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Hilfe in den Vorstädten

Sozialer Abstand ist in informellen Siedlungen so gut wie unmöglich
Frank Steffen
Von Jana-Mari Smith & Frank Steffen, Windhoek

Der Mangel an Strom, Wasser und WCs im Haus treibt täglich trotz Sperrmaßnahmen tausende Einwohner der minderbemittelten und informellen Siedlungen in und um Windhoek auf die Straße und in die Geschäfte. Ihnen fehlt meist ein ordentliches Dach überm Kopf, ganz zu schweigen von Zugang zu laufendem Wasser

So wies Anna Wedeinge, Gemeindevorsteherin der informellen Siedlung Kapuka, auf zwei heruntergekommene Toiletten in der Nähe ihrer Hütte und erklärte, dass diese von Hunderten geteilt würden. Stattdessen würden sich viele Einwohner lieber an den nahen Busch halten. Der Taxifahrer Mathew Kambonde, der im Windhoeker Wahlkreis Moses Garoëb bei Katutura lebt, vertritt indessen die Meinung, dass die Ausgangssperre noch keine wirkliche Auswirkung auf seine Umgebung hatte.

Die ansässigen Familien seien allerdings über den plötzlichen Rückgang des täglichen Einkommens besorgt, das bisher durch den Verkauf von Lebensmitteln und anderen Waren oder einer Vielzahl unternehmerischer Anstrengungen gewährleistet worden war. „Wir verstehen den Grund für die Ausgangssperre. Wir brauchen aber auch Hilfe, um unsere Kinder und uns selbst zu ernähren, wenn wir überleben wollen“, erklärt Kambonde, dessen Arbeitgeber (Besitzer der Taxe) demnächst mit seinen „Taxigebühren“ rechnet, während das Auto meist stilsteht.



Tippy-Taps eingerichtet

Gerade darum freuten sich die Einwohner – insbesondere Wedeinge – über die Installation von hunderten sogenannten Tippy-Taps, die im Rahmen eines schnellen Notstandsplanes in dieser Woche von dem Development Workshop Namibia (DWN) und der Namibischen Umweltkammer (NCE) geschenkt und installiert wurden. Diese Wasserkanister-Vorrichtungen, die mit einer Mischung aus Wasser und Seife gefüllt sind, sind jetzt in Kapuka alle paar Meter zu finden und erlauben es den Nutzern, die Hände zu waschen, ohne den Kanister beim Kippen mit den Händen berühren zu müssen. Dies dient dem Kampf gegen den COVID-19-Virus.

Es fehlen aber auch Kühlanlagen, weshalb die Einwohner regelmäßig frisches Fleisch und Fisch einkaufen müssen – auch dabei gerät der soziale Abstand in Vergessenheit.

Einwohner Abraham Jason hat einen eigenen Tippy-Tap entworfen und seine Nachbarn eingeladen, sich häufig die Hände zu waschen. Er bleibt aber über den Mangel an sozialer Distanzierung besorgt, da die Hütten in den beengten Siedlungen einfach zu nah aneinander gebaut wurden. Die Menschen hätten Angst, doch würden sie desinteressiert bleiben: „Viele haben einfach nicht genug Informationen, um zu wissen, wie ernst dieser Ausbruch ist.“ Versuche der Polizei, die Ausgangssperre durchzusetzen, würden meist nur Spott ernten.



Stadt sorgt für Wasser

Früher in der Woche hatte der Windhoeker Stadtdirektor, Robert Kahimise, dem Stadtrat einen Notstandsplan vorgelegt, den er mit der Unterstützung seitens des Ministeriums für ländliche und städtische Entwicklung umsetzten möchte. Die Stadt habe bereits 18 Wassertanks aufgestellt und 80 Toiletten von dem Stromversorger Nampower zur Verfügung gestellt bekommen. Die Stadt genieße die Unterstützung seitens einiger Organisationen und habe inzwischen 1122 Wasserpunkte errichtet sowie 1200 der ehemals aufgrund unbezahlter Rechnungen abgeschnittenen Wasserpunkte (rund 70 Prozent) wieder geöffnet. Das Wasser werde so lange kostenlos zur Verfügung gestellt, bis die Gefahr des COVID-19-Virus gebannt sei.

Der Forscher und Autor, Mark Weston, hatte kürzlich betont, dass Menschen, die zuhause bleiben und dort arbeiten können, einem deutlich niedrigeren Risiko ausgesetzt sind. Für Menschen, die vom täglichen Einkommen abhängig sind, werde die Ausgangssperre indessen untragbar. Darum fordert er Regierungen auf, ihre Ressourcen besonders auf die meistgefährdeten Personen zu konzentrieren, einschließlich für Strategien zur Verbreitung, Prüfung, Behandlung und Isolierung von Informationen. Weston warnte davor, drakonische Maßnahmen gegen die Schwächsten zu ergreifen und ihre Menschenrechte einzuschränken.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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