Herkunft führt zu Anforderung an die Zukunft
Die Namibisch-Deutsche Stiftung für Kulturelle Zusammenarbeit (NaDS) hat am 8. Oktober als kulturpolitische Organisation, als Träger des Goethe-Zentrums in Windhoek und als lokaler namibischer Partner des Goethe-Instituts (München) sein 25-jähriges Bestehen gefeiert.
Von einem kleinen, aber notwendigen kulturpolitischen Ableger der Interessengemeinschaft Deutschsprachiger Südwester (IG) 1988 hat sich die NaDS durch Krisen und Wandel zu einer Körperschaft mit umfassendem Auftrag gewandelt. Im Goethe-Zentrum Windhoeks, das nach einem wohlwollenden Vertrag mit der namibischen Regierung - fast zum Nulltarif - im historischen Estorff-Haus der Stadtmitte untergebracht ist, gehen heute 800 Sprachschüler aus- und ein, lehren rund 40 Teilzeitlehrkräfte in den Sprachfächern Deutsch, Englisch, Afrikaans und Oshivambo. Elf fest angestellte Kräfte sind für die Mediathek, für Kulturprojekte wie Ausstellungen und andere interaktive Veranstaltungen zuständig.
Der deutsche Botschafter Onno Hückmann hat zum Anlass des Vierteljahrhunderts der NaDS betont, dass das Auwärtige Amt in Berlin das Goethe-Zentrum weiterhin durch das Goethe-Institut unterstützen werde. Auch wolle er sich dafür einsetzen, das Versprechen aus dem deutsch-namibischen Kulturabkommen von 1991 zu verwirklichen helfen, als ein vollständiges Goethe-Institut in Aussicht gestellt wurde. „Deutschland unterstützt die namibische Gesellschaft nicht nur im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, sondern auch im Bereich der kulturellen Kooperation, um auch dadurch das bessere Verständnis zwischen den beiden Nationen zu fördern.“
Der NaDS-Vorsitzende Eberhard Hofmann und NaDS-Gründungsmitglied Prof. Volker Gretschel sowie Klaus Hess, Präsidente der Deutsch-Namibischen Gesellschaft, die sich über Jahrzehnte aus Deutschland für die Spracharbeit der NaDS/des Goethe-Zentrums eingesetzt hat, haben weitere Aspekte zum Jubiläum beleuchtet. Hier folgen einige Auszüge.
Wandel in drei Schritten
Eberhard Hofmann: „Im August 1988 beschloss die 11. Jahreshauptversammlung der Interessengemeinschaft Deutschsprachiger Südwester (IG) die Gründung der Namibisch-Deutschen Stiftung für Kulturelle Zusammenarbeit, kurz NaDS. Die IG war der letzte größere kulturpolitische Interessenträger deutschsprachiger Namibier. Hier seien die Gründerväter und -mütter erwähnt, die in einem Gremium die damaligen Statuten vorbereitet haben. Sie kamen im Kern aus dem Sprachwettbewerbskomitee der IG - der Gründung der NaDS war 1987 schon der erste Sprachwettbewerb für namibische Schüler vorausgegangen, die Deutsch als Fremdsprache lernen.
Da waren Imke Weitzel aus dem Vorstand der IG, Prof. Volker Gretschel und Dr. Marianne Zappen-Thomson aus der Fakultät für Germanisitik in der Vorläuferinstitution der heutigen Universität von Namibia, der Academy for Tertiary Education, und Prof. Dr. Gerhard Tötemeyer, ebenfalls auf der Akademie. Den zeitgeschichtlichen Rahmen der Gründung der NaDS bildete die sozial-politische Dämmerung, die Umbruchstimmung vor der Unabhängigkeit Namibias. Es war ein weitgehend international bestimmter Rahmen, der mit mehr Unwägbarkeiten als mit Gewissheiten bestückt war - in the official language we would say - ,more imponderabilities than certainties´ -. Im konkreten Falle von Namibia können wir sagen, dass in einer günstigen Sternstunde aus den meisten Unwägbarkeiten Gewissheiten wurden…
Die 25 Jahre NaDS gliedern sich drei Abschnitte .
Im ersten Abschnitt war der IG-Vorsitzende Wilfried von Marees ex officie erster NaDS-Vorsitzender .
In dieser Zeit läuft die NaDS mit Zuwendungen aus dem Sonderfonds für das Südliche Afrika sowie aus Mitgliedsbeiträgen an. Erste Projekte werden schon 1989 ausgeführt.
Im zweiten Abschnitt drohte die Auflösung der NaDS. Die Zuwendungen aus dem Sonderfonds für das Südliche Afrika waren 1993 versiegt und die Sprachförderung, bzw. die ganze NaDS stand am 15. Dezember 1993 vor dem Aus (einziger Punkt auf der Tagesordnung !). Am 12. März 1994 entschied sich eine hartnäckige kleine Mitgliederversammlung mit 20 Ja-Stimmen (gegen 5 x Nein) für die Fortsetzung der NaDS, die dann im April mit, unverschlissenen NaDS-Newcomern´ mit Mut und Ideen an die Wiederbelebung der Stiftung gingen, wie Erika von Wietersheim in der NaDS-Chronik im Jahrhundert-Buch der Namibia-Deutschen schreibt. In diese Phase, 1998, fällt der Kooperationsvertrag mit dem Goethe-Institut, wonach die NaDS im Estorff-Haus schließlich Anschluss an das Internationale Netzwerk des selbigen Instituts erhielt. Es ist eine vertraglich geregelte Partnerschaft, die - so drückt Erika von Wietersheim es in der lesenswerten Chronik bis 2002 treffend aus - die eine ,kostengünstige Miniaturausgabe eines Goethe-Instituts´ darstellt.
Im letzten und aktuellen Abschnitt wandelt sich die Mitgliedsvereinigung zu einem Trust und am 28. März 2007 beim Obergericht registriert. Die NaDS fungiert als Rechtsperson, als Arbeitgeber und als Träger des Goethe-Zentrums und schreitet auf der Grundlage in die Zukunft, mit einer gut bestückten Mediathek, mit einer vielseitigen Sprachschule, die ohne deutsche Unterstützung steigende Studentenzahlen lockt und mit einem Kulturprogramm, das nach wie vor ein buntes, oft multikulturelles Publikum lockt.
Wir erfreuen uns seit mehreren Jahren der guten und vertraulichen Kooperation mit der deutschen Botschaft und mit anderen Partnern. Das soll unbedingt fortgesetzt werden.“
Strukturfragen der NaDS
Prof. Volker Gretschel wollte seinen Beitrag als subjektive Erinnerung eines der Beteiligten verstanden haben, der vor 25 Jahren für die Gründung der Namibisch-Deutschen Stiftung für kulturelle Zusammenarbeit (NaDS) maßgeblich verantwortlich war. Hier ein kurzer Auszug aus seiner Ausführung. Zuerst nannte er die Mitstreiter zur Zeit der NaDS-Gründung, die bei der Feier nicht anwesend sein konnten: „Prof. Gerhard Tötemeyer, Prof. Marianne Zappen-Thomson, Imke Weitzel, K.W. von Marees, der inzwischen leider verstorbene Vorsitzende der Interessengemeinschaft deutschsprechender Namibier (IG) … Die IG sah es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, die Deutschsprachigen im Land zu überzeugen, sich am politischen Prozess zu beteiligen und an eine friedliche Zukunft nach Entlassung in die Unabhängigkeit unter einer Swapo-Regierung zu glauben…
Es sollte von Anfang an klar sein, dass wir primär eine namibische Perspektive sowie namibische Interessen vertreten würden und uns trotz der zahlenmäßigen, wirtschaftlichen und finanziellen Überlegenheit unseres bundesdeutschen Partners als ebenbürtiger Vertragspartner begriffen … Es ist fürwahr ein erhebendes Gefühl, dass wir heute Abend die Feierlichkeiten in diesem altehrwürdigen Haus begehen können, denn es bleibt ein visuelles Bindeglied zwischen der namibischen Gegenwart und der kolonialen Vergangenheit und erinnert beide Partner an ihre Verantwortung für die Zukunft.“
Prof. Gretschel hat die Umwandlung der Stiftung - nicht dem Namen nach, aber in den Statuten - in der dritten Phase als großen Einschnitt erlebt, als die Körperschaft von einer Mitgliedervereinigung zu einem Trust umgewandelt wurde, was er als einschränkend beurteilt:
„Der Vorstand beschränkt sich in seinen Aufgaben auf die Unterstützung des überbelasteten Personals des Goethe-Zentrums und kann keine Initiative zur Verwirklichung eigener Projekte ergreifen. Als einziges attraktives Großprojekt ist der NaDS momentan nur noch der jährliche Sprachwettbewerb geblieben. Wenn es in hoffentlich nicht zu ferner Zukunft wirklich zur Gründung eines Goethe-Instituts kommen sollte, hätte die NaDS keine Existenzberechtigung mehr, denn sie wäre als Trägerverein obsolet geworden, und ein Sprachwettbewerb stellt noch keine Grundlage zum Fortbestehen dar. Sollte der NaDs wirklich daran gelegen sein, das fortzusetzen, was die Gründer einst intendierten, dann müsste man zu einer Stiftung mit Mitgliedern und einem gewählten Vorstand zurückkehren.“
Die NaDS hat sich im gewandelten Zeitrahmen wiederholt mit Strukturfragen befasst und wird es auch künftig tun. Klaus Hess von der DNEG äußerte sich abschließend, dass seine Institution weiterhin vor allem im Sprachwettbewerb ein Partner der NaDS sein wolle. Hess hat sich verschiedentlich und wiederholt auch für die Einrichtung eines vollständigen Goethe-Instituts in Windhoek ausgesprochen.
Allgemeine Zeitung
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