Hektar und Hautfarbe
Die Verwirrung um die statistischen Grundlagen des Landbesitzes wird vorerst noch größer. Was die Minister für Ländereien und Neusiedlung (nacheinander Ithana und Pohamba) während der letzten zwei Jahre im Parlament und außerhalb von sich gegeben haben, waren fragmentarische Auskünfte. Was Präsident Nujoma in der Diskussion und Polemik beizutragen hatte, waren verzerrte Statistiken über schwarzen und weißen Landbesitz, die in häufiger Wiederholung in manchen Köpfen zum Mythos geworden sind. Kann man von der politischen Bühne also keine zuverlässigen Zahlen erhalten, bleiben noch die Privatinstitute.
Beim Namibischen Wirtschaftsforschungsinstitut, Nepru, hängt die Veröffentlichung genauer Daten jeweils von der personellen Besetzung ab. Jetzt äußert sich nach langwieriger Kleinarbeit im Grundbuchamt das Institut für politische Forschung (Institute for Policy Research) mit dem jüngsten Beitrag zum Stand der Bodenreform, weil man solche Unterlagen vergeblich aus dem zuständigen Ministerium anfordern würde. Aber auch aus dieser Quelle ergeben sich bei erster Durchsicht Widersprüche, die vermuten lassen, dass dem Institut ebenso Zeit und Kräfte zu exakten Datengrundlagen fehlen. Bleibt noch der Namibische Landwirtschaftsverband, NLU, mit der Gründung eines Arbeitskomitees, das just diese Lücke mit nachweisbaren Statistiken füllen soll, so dass er nach eigener Maßgabe Ende Februar 2003 seinerseits der Regierung noch ein Konzept zur Bodenreform vorlegen kann.
Es wird zwingend notwendig, dass eine verbindliche und anerkannte Datengrundlage hergestellt wird. Zurzeit wirft jede Instanz mit anderen Zahlen um sich.
Die stark-politisierte Debatte, ob Spitzenverdiener der neuen Elite bei der staatlichen Landvergabe als Begünstigte bedacht werden sollen, nur weil sie schwarzer Hautfarbe sind und daher zu den historisch benachteiligten Namibiern gehören wollen, derweil zigtausende Arbeitslose und Landlose noch auf eine Existenzhilfe warten, nimmt absurde Dimensionen an. Staatssekretär Frans Tshehama hält diese Vergabe für richtig. Schließlich hätten andere Namibier vor der Unabhängigkeit von den damaligen Behörden der zweiten Ebene ähnlich günstigen Landbesitz erhalten. Auf die Feinheiten, dass die Begünstigten solche Farmen auch bewohnen mussten, verzichtet Tshehama. Dann überrascht er mit der Aussage, dass (sogar) Weiße jetzt Anträge auf gratis Landzuteilung stellen könnten. Landlose weiße Namibier sollten Tshehama hier auf die Probe stellen.
Am Ende bleibt die Frage nach der sozial-verantwortlichen Grundlage der Landreform. Die Ausweisung der Landarbeiter von der Farm Kalkpan war legal korrekt, aber hatte schlimme politische Defekte und ernste Mängel der sozialen Verantwortung. Tshehamas Apologie für die Landvergabe an schwarze Spitzenverdiener erscheint nach der Definition historischer Benachteiligung politisch korrekt, ist jedoch vor dem Hintergrund der Armut und Arbeitslosigkeit sozial und moralisch in keiner Weise zu verantworten.
Beim Namibischen Wirtschaftsforschungsinstitut, Nepru, hängt die Veröffentlichung genauer Daten jeweils von der personellen Besetzung ab. Jetzt äußert sich nach langwieriger Kleinarbeit im Grundbuchamt das Institut für politische Forschung (Institute for Policy Research) mit dem jüngsten Beitrag zum Stand der Bodenreform, weil man solche Unterlagen vergeblich aus dem zuständigen Ministerium anfordern würde. Aber auch aus dieser Quelle ergeben sich bei erster Durchsicht Widersprüche, die vermuten lassen, dass dem Institut ebenso Zeit und Kräfte zu exakten Datengrundlagen fehlen. Bleibt noch der Namibische Landwirtschaftsverband, NLU, mit der Gründung eines Arbeitskomitees, das just diese Lücke mit nachweisbaren Statistiken füllen soll, so dass er nach eigener Maßgabe Ende Februar 2003 seinerseits der Regierung noch ein Konzept zur Bodenreform vorlegen kann.
Es wird zwingend notwendig, dass eine verbindliche und anerkannte Datengrundlage hergestellt wird. Zurzeit wirft jede Instanz mit anderen Zahlen um sich.
Die stark-politisierte Debatte, ob Spitzenverdiener der neuen Elite bei der staatlichen Landvergabe als Begünstigte bedacht werden sollen, nur weil sie schwarzer Hautfarbe sind und daher zu den historisch benachteiligten Namibiern gehören wollen, derweil zigtausende Arbeitslose und Landlose noch auf eine Existenzhilfe warten, nimmt absurde Dimensionen an. Staatssekretär Frans Tshehama hält diese Vergabe für richtig. Schließlich hätten andere Namibier vor der Unabhängigkeit von den damaligen Behörden der zweiten Ebene ähnlich günstigen Landbesitz erhalten. Auf die Feinheiten, dass die Begünstigten solche Farmen auch bewohnen mussten, verzichtet Tshehama. Dann überrascht er mit der Aussage, dass (sogar) Weiße jetzt Anträge auf gratis Landzuteilung stellen könnten. Landlose weiße Namibier sollten Tshehama hier auf die Probe stellen.
Am Ende bleibt die Frage nach der sozial-verantwortlichen Grundlage der Landreform. Die Ausweisung der Landarbeiter von der Farm Kalkpan war legal korrekt, aber hatte schlimme politische Defekte und ernste Mängel der sozialen Verantwortung. Tshehamas Apologie für die Landvergabe an schwarze Spitzenverdiener erscheint nach der Definition historischer Benachteiligung politisch korrekt, ist jedoch vor dem Hintergrund der Armut und Arbeitslosigkeit sozial und moralisch in keiner Weise zu verantworten.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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