schatten und die Nacht und ihre Begleiterscheinungen lassen einen erschauern, aber dennoch scheint jetzt das Licht“, so Gerber.
Seine Predigt wird hier auszugsweise gedruckt:
„Die rauen Gesellen von damals spielen an Weihnachten eine Hauptrolle. Um sie geht es, um die, die im Finstern sind. Es geht um die, die im Schatten leben, im Schatten der Geschichte. Es geht um die, die im Halbschatten ihren Halbglaubens leben, im Todesschützen ihrer Ängste, ihrer Zweifel, ihrer Verzweiflung.
Was uns heute mit den Weisen und den Hirten und auch mit Nikodemus verbindet: Wir hoffen, hier etwas zu finden. Das Kind in der Krippe. Die Frohe Botschaft von Weihnachten. Die tröstliche Geschichte von Gottes Liebe für unsere Welt. Ein Licht, das unsere Nacht erhellt. Glückliche Kindheitserinnerungen. Die Musik der Engel. Eine schöne weihnachtliche Atmosphäre. Eine heile Welt, zumindest für einen Moment.
Nun liegt es an dir: Wie willst du dein Leben leben, woran willst du dich festhalten im Leben und im Sterben? Willst du dich retten lassen? Oder sprichst du über dich selbst das Urteil, wenn du wieder hinaus ins Dunkle gehst und dich nicht von deinen Schattenseiten trennen willst?
(...) Kriege zerreißen die Welt, Hass und Gewalt scheinen überhandzunehmen. Machthungrige Despoten räumen ihre Kritiker aus dem Weg. Verblendete Fanatiker opfern ihr Leben und zerstören dabei das Leben möglichst vieler Menschen - scheinbar um Gottes willen. Angst greift um sich, Angst vor solchen Angriffen, Angst vor allem Fremden, hinter dem sich Schreckliches verbergen könnte. Angst, die sich in Hass entlädt, gegen die Fremden. Wenn nicht in Hass, dann in Vorverurteilungen.
Reale Ängste in Namibia
Wir tun uns schwer mit den Begegnungen mit den sogenannten Anderen. Ja, auch in Namibia: Im Sonnenland leben wir in Finsternis, wenn die Zukunftsangst machtvoll nach unserem Gemüt greift. In den vielen, vielen Gesprächen lernte ich sie kennen. Die Angst. Und sie kann uns sehr real begegnen: in der Wasserkrise, in der wirtschaftlichen Talfahrt unseres Landes, in der uns augenfälligen und uns selber drohenden Armut, in den wie auch immer ausfallenden NEEEF-Gesetzen. Wir haben unterschiedliche Schattenwürfe in unseren Gemütern. Dunkel und gefühlskalt ist unsere Welt, auch an Weihnachten, weltweit und auch hier bei uns. Wir wünschten, es wäre anders. Wenigstens an Weihnachten wollen wir all das Dunkle hinter uns lassen und nichts davon hören. Wir sind doch hier, um Tröstliches zu hören und Fröhliches, um uns über das Kind in der Krippe zu freuen, der Musik der Engel zu lauschen!
(...) Und doch: Was nützt es uns, wenn wir an Weihnachten für zwei, drei Tage die Dunkelheit hinter uns lassen und heile Welt spielen? Die Rückkehr in die Realität wird nur umso härter sein, unsere eigenen Dunkelheiten werden uns danach noch dunkler erscheinen. (...) Wenn der Alltag uns wieder einholt, mit all seinen Sorgen und Freuden und auch mit den Dunkelheiten, wird uns das Geschehen der Heiligen Nacht so vorkommen, als wäre es eine Mär aus einer anderen Welt, die nichts mit unserem Leben zu tun hat.
Darum hören wir heute mit dem Schriftgelehrten Nikodemus, der hier doch eigentlich gar nicht hingehört, die Worte von dem erwachsenen Jesus - die hier genau richtig sind: So sehr hat Gott die Welt geliebt - und euch alle, jeden Einzelnen -, dass er seinen eigenen Sohn mitten in die Welt gesandt hat, dorthin, wo es am dunkelsten ist. Nicht, um uns zu verurteilen, für unsere Schattenseiten, Schwächen und Fehler, für Egoismus und Oberflächlichkeit, sondern um uns davon zu befreien. Und das nicht nur für einen Moment in der Heiligen Nacht, sondern für immer. Und ewig. So sehr liebt Gott uns Menschen! So vertraut: Gott hat uns! Nicht die Finsternisse, nicht unsere Dunkelheiten, nicht die Schatten, nicht unsere Angst hat uns.
Gott verurteilt nicht
Darum können wir uns ohne Scheu auf den Weg zu ihm machen, darum können wir alle unsere Dunkelheiten mitbringen, ja, das müssen wir sogar. Denn nur dann können wir das Licht, das uns hier leuchtet, mitnehmen, wenn wir in unseren Alltag zurückkehren. (...) Das ist die fröhliche Botschaft von Weihnachten: Gott verurteilt uns nicht. Er liebt uns so sehr, dass er uns immer wieder in sein Licht ruft. (...)
Gottes Licht scheint schon jetzt bis in die entlegensten Winkel und dunkelsten Ecken - das macht die Geschichte von Weihnachten, wie die Evangelisten sie erzählen, ganz deutlich. Die Tür zum Reich Gottes steht uns offen. Hell und warm scheint das Licht zu uns herüber. Es ist nur ein Schritt, der uns von diesem Licht trennt. Es liegt an uns, diesen Schritt, diesen Herzenschritt, zu tun. Vom Schatten ins Licht.“
„Gesellschaftsrelevant“ nennt Pastor Gerber das, was er in seiner Predigt sagte. Denn: „Was die Menschen bewegt, muss in Beziehung gesetzt werden zur biblischen Botschaft. Zudem ist der Mensch verblüffend gleich geblieben. Deswegen ist Botschaft sehr aktuell: es geht um Freiheit - da ist die Bibel sehr auf Seiten der Unterdrückten. Es geht um Schuld - da ist die Bibel deutlich: Sie muss uns nicht festlegen. Es geht um gelingendes Zusammenleben - da ist Bibel sehr grundlegend, vieles muss im Diskurs neu entdeckt und interpretiert werden“, erklärte er abschließend.
Stefan Fischer
Das Stück sei binnen weniger Tage einstudiert worden, sagte Diakon Christoph Höcht. Jedes Kind hatte im Vorfeld die Musical-CD bekommen, um die Lieder schonmal hören und über zu können“, erklärte er der AZ. Schon die erste Aufführung am 23. Dezember im Susanne-Grau-Heim wurde mit großer Begeisterung aufgenommen. Die Moral von der Geschichte: Die Herbergswirtin, in deren Stall Jesus geboren wurde, hat seither mittellosen Menschen eine Bleibe geboten. „Jesus hat etwas verändert; ich hoffe, dass er auch bei Euch etwas verändert“, so Diakon Höcht.
Vom Schatten ins Licht
Am Abend wurde es etwas ernster. Pastor Achim Gerber hatte Johannes 3, 16-21 als Predigttext gewählt und erklärte dazu der AZ: Nikodemus, ein sehr einflussreicher und bibelkundiger Mann, macht sich mitten in der Nacht auf, um Jesus zu sprechen. Es entwickelt sich ein Gespräch um Wahrheit und um das, was Leben bedeutet. Auch deutet Jesus sein eigenes Leben als Licht für die Welt. Nikodemus tritt aus den Schatten ins Licht. Er kommt mit Zweifel und begegnet jemanden, der zu hört. Und im Zuhören erkennt er, wer Christus ist, auch wenn Fragen und Sorgen bleiben. „Wir treten am Weihnachtsabend auch aus den Schatten ins Licht der Botschaft vom Neuanfang, ins Angesicht Gottes. Die Welt ist voller Schatten und die Nacht und ihre Begleiterscheinungen lassen einen erschauern, aber dennoch scheint jetzt das Licht“, so Gerber.
Seine Predigt wird hier auszugsweise gedruckt:
„Die rauen Gesellen von damals spielen an Weihnachten eine Hauptrolle. Um sie geht es, um die, die im Finstern sind. Es geht um die, die im Schatten leben, im Schatten der Geschichte. Es geht um die, die im Halbschatten ihren Halbglaubens leben, im Todesschützen ihrer Ängste, ihrer Zweifel, ihrer Verzweiflung.
Was uns heute mit den Weisen und den Hirten und auch mit Nikodemus verbindet: Wir hoffen, hier etwas zu finden. Das Kind in der Krippe. Die Frohe Botschaft von Weihnachten. Die tröstliche Geschichte von Gottes Liebe für unsere Welt. Ein Licht, das unsere Nacht erhellt. Glückliche Kindheitserinnerungen. Die Musik der Engel. Eine schöne weihnachtliche Atmosphäre. Eine heile Welt, zumindest für einen Moment.
Nun liegt es an dir: Wie willst du dein Leben leben, woran willst du dich festhalten im Leben und im Sterben? Willst du dich retten lassen? Oder sprichst du über dich selbst das Urteil, wenn du wieder hinaus ins Dunkle gehst und dich nicht von deinen Schattenseiten trennen willst?
(...) Kriege zerreißen die Welt, Hass und Gewalt scheinen überhandzunehmen. Machthungrige Despoten räumen ihre Kritiker aus dem Weg. Verblendete Fanatiker opfern ihr Leben und zerstören dabei das Leben möglichst vieler Menschen - scheinbar um Gottes willen. Angst greift um sich, Angst vor solchen Angriffen, Angst vor allem Fremden, hinter dem sich Schreckliches verbergen könnte. Angst, die sich in Hass entlädt, gegen die Fremden. Wenn nicht in Hass, dann in Vorverurteilungen.
Reale Ängste in Namibia
Wir tun uns schwer mit den Begegnungen mit den sogenannten Anderen. Ja, auch in Namibia: Im Sonnenland leben wir in Finsternis, wenn die Zukunftsangst machtvoll nach unserem Gemüt greift. In den vielen, vielen Gesprächen lernte ich sie kennen. Die Angst. Und sie kann uns sehr real begegnen: in der Wasserkrise, in der wirtschaftlichen Talfahrt unseres Landes, in der uns augenfälligen und uns selber drohenden Armut, in den wie auch immer ausfallenden NEEEF-Gesetzen. Wir haben unterschiedliche Schattenwürfe in unseren Gemütern. Dunkel und gefühlskalt ist unsere Welt, auch an Weihnachten, weltweit und auch hier bei uns. Wir wünschten, es wäre anders. Wenigstens an Weihnachten wollen wir all das Dunkle hinter uns lassen und nichts davon hören. Wir sind doch hier, um Tröstliches zu hören und Fröhliches, um uns über das Kind in der Krippe zu freuen, der Musik der Engel zu lauschen!
(...) Und doch: Was nützt es uns, wenn wir an Weihnachten für zwei, drei Tage die Dunkelheit hinter uns lassen und heile Welt spielen? Die Rückkehr in die Realität wird nur umso härter sein, unsere eigenen Dunkelheiten werden uns danach noch dunkler erscheinen. (...) Wenn der Alltag uns wieder einholt, mit all seinen Sorgen und Freuden und auch mit den Dunkelheiten, wird uns das Geschehen der Heiligen Nacht so vorkommen, als wäre es eine Mär aus einer anderen Welt, die nichts mit unserem Leben zu tun hat.
Darum hören wir heute mit dem Schriftgelehrten Nikodemus, der hier doch eigentlich gar nicht hingehört, die Worte von dem erwachsenen Jesus - die hier genau richtig sind: So sehr hat Gott die Welt geliebt - und euch alle, jeden Einzelnen -, dass er seinen eigenen Sohn mitten in die Welt gesandt hat, dorthin, wo es am dunkelsten ist. Nicht, um uns zu verurteilen, für unsere Schattenseiten, Schwächen und Fehler, für Egoismus und Oberflächlichkeit, sondern um uns davon zu befreien. Und das nicht nur für einen Moment in der Heiligen Nacht, sondern für immer. Und ewig. So sehr liebt Gott uns Menschen! So vertraut: Gott hat uns! Nicht die Finsternisse, nicht unsere Dunkelheiten, nicht die Schatten, nicht unsere Angst hat uns.
Gott verurteilt nicht
Darum können wir uns ohne Scheu auf den Weg zu ihm machen, darum können wir alle unsere Dunkelheiten mitbringen, ja, das müssen wir sogar. Denn nur dann können wir das Licht, das uns hier leuchtet, mitnehmen, wenn wir in unseren Alltag zurückkehren. (...) Das ist die fröhliche Botschaft von Weihnachten: Gott verurteilt uns nicht. Er liebt uns so sehr, dass er uns immer wieder in sein Licht ruft. (...)
Gottes Licht scheint schon jetzt bis in die entlegensten Winkel und dunkelsten Ecken - das macht die Geschichte von Weihnachten, wie die Evangelisten sie erzählen, ganz deutlich. Die Tür zum Reich Gottes steht uns offen. Hell und warm scheint das Licht zu uns herüber. Es ist nur ein Schritt, der uns von diesem Licht trennt. Es liegt an uns, diesen Schritt, diesen Herzenschritt, zu tun. Vom Schatten ins Licht.“
„Gesellschaftsrelevant“ nennt Pastor Gerber das, was er in seiner Predigt sagte. Denn: „Was die Menschen bewegt, muss in Beziehung gesetzt werden zur biblischen Botschaft. Zudem ist der Mensch verblüffend gleich geblieben. Deswegen ist Botschaft sehr aktuell: es geht um Freiheit - da ist die Bibel sehr auf Seiten der Unterdrückten. Es geht um Schuld - da ist die Bibel deutlich: Sie muss uns nicht festlegen. Es geht um gelingendes Zusammenleben - da ist Bibel sehr grundlegend, vieles muss im Diskurs neu entdeckt und interpretiert werden“, erklärte er abschließend.
Stefan Fischer
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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